Kapitel 6 - ✔️

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Rosalie

Da die Sitzung länger dauert als vorgesehen muss ich nun anstelle von Mrs. Wave zu ihrem Termin.
Mrs. Spring lebt ganz in der Nähe, sodass ich mit samt ihrem Kleid zu ihr laufen kann.
Dezent weiche ich den Menschenmassen auf den Straßen aus und rase etwas gehetzt über die Ampeln, um ja nicht zu spät zu kommen.
Schließlich gelange ich an das Hochhaus in dem sich auch die Penthaus Wohnung der Kundin befinden soll und betrete mit meinem Kleidersack das mehrstöckige Gebäude.

Unten befinden sich die Empfangstresen an denen eine etwas ältere Dame in Uniform steht und an ihrem Computer herumtippt.
Zögerlich gehe ich auf sie zu und stelle mich vor sie.
Eine Weile geschieht nichts und die Dame irgnoriert mich.
Kurzzeitig denke ich, dass sie mich wegen meiner Größe nicht wahrnimmt, doch dann hebt sie den Kopf und sieht mich, nachdem sie mich strickt mustert, total komisch an, weshalb ich sofort verunsichert bin.
»Eh, Entschuldigung können... Sie mir sagen in welchem Stockwerk Mrs. Spring lebt ?«, frage ich und bemerkte wie dünn meine Stimme klingt.
»Siebter Stock, beim nächsten mal kannst du auch auf die Adresstafel gucken !«, motzt die Frau mich an und ich zucke bemerkbar zusammen bei dem forschen Tonfall. Schnell mache ich mich auf den Weg zum Fahrstuhl, um der Dame nicht noch mal vor die Füße zu fallen.

Am Aufzug stehen eine Menge Leute, die ebenso wie ich, Stockwerke höher wollen und so quetsche ich mich mit ihnen in den engen Raum und frage mich gleich darauf, warum ich nicht die Treppen genommen habe.
Sieben Stockwerke sind nicht so hoch, zumindest verschwitzt erreichbar und immer noch besser als diese Technik.
Was wenn er jetzt stehen bleibt !? Dann komme ich zu spät, kann mich auf Ärger gefasst machen und den ganzen Weg nach Hause laufen, weil ich nicht rechtzeitig zurück zum Auto von Mrs. Wave komme.

Zu meinem Glück bleibt der Fahrstuhl nicht stehen und so komme ich pünktlich in der Wohnung von Mrs. Spring an, die in ihrer Wohnung auf dem Sofa sitzt und an ihrem Handy spielt.
Nebenbei läuft ihr Fernseher und eine Putzhilfe dümpelt ab und zu durch die Gegend.
Mrs. Spring allerdings ignoriert sie komplett und kommandiert sie nur ab und zu herum.
Als ich eintrete und der Aufzug sich mit einem Piepton hinter mir schließt, erhebt sie sich aus ihrer Position und sieht dabei aus, als wäre sie heute zum ersten Mal aufgestanden. Das, das nicht abwegig ist, weiß ich, denn wer reich heiratet, hat den ganzen Tag frei.

Mrs. Spring baucht keine Arbeit, sie ist jung und hübsch, ihr Mann bringt das Geld ein, und sie kann es für ihn verprassen. Sie muss weder putzen noch kochen noch sonst etwas tun, sodass ihr Leben, wie das vieler, aus entspannen und shoppen besteht.

»Ach, bist du ....?!« (Nichtmal aufpassen und Namen kennen muss sie)
»Guten Tag, Mrs. Spring, mein Name ist Rosalie und ich komme im Auftrag von Mrs. Wave. Sie haben heute einen Termin bezüglich ihres Kleides und da Mrs. Wave den Termin leider nicht wahrnehmen kann bin ich nun da, um Ihnen zu helfen...«, stelle ich mich vor und warte auf eine Reaktion.
»So, du bist also die Vertretung. Okay und wo ist das -«
Ich unterbreche sie sofort.
»Hier ist Ihr Kleid, möchten Sie es anprobieren ?«
»Ja, folg mir.«, sagt sie ein wenig bissig und läuft los, um das Sofa herum, an der Küche vorbei, zu einem kleinen Flur auf dem sich mehrere geschlossene Türen befinden.
Hinter einer teuren Flügeltür vermute ich das Schlafzimmer.
Links daneben ein Bad und rechts daneben wird vielleicht -.
Sie öffnet die Tür und eine Reihe Kleiderstangen mit daran hängenden Kleidern, Anzügen und Assessoren in allen möglichen Formen füllen den Raum.
Das ist also Ihr Schrank. Wow.

»Du wartest hier !«, sticht sie mich an, reißt den Kleidersack aus meiner Hand und knallt die Tür hinter mir zu.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
Jetzt bloß nichts falsch machen...

Nach ein paar Minuten hört man einen Reißverschluss schließen und gleich danach ertönt ein »Herein«
Vorsichtig öffne ich die Tür und trete in den großen Raum voller teurer Kleider.
So viele Klamotten habe ich eigentlich nur in Geschäften gesehen.
Es ist verrückt wofür die Menschen heutzutage ihre Massen an Geld ausgeben, anstatt damit etwas sinnvolles zu tun.

ROSE - Warum weinst du? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt