Kapitel 44

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James

Als ich die Badezimmertür hinter mir schließe, höre ich schon nach ein paar Minuten wie die Dusche angeht und das Wasser zu Boden prasselt.
In mitten dieses Geräusches ist ihr tiefes, herzzereißendes Weinen, und als ich es höre lasse ich mich langsam an der Wand hinabsinken.

Wie soll ich sie je wieder gehen lassen ?
Wie soll ich je wieder normal schlafen, ohne das ich weiß, dass dieses Wesen nicht friedlich schläft und es ihr gut geht?
Wie soll das gehen ?
Will ich sie überhaupt gehen lassen ?

Ich werde die Jungs, die ihr das (fast) angetan haben, zur Schnecke machen. Die werden die frische Luft nur noch hinter einem Gitter genießen.
Wie konnten sie es wagen, eine Frau, gegen ihren Willen, anzufassen und sie auszuziehen !?
Es gibt viele die sowas freiwillig machen würden, aber an Rosalie geht niemand von diesen Drecksgriffeln.

Sie haben sich die falsche Braut ausgesucht. Das wird für sie alle böse enden.
Die Tatsachen verbessert es trotzdem nicht.

Sie haben sie angefasst.
Sie haben sie geschlagen.
Sie haben sie festgehalten und ausgezogen.
Sie haben sie zum weinen gebracht und das kriegen sie wieder.

Aber ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann. Sie tut mir so unfassbar leid und ich will mich selbst verprügeln, dass ich nicht schneller bei ihr war. Wie konnte ich das überhaupt zulassen ? Warum war ich nicht frühzeitig anwesend ?

Ein lautes Schluchzen ertönt aus dem Bad und ich will nur um mich schlagen, jeden umbringen, der diesem Mädchen je wieder zu nahe kommt und sie anfasst.
Ich will sie in den Arm nehmen, ihr die Angst nehmen, die Panik, aber wer bin ich, dass ich sowas dürfte. Woher soll ich wissen, dass sie das nicht noch mehr bricht und sie schließlich auch noch Angst vor mir hat.

Verzweifelt und so besorgt um sie, stehe ich wieder auf und lasse sie erstmal allein. Sie braucht Zeit, erstmal ihre Ruhe, und ich will sie zu nichts drängen.
Sie soll alles machen, damit sie sich besser fühlt und es ihr besser geht. Ich will nur, dass es ihr gut geht. Und ich werde alles dafür tun.

In meinem Büro gehe ich zuallererst zum Telefon und rufe Ms. Wave an.
Rosalie wird die nächsten Tage nicht mehr arbeiten. Das werde ich nicht zulassen und ich bezweifle, dass sie etwas dagegen hat.

,,Ja ? Wave hier ?'', fragt eine aufgebrachte, leicht genervte, Stimme und ich lehne mich im Bürosessel zurück.
„Guten Tag, Ms. Wave, hier spricht James."
,,James ? Was rufst du mich so spät noch an, womit habe ich die Ehre ?'' Jetzt klingt sie hellwach und fröhlich.
,,Ich möchte dich nur über eine Vertretung informieren, die ich arrangieren werde, damit Ms. Miller, Ihre Sekretärin, auf unbegrenzten Zeitraum beurlaubt werden kann.''
,,Du meinst meine Rosalie ? Du willst sie beurlauben ?'' Sie scheint ungläubig deswegen.
,,Ja, das will ich, sie selbst ist gerade nicht in der Fassung Sie dies zu fragen aber ich werde Ihnen eine Vertretung schicken und dann dürfte das alles doch kein Problem sein, oder ?''
Meine Frage verlangt im Grunde keine Antwort, denn ich bekomme was ich will. Sie würde es mir nicht ausschlagen.
,,Nein, nein. Das...ist kein Problem und sehr freundlich von dir, aber warum ruft sie nicht selbst an ?''
,,Weil sie nicht kann. Sie ist gesundheitlich nicht im Stande dazu und wird bis auf weiteres Ruhe und Zeit für sich brauchen.''
,,Oh. Wenn das so ist...ja, kein Problem, ihre Arbeit sollte ich bis Ende dieser Woche noch selbst hinbekommen.''
,,Gut, am Montag schicke ich Ihnen eine Aushilfe und Ms. Miller wird wiederkommen sobald sie sich besser fühlt.''
,,Ja, sie soll sich ruhig ausruhen, in den nächsten Wochen wird sie nichts verpassen und per E-Mail werde ich sie bestens auf dem Laufenden halten.''
,,Danke''
,,Ich habe zu danken. Schön das du angerufen hast und richte ihr bitte meine Besserungswünsche aus.''
,,Das werde ich tun.''
,,Dankeschön. Auf Wiederhören.'' flötet sie in den Hörer und legt auf.

ROSE - Warum weinst du? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt