Kapitel 3

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Vor mir stand ein verdammt gut aussehender Mann, gut einen Kopf größer als ich.
Man sah ihm trotz der Jacke an wie trainiert er war. Seine Haare waren ziemlich verwuschelt, ließen ihn aber nur noch besser aussehen.
Langsam hob sich mein Blick und ich sah ihm ins Gesicht.

Vor ihm stand eine kleine, wunderschöne Frau und sah ihn an. Er musterte sie kurz von oben bis unten. Sie war gut einen Kopf kleiner als er, hatte eine wahnsinnig schöne Figur, ihre langen schwarzen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden. Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht. Wie könnte er diese Augen jemals vergessen, dieses helle braun hätte er überall erkannt. Und durch ihr Make-up strahlten sie noch mehr als sowieso schon. Er musste lächeln. Er hatte sie sofort erkannt, auch wenn sie sich wirklich sehr verändert hatte, aber das hatte er ja auch.

Mit offenem Mund starrte ich ihn an, unfähig mich zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen.
Doch als er seinen Mund öffnete und ein leises „Hallo Hails", von sich gab und mich schief anlächelte, löste sich meine Starre. Niemand außer ihm hatte mich jemals so genannt.
Ich fiel ihm um den Hals und er lachte leise, legte aber seine Arme fest um mich und hob mich hoch.

„Oh Gott Jon", kam es leise über meine Lippen.
Jetzt erst wurde mir klar wie sehr er tatsächlich in meinem Leben gefehlt hatte, mein bester Freund.
Er setzte mich vorsichtig wieder auf dem Boden ab und sah mich an.

Niemals hätte er gedacht sie jemals wieder zu sehen und nun stand sie hier vor ihm.

Als sein Vater ihn angerufen hatte um sich wegen der freien Stelle als Physiotherapeutin bei der WWE zu erkundigen, war er erst verwirrt, aber als er ihm gesagt hatte um wen es ging, hatte er sich so schnell es ging auf den Weg gemacht. Er bereute es das er zugelassen hatte das der Kontakt abgebrochen war. Aber alles hatte seine Gründe, und nun hatte er sie ja endlich wieder vor sich.

„Oh man ich hab dich vermisst", grinste er.
„Oh und ich dich erst. Kommst du mit hoch?", fragte ich ihn und lächelte.

Er ließ sich von ihr in ihr altes Zimmer ziehen und musste grinsen. Hier hatte sich absolut nichts verändert. Ein altes Bild von ihnen hing noch immer an der Wand neben dem Bett, das kleine Herz und den Smiley den er neben den Lichtschalter an die Wand gezeichnet hatte, selbst das war noch da.
Er setzte sich aufs Bett, wie er es immer getan hatte und sah sie an.
Sie stand sichtlich überfordert und mit gefährlich nassen Augen im Zimmer und sah ihn an. Er wusste genau wie sie war, auch wenn es ewig her war das sie sich gesehen hatten. Sie war seine beste Freundin und würde es wohl auch immer bleiben, denn niemand war so wie sie.

"Ja kommst du jetzt endlich her? Ich will endlich meine beste Freundin hier neben mir liegen haben und stundenlang über jede scheiße lachen. Aber erst erzählst du mir was los ist", sagte er ruhig und streckte seine Arme nach mir aus.
Sofort ging ich einen Schritt auf ihn zu und ließ mich in seine Arme ziehen.

Für Außenstehende musste es aussehen als wären wir ein Paar, aber das hatten wir immer schon gemacht. Stundenlang hatten wir gekuschelt, hatten wirklich alles zusammen gemacht, ich war sogar seine Begleitung bei seinem Abschlussball gewesen.

Viele hatten wirklich geglaubt wir wären zusammen, waren wir aber nie gewesen. Selbst seine Eltern dachten wir wären verliebt, doch wir waren einfach immer die allerbesten Freunde gewesen.

Er umarmte sie und drückte sie fest an sich. wie sehr er das vermisst hatte.
Der Kontakt hätte einfach nie abbrechen dürfen. Er war sich mehr als bewusst das es seine eigene Schuld gewesen war, aber es hatte seine Gründe. Nicht das es richtig gewesen wäre, aber er hatte den Kontakt zu ihr einfach nicht mehr ausgehalten.
Er hatte sie geliebt, also so daneben lagen die meisten gar nicht. Für ihn war das alles mehr als Freundschaft gewesen. Und dann musste er für seinen Traumjob umziehen, so weit weg von ihr. Es hatte ihm fast das Herz zerrissen aber er musste es einfach tun. Und als es dann zuerst nur schlecht lief hatte er angefangen zu trinken und hatte wohl irgendwie für sich selbst beschlossen, das Abstand erstmal gut wäre. Ja und somit war der Kontakt weg.
Er hatte sie mal angeschrieben, aber auf die Nachricht kam nie eine Reaktion als dachte er sie wollte nichts mehr von ihm wissen.

Jetzt lag ich mit dem Kopf auf seiner Brust und hatte meine Arm um seinen Bauch gelegt.
"Mein Vater hat mich direkt angerufen als du weg warst. Er hat mir erzählt das du dich nach mir erkundigt hast und das du mich wohl vermissen würdest, da hab ich mich so schnell es ging auf den Weg hier her gemacht", brach er das Schweigen.
"Oh ja und wie ich dich vermisst habe. Ich wollte dir so oft schreiben aber wusste nicht wie. Deine Nummer hatte ich nicht mehr da mein Handy kaputt ging und du und Social Media, naja du weißt schon", grinste ich. 
"Ich hab dir vor ca. 3 Jahren mal geschrieben, aber du hast nie geantwortet. Du hast die Nachricht sogar gelesen aber es kam nie eine Reaktion darauf. Da hab ich angenommen du willst nichts mehr mit mir zu tun haben", antwortete er jetzt etwas verwirrt.
"Ich habe nie eine Nachricht erhalten, sonst hätte ich doch sofort geantwortet. Wie kann denn das...", weiter sprach ich nicht denn mir war plötzlich klar wie das passieren konnte.
"Hails?", fragte Jon als ich mitten im Satz aufhörte zu reden.

"Chaze, dieses verdammte Arschloch. Er muss die Nachricht gelöscht haben. Er war immer sehr eifersüchtig, was irgendwie ziemlich ironisch ist da er es war der mich betrogen hat und dann noch mit meiner besten Freundin. Er wusste genau wie wichtig du mir bist, oh Gott ich bring ihn um", antwortete ich jetzt wütend.

"Wer ist Chaze?", fragte er nun und spannte sich etwas an. Er hasste es wenn sie jemand verletzte, auch wenn er es selbst schon getan hatte. Er hatte sie immer vor allem beschützen wollen.
"Mein Exfreund. Ich hab mit ihm in New York gelebt, in ner kleinen Wohnung. Es war alles echt toll, ich habe ihn geliebt. Ja bis zu dem Tag an dem ich früher von der Arbeit kam um ihn zu überraschen, und ihn mit meiner ach so tollen besten Freundin im Bett erwischt habe. Ich hab sie beide aus der Wohnung geschmissen, hab meine Sachen gepackt und bin abgehauen. Gott dieses Arschloch ich fass es nicht. Ich hab alles verloren. Ich habe weder wirklich Freunde, keine Wohnung, keinen Job. ", fluchte ich und eine Träne rann über meine Wange.
"Ich bin so unglaublich froh das du hier bist", setzte ich dann leise nach.

"Hör zu. Du hast mich, deinen besten Freund. Ich bin hier ja und ich werde dich nie wieder alleine lassen, versprochen. Und du wirst auf keinen Fall wieder zurück nach New York gehen.
Ich denke ich hab da etwas für dich was dir mit Sicherheit helfen würde.", lächelte er jetzt.
"Ach und was?", fragte ich leise.
"Was hältst du davon wenn ich dich einfach mitnehme ? In der WWE suchen wir gerade eine Physiotherapeutin, und ich wüsste keine bessere für die Stelle als dich.
Der Job ist zwar etwas weiter weg, da wir ja nicht nur in LA unterwegs sind sondern viel herumreisen. Aber bei mir in der nähe wäre gerade eine Wohnung frei. Und ich hätte meine beste Freundin wieder jeden Tag um mich, so wie früher. Außerdem hast du gar keine andere Wahl als ja zu sagen weil ich dir bereits ein Vorstellungsgespräch bei uns besorgt habe und Kurt gesagt habe ich bringe ihn um wenn er dich nicht einstellt ", grinste er mich an.

Langsam hatte ich mich aufgesetzt und sah ihn jetzt ungläubig an. Ich spürte wie sich ein Glücksgefühl langsam durch meinen Körper zog und begann schließlich zu strahlen und fiel ihm um den Hals.
"Oh wow Jon du bist der beste!Ich hab dich lieb bester Freund", lächelte ich schließlich und strahle ihn an.

Und zum ersten Mal seit 4 Wochen war es ein ehrliches Lachen gewesen. Ich war glücklich.
Nie hätte ich gedacht das es jemand schaffen würde mich wirklich wieder zum lachen zu bringen doch er hatte es geschafft.
Durch ihn hatte ich vielleicht bald wieder einen Job,  würde in seine Nähe ziehen und dort viele neue Leute kennen lernen. Ich war mir sicher das mir ein Neuanfang mehr als gut tun würde und was wäre besser geeignet dafür als das hier?

Aber das mit Abstand beste war: Ich hatte meinen besten Freund zurück und hätte ihn wieder jeden Tag um mich.
Alles wie früher!

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