26.Kapitel

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Für meine Mango

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Ich fühlte mich merkbar unwohl bei dem Vorhaben, welches wir nunmal hatten.
Ich war nicht erpicht auf ein schlechtes Gewissen oder eine Strafpredigt, doch dennoch half ich Sandro, und das aus freien Stücken.
Ich musste wahrlich verrückt sein.
Oder einfach verliebt.

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Der Plan war eigentlich recht simple, weshalb wir wenig Probleme bei der Umsetzung hatten.
Während Sandros Eltern sich lautstark mit dessen Freunden amüsierten, klettern wir durch das Fenster im Bad, welches auf der höheren Etage lag.
Vor diesem Fenster war nämlich ein kleines Vordach, von welchem man problemlos runterspringen konnte, ohne sich ernsthaft zu verletzten.

Für den Fall der Fälle das Sandros Eltern misstrauisch wurden, ließen wir den Fernseher auf einer angemessenen Lautstärke laufen.

An sich war der Plan mehr als sicher, doch dennoch hatte ich haufenweise Bedenken, zu Recht.

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Geschickt schwang ich mich über den Fenstersims und setzte federleicht auf den Dachziegeln auf. Nach zwei Sicheren Schritten, setzte ich mich an den Rand des Vordaches, ließ meine Beine herunterbaumeln und sprang schlussendlich hinunter.
Recht lautlos setzte ich unten auf und drehte mich um, um Sandro ebenfalls beim springen zuzusehen, doch dem war nicht so.

Der kleinere stand am Rande des Daches und sah verunsichert nach unten.
Seine Stirn hatte er in Falten gelegt und nervös drückte er seine Fingerknöchel zusammen.

》Und das ist wirklich nicht zu hoch?《

Fragte mein Schützling zaghaft, beinahe ängstlich.
Ich nickte bestätigend und ergänzte verständnisvoll:

》Lass dir Zeit, es eilt nicht. Aber Ja, natürlich, es ist problemlos zu meistern.《

Er schluckte schwer und fuhr sich mit seinen Fingern durch seine braunen Haaren.
Hatte Sandro etwa Höhenangst?
Verwundert stellte ich fest, das ich diesen Fakt noch nicht gekannt hatte, wo ich doch sonst recht viel über ihn wusste.

Das Problem dabei war nur, das Sandro nicht danach aussah, als würde er bald hinubterkommen.
Da ich vermeiden wollte das seine Eltern uns schlussendlich doch bemerkten, und vielleicht weil ich ihm einfach nah sein wollte, hielt ich ihm meine beiden Hände hin:

》Ich fang dich auf, hab keine Angst.《

Ich schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln und hoffte inständig er würde mir genug vertrauen.

Mein gegenüber stieß ein letztes mal seine aufgestaute Luft zwischen seinen Lippen aus und ließ sich dann bereitwillig, wie ich zuvor, fallen.

Meine Hände packten ihn noch bevor seine Füße den Boden berührten, worüber nicht nur ich froh war.
Der kleine hatte sich krampfhaft auf die Lippe gebissen, vermutlich um einen Schrei zu unterdrücken.

Langsam öffnete er seine zusammengepressten Augen wieder und blickte mir dankbar entgegen.
Seine Augen funkelten mich an, und beinahe bildete ich mir ein, kleine Funken in seiner Iris zu erkennen.

Als ich spürte wie sein heißer Atem gegen meine Lippen bließ, erschrak ich innerlich, ließ es mir aber äußerlich nicht anmerken.

Langsam stellte ich Sandro zurück auf seine Füße, während in meinem Kopf das pure Chaos herrschte.
Durch seine Nähe brannten bei mir, mal wieder, alle Sicherungen durch.
Meine Gedanken, die ich hatte, entglitten mir sofort, sofern sie nichts mit der Person zu tun hatte, der meine Aufmerksamkeit galt.
Nämlich Sandro.

Logos▪Engel der Vernuft  - LondroffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt