42.Kapitel

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P.o.v. Logos

Wie versteinert stand ich neben Petrus.
Nein.
Nein!
Das durfte nicht passiert sein.
Das konnte nicht passiert sein, niemals, redete ich mir ein.
Vollkommen betäubt sanken meine Hände hinunter.
Ich fühlte mich so leer, so unfassbar kalt.
Langsam fing meine rechte Hand an zu zittern, ein undefinierbarer Druck durchfuhr meinen Oberkörper.
Die Informationen, über das was ich eben gesehen hatte, sickerten erst jetzt wirklich durch.
Sandro war tot.

Klirrend fiel das Fernrohr zu Boden und zersprang in mehrere Einzelteile.
Ich wünschte mein Herz würde das selbe tun, doch Nein.
Mein Herz zersprang nicht, es zerriss.
Quälend langsam.
Es zog. Es schmerzte.
Ich wollte das es aufhörte.
Doch das würde es niemals wieder tun, weil kein Mensch aufhören konnte tot zu sein.
Meine Sicht verschwamm.
Alles schien zu verschwinden, genauso wie der Mensch, der mich irgendwo, irgendwie am Leben gehalten hatte.
Die erste Träne lief über meine Wange.
Der Damm war gebrochen, nun hielt mich nichts mehr zurück.
Dicke Tränen strömten mein Gesicht hinunter, sodass es nichts gebracht hätte auch nur eine davon weg zu wischen.
Wie betäubt sackte ich auf meine Knie, mitten ins Scherbenmeer.
Der Scherben, meiner verlorenen Hoffnung.
Nur gedämpft vernahm ich einen Schrei und realisierte erst viel später, das es wohl meiner gewesen sein musste.
Eine Beklemmtheit überkam mich und schnürte mir die Luft weg. Es war als würde jemand meinen Brustkorb zusammenpressen.
Schrecklich.

》Nein!《

Ich erkannte meine eigene Stimme kaum wieder.
Es klang so brüchig, so verletzt.
Als hätte man alles von mir genommen.
Hatte man auch.
Und es tat weh, so unfassbar weh.

Ich krümmte mich noch mehr zusammen, als ich eine schwere Hand auf meiner Schulter spürte.

》Was hast du gesehen, Logos?《

In diesem Moment hasste ich Petrus.
Ich wusste er konnte nichts dafür, aber die Ruhe die seine Stimme ausstrahlte, die Gelassenheit...ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen.
Einfach so.
Aus Wut auf den Rat, der mich zu sich geholt hatte.
Aus Wut auf Gabriel, der...

Zornig schlug ich Petrus Hand weg.

》ES IST SEINE SCHULD, SEINE! Nicht meine...n-nicht ...《

Die Trauer gewann abermals die überhand und ließ meine Wut im Winde verwehen.

Ich spürte warme Arme, welche sich um meinen Körper schlungen.
Schwach ließ ich mich in diese fallen und krallte mich an die Brust der Person, wer auch immer es sein mochte.

Ich wusste es war meine Schuld.
Ich war schuld, das Gabriel Sandro überhaupt kannte.
Ich war schuld, das Gabriel so wütend auf Sandro war.
Ich war Schuld, das ich Sandro nicht beschützen konnte.

》Schhh...《

Beruhigend Strich mir jemand über meine Haare.
Tatsächlich stoppte es nach einer Weile meine Tränen.
Den Schmerz jedoch, den behielt ich.
Er schien sich sogar noch weiter auszudehnen als zuvor.

Ich wagte einen kurzen Blick nach oben, in das Gesicht der Person, die mich tröstete.
Die warmen Augen Ramiels sahen mir entgegen. Voller Trauer und Mitgefühl.

》Er ist tot, nicht wahr?《

Die schmerzliche Endgültigkeit, mit der er den Satz aussprach, jagte mir einen Schauer über den Rücken.

》N-nein er...er ist nicht...er wird nur...Nein, er...er...《

Meine Stimme brach ab, von der Last der Lügen untergraben.
Ich wollte es mir nicht eingestehen.

Ich wusste das es ein Leben nach dem Tod gab, ja.
Aber genauso gut wusste ich wie es in der Hölle war, in der Sandro unweigerlich sein musste.

Wieso auch nur hatte er sich für mich geopfert?
Wieso nur?!

Logos▪Engel der Vernuft  - LondroffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt