Kapitel 17

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Ich verbrachte die restliche Zeit mit Becky, vermied es so gut es ging mich in Jons Nähe aufzuhalten.
Denn ehrlich gesagt, wenn er mich jetzt nochmal so ansehen würde, keine Ahnung was ich dann tun würde.

Jon stand sowieso die meiste Zeit bei Joe und Colby und unterhielt sich, jedoch sah er auch etwas durch den Wind aus.

Ja ich mied es ihn anzusehen, was schwerer war als gedacht, denn mein Blick wanderte immer wieder zu ihm.
Und auch er sah ständig zu mir, jedenfalls beeilte er sich immer seinen Blick schnell abzuwenden, wenn ich zu ihm sah.

Ja ich vermied es wirklich, mich in seiner Nähe aufzuhalten, bis wir schließlich ein Taxi riefen um nach Hause zu fahren.
Wir Mädels teilten uns ein Taxi und die Jungs ein anderes.

Im Hotel angekommen, stieg ich in den Lift um ins richtige Stockwerk zu gelangen, doch als sich die Türe öffnete und Jon plötzlich vor mir stand zuckte ich unmerklich zusammen.
„Ich muss dir was zeigen", sagte er schlicht und stieg zu mir in den Lift und drückte den Knopf um ins oberste Stockwerk zu fahren.
Es war ungewohnt still zwischen uns, denn keiner sagte auch nur ein Wort.
Im obersten Stockwerk angekommen, zog er mich aus dem Lift und eine letzte kurze Treppe hinauf und schließlich durch eine Türe.
Die kühle Nachtluft schlug mir entgegen, als wir durch die Tür waren und WOW.
Wir befanden uns auf dem Dach und diese Aussicht war der Hammer.

Die Skyline New Yorks erstreckte sich vor uns.
Man sollte meinen ich wäre das gewohnt, schließlich hatte ich mal hier gewohnt, aber nein.
DAS hatte selbst ich noch nie gesehen.

„Wow", entfuhr es mir, und das war das erste Wort was ich wieder zu ihm sagte.

„Hailey wir müssen reden", sagte er schließlich.

„Ich denke auch", gab ich leise zurück.

„Das vorhin im Skyview, es.. ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll. Es tut mir leid", sagte er schließlich und seufzte.

„Was genau meinst du? WAS tut dir leid?", fragte ich jetzt.
Ich wusste ja nicht mal was überhaupt passiert wäre, wäre Renee nicht aufgetaucht.

„Ich. Ach scheiße. Diese ganze Situation, du warst so nahe und ich konnte einfach nicht anders.
Und dann kam Renee und du warst so schnell verschwunden", sagte er etwas aufgebracht.
Man sah ihm an, dass ihm dieses Gespräch gerade wirklich schwer fiel, und er nicht die richtigen Worte fand.

„Ich meine was fast passiert wäre. Wir hätten uns fast... Man verdammt ich will nicht das es deswegen jetzt so
komisch ist zwischen uns, wir uns aus dem Weg gehen und so, nur weil ich einen Moment meine Beherrschung verloren hatte.
Wir haben viel getrunken und ich wollte einfach..naja du weißt schon. Tut mir leid", sagte er jetzt, immer noch etwas durch den Wind.

Mir blieb nach dieser kurzen Rede der Mund offenstehen.
Ich hatte mir also nicht eingebildet dass er  ich küssen wollte, er wollte es tatsächlich.
Und jetzt entschuldigte er sich dafür, wieso auch immer.

„Aber Jon..", fing ich an aber wurde sogleich unterbrochen.

„Es tut mir leid Hails. Es wird nichtmehr vorkommen. Versprochen", redete er einfach drauf los.

„JON!", rief ich einmal etwas lauter, damit er endlich mal die Klappe hält doch es half nichts.

„Wirklich. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Es wird nie, nie mehr vorkommen", sagte er jetzt.

Konnte er nicht einfach den Mund halten?
Ich war doch genauso daran beteiligt gewesen wie er, ich habe ihn doch auch nicht zurückgewiesen so wie er mich jetzt gerade.
Er bereute es, ich wusste es. Desto mehr er sagte, desto wütender und trauriger wurde ich.
Ich war genauso betrunken wie er, vielleicht kam auch daher der Mut für die folgende Aussage.
Denn wenn ich ganz bei Verstand gewesen wäre, hätte ich vermutlich einfach meine Klappe gehalten.

„JON! Halt endlich deine verdammte Klappe! Es muss dir absolut nichts leidtun, hast du verstanden?
Das traurige ist das du es offenbar bereust, was du fast getan hättest, während es mich kein bisschen gestört hätte.
Im Gegenteil", rief ich ihm entgegen.

Er redete immer noch weiter, bis meine Worte offenbar endlich in seinem Hirn ankamen, den plötzlich erstarrte er mitten in seiner Bewegung und
sein Mund blieb offen stehen.
„Du.. Warte was?", kam es ihm über die Lippen, während er mich ungläubig anstarrte.

„Ja du hast mich schon richtig verstanden. Tut mir leid aber so ist es nunmal.
Aber da du es ja sowieso bereust, werde ich jetzt in mein Zimmer zurück gehen.", sagte ich und ging Richtung Türe.
Als ich an ihm vorbeiging hoffte ich für einen kurzen Augenblick, er würde mich aufhalten, aber nichts.
Ich ließ mir nichts anmerken und ging einfach weiter.
Scheiße ich hätte einfach nichts sagen sollen.
Was würde das ganze denn jetzt bitte für unsere Freundschaft bedeuten?
Ich war wütend auf ihn, aber am meisten auf mich selbst und meine große Klappe

Plötzlich spürte ich wie er meine Hand nahm und mich zurück in seine Arme zog.
Als ich den Blick hob, sah ich direkt in seine Augen und bemerkte auch wie verdammt nahe er mir so plötzlich war.
Genau wie vorher, war mein Hirn wie leer gefegt und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Seine Hände legten sich an meine Hüfte und er kam mir noch ein kleines Stück näher.

Ich schluckte. Mein Herz raste wie verrückt, mein Hirn war komplett auf Sparmodus.
Alles was ich wahrnahm war Jon, und zwar sehr dich an mir.

„Du kannst mir sowas nicht an den Kopf werfen und dann einfach abhauen, dass lass ich dir nämlich nicht
durchgehen.", flüsterte er leise und verstärkte den Griff an meiner Hüfte etwas. 

Gott, diese Nähe machte mich verrückt.

Ich hob meinen Blick wieder etwas, und als ich ihm wieder in die Augen sah und leicht lächelte, schloss er endlich die letzte Lücke zwischen uns.
Endlich, ENDLICH lagen seine Lippen das erste Mal auf meinen.
Ja klar hatte ich mir diese Situation mindestens tausend Mal vorgestellt, aber die Realität übertraf einfach alles.
Zuerst lagen seine Lippen einfach kurz, ganz ruhig auf meinen, es schien als würde er darauf warten das ich ihn von mir schubsen würde.
Doch ich tat nichts dergleichen, und als er das auch merkte begann er seine Lippen sanft gegen meine zu bewegen.
Ich erwiderte den sanften Kuss und daraufhin zog er mich noch etwas fester an sich und verstärkte den Druck etwas.

wow. Wow. WOW.
Das war alles was mir in dem Moment durch den Kopf ging.
Es war so, als hätte sich mein ganzer Körper auf Autopilot geschalten um sich ganz und gar auf seine Lippen auf meinen zu konzentrieren.
Sie waren etwas rauer als ich sie mir etliche Male vorgestellt hatte, aber trotz allem perfekt.
Doch leider war der Kuss schneller vorbei als mir lieb war.

„Wie kommst du darauf dass ich es bereut hätte? Sieh dich an wie wunderschön und toll du bist? Kein Mann
würde es jemals bereuen dich küssen zu dürfen .", flüsterte er leise als er sich von mir löste und seine Stirn an meine legte.

„Ich weiß es wirklich nicht, es tut mir leid. Vielleicht lag es einfach am Alkohol", flüsterte ich leise zurück.

Wir standen einfach auf dem Dach, doch die Aussicht interessierte keinen von uns beiden.
Wir standen einfach da und sahen uns in die Augen.

„Ist dir kalt? Du zitterst ja richtig. Komm ich bring dich in dein Zimmer", sagte Jon nach einiger Zeit, gab mir einen kurzen sanften Kuss und nahm dann meine Hand in seine.

An meiner Tür drehte er sich zu mir.
„Gute nach kleines", flüsterte er und drückte seine Lippen nochmal sanft auf meine, bevor er sich abwendete um in sein Zimmer zu gehen.

„Jon? Bitte bleib", sagte ich sanft, als er sich bereits ein paar Schritte entfernt hatte.
Überrascht drehte er sich um und sah mich an.

„Ich wollte nicht das du falsch von mir denkst..", sagte er leise und kam wieder auf mich zu.

„Tu ich nicht. Ich hätte dich heute Nacht einfach gerne neben mir.", erwiderte ich, schloss die Tür auf und gemeinsam betraten wir das Zimmer.

Keine Ahnung ob das eine gute Idee war, oder nicht, denn keine Ahnung auf was das hinauslaufen würde.
Doch ich wollte ihn einfach bei mir haben.

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