Kapitel 67

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Rosalie

Die Tage ziehen vorbei.
Es sind schöne Tage.
Entspannte Tage.

Morgens kommt der Arzt, untersucht mich und bleibt meist noch lange Zeit, um sich mit mir zu unterhalten.
Dr. Sanders ist einer der nettesten Männer, die mir je begegnet sind.
Er ist ein sehr ruhiger Mann mit Humor und Worten mit Botschaft.
Es macht mir Spaß mich mit ihm zu unterhalten, als würden wir uns schon ewig kennen.

Er ist wie ein Großvater für mich und unsere Gespräche gehen weit über die eines Arztes hinaus.
Er hat mir von seiner Enkelin erzählt und wie sehr ich ihn an sie erinnere.
Ich habe ihm von meinem Vater erzählt, davon,wie er früher war und den Grund, warum ich nie abgehauen bin.

Ich habe bei ihm das Gefühl, dass er Dinge auf ganz besondere Weise versteht und zu jeder Sache im Leben eine einzigartige Verbindung hat.
Reisen ist für ihn zum Beispiel nicht nur Urlaub, sondern ebenso viel Arbeit.
Er hat gesagt, dass man sich beim Vereisen und planen eines Urlaubs mehr Stress macht, als später dafür entspannt.

Irgendwie macht das Sinn.

Wenn Dr. Sanders dann mit seinen Untersuchungen durch ist, wartet irgendjemand meistens schon vor der Tür.
Meine Mum ist oft da, manchmal sitzen sie und Conni dann zusammen auf dem Sofa und wir unterhalten uns.

Es ist wie früher.
Sie ist immer noch die selbe Mum, wie ich sie lieben gelernt habe und sie wieder zu haben, ertrinkt den Schmerz, den ich empfand als sie ging.

Ich will das vergessen, nach vorne sehen und ich sehe einen Teil von meiner Zukunft in zwei ganz besonderen braunen Augen, die die meiste Zeit hier im Krankenhaus bei mir verbringen.

James ist oft die ganze Nacht hier.
Wir reden, wir lachen und dissen uns gegenseitig wie in den ersten zwei Tagen, die wir uns kennengelernt haben.

Ich nenne ihn wieder Prinzessin.
Er macht wieder Witze über meine Größe.
Es fühlt sich an, wie am ersten Tag, an dem mir noch nicht klar war, wie sehr ich mich in ihn vergucken würde. Damals wusste ich nicht mal seinen Namen!
Obwohl, vielleicht wollte ich damals nur einfach nicht auf mein Herz hören.

Jetzt jedenfalls bin ich glücklich.
Die endlosen Gespräche mit ihm über teils Ernst aber auch über den letzen Müll, sind das beste seit Jahren und die langen und gefühlvollen Minuten, in denen wir uns küssen, in denen er mich in den Arm nimmt, sich zu mir legt und ich mit dem Kopf auf seinem Arm einschlafe oder in denen er einfach nur meine Hand hält, erinnern mich an einen Traum, den ich damals aufgegeben habe.

Der Traum, irgendwann wieder von jemandem geliebt zu werden.

Diesen Wunsch, diese Vorstellung, habe ich von heute auf morgen wieder bekommen, hat er mir wieder gegeben, und ich werde ihm ewig dankbar sein.

Er ist das beste was mir passieren konnte und all die kleinen und großen Dinge, die er für mich tut, zeigen mir, was für ein toller Mensch er ist und wie anders ein Mann sein kann.

Er ist ein Mann, wie kein anderer.
Ich will und kann ihn nie ersetzten, deshalb werde ich jetzt darum kämpfen, dass das Glück gerade, anhält.
Egal ob wir uns streiten oder es manchmal schwer wird.
Ich will ihm immer zeigen, dass sich meine Gefühle nicht ändern.
Ich werde ihn nicht mehr verlassen und ich glaube, davor das es doch passiert hat er am meisten Angst.

Wir haben uns ausgetauscht.
Er hat mir von seinem Vater erzählt. Von den Ängsten die er damals hatte und wie sehr ihn meine Lage, an die seines Vaters erinnert.
Er hat mir erzählt, dass es ähnlich war.

Sein Vater war auf dem besten Weg zur Besserung, lag schon wieder in einem normalen Bett und war kurz vor der Entlassung. Er war wach, hatte noch mit James gescherzt.
Und am nächsten Morgen, wo er wieder kam, sagte man James, dass sein Vater einen Zusammenbruch hatte und unter Herz Versagen starb.

ROSE - Warum weinst du? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt