10. Dezember 2018

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[Kapitel 10 # Montag]

Den letzten Bissen meines Schokobrötchens hinunterschluckend betrete ich mit Mel das Klassenzimmer. "Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es Freitagabend war", öffnet die Braunhaarige ihren Mund, als sie sich scheinbar daran erinnert, dass Carter Morris eine Party geschmissen hat.

"Es war ganz gut", runzle ich meine Stirn, nachdem diese Worte meinen Mund verlassen haben. "Du solltest das nächste Mal mitkommen", lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen. "Klar, das nächste Mal", murmelt Melissa, während sie sich zu ihrem Rucksack hinunterbeugt.

Zerknirscht blicke ich meine Freundin von der Seite an. "Tut mir leid", spiele ich peinlich berührt mit meinen Haaren, "ich hätte dich schon am Donnerstag fragen sollen, ob du mitkommen möchtest." Lachend schüttelt Mel ihren Kopf. "Wahrscheinlich hättest du das tun sollen. Aber wir wissen beide, dass es mir meine Mutter sowieso nicht erlaubt hätte."

Nickend wende ich meinen Blick von dem Mädchen neben mir ab. Ihre Mutter ist sehr streng, wenn es sich um Verabredungen, die nichts mit der Schule zu tun haben, handelt. "War Shawn wieder so betrunken, wie auf der letzten Party, die ihr zusammen besucht habt?", dreht sich Melissa grinsend zu mir, bevor sie einen Schluck aus ihrer Wasserflasche nimmt.

Sie lebt förmlich von dem Klatsch und Tratsch über Shawn, den ich ihr manchmal aus erster Hand liefere. "Nein", starre ich auf einen Punkt an der Tafel. "Leider", füge ich dann leise hinzu. Denn hätte Shawn am Samstagmorgen einen Filmriss gehabt, würde er sich womöglich nicht mehr an unseren Kuss erinnern.

Die Braunhaarige schnappt nach Luft, um mir die nächste Frage zu stellen. Jedoch wird sie von unserem Englischlehrer, der seine Tasche auf das Pult schmeißt, unterbrochen. Schnell huschen die letzten Schüler, die allein aus Prinzip immer zu spät aus der Pause wiederkehren, durch die angelehnte Tür und schlendern zu ihren Plätzen.

Da Mister Lewis bereits in der ersten Minute der Unterrichtsstunde eine neue Aufgabenstellung an die Tafel schreibt, greife ich nach einem Kugelschreiber. Seufzend schlage ich meinen Collegeblock auf. "Bitte beginnt damit, die Aufgaben zu bearbeiten. Derweilen hole ich eure Kursmappe", erhebt unser Lehrer seine Stimme, bevor er den Klassenraum eilig verlässt.

"Jedes Mal dasselbe", verdreht meine Freundin ihre Augen, "wir könnten glatt eine Wette abschließen, wie oft er diesen Spruch in diesem Schuljahr noch bringt." Leise lachend schreibe ich die Aufgabenstellung von der Tafel ab. Doch durch eine kleine Erhöhung, die sich unter meinem Blatt abzeichnet, werden meine Buchstaben unsauber.

"Überraschung", stöhne ich, während ich den Übeltäter zwischen meinem Collegeblock hervorziehe. Ich weiß nicht recht, ob ich genervt oder gespannt sein soll, als ich den gefalteten Zettel zwischen meinen Fingern umherdrehe. Stumm streiche ich ihn auf der Tischplatte glatt.

What if my dad is right when he says that you're the one?

Für einen Moment schließe ich meine Augen und bemühe mich, weiterhin ruhig zu atmen. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die Liedzeilen, die ich in den vergangenen Tagen erhalten habe, immer zu Shawns und meiner Situation passen.

"Was steht drauf?", beugt sich Mel neugierig zu mir hinüber. "Dass ich Shawn umbringe", schnaufe ich. "Gleich nachdem ich Carter Morris einen Arschtritt verpasst habe", drehe ich meinen Kopf nach hinten, um den Blondhaarigen, der mir die Nachricht in meinen Collegeblock gelegt hat, mit seinen Teamkollegen herumalbern zu sehen.

"Das steht da drauf?", zieht meine Freundin spottend ihre Mundwinkel in die Höhe, bevor sie mir den Zettel aus meinen Händen klaut. "Ganz recht", suche ich in meiner Jackentasche nach meinem Handy. Mister Lewis würde noch die nächsten zwanzig Minuten dem Klassenraum fernbleiben.

Nur ein Stück Papier •Shawn Mendes•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt