[Kapitel 17 # Montag]
Konzentriert blickt Aaliyah auf ihren karierten Block hinab, während sie sich bemüht, die letzten Schritte der Mitose richtig zusammenzufassen. "Okay, dann entschrauben sich die Chromatiden und entfalten sich. Sie gehen dadurch in die Arbeitsform über", klopft sie mit dem Deckel ihres Füllers einige Male auf den Küchentisch.
Als ich ihr vor etwa einem Jahr die erste Nachhilfestunde gegeben habe, hat mich das Klopfen beinahe wahnsinnig gemacht. Jedoch ist dies Aaliyahs eigenartige Methode, ihre Aufmerksamkeit zu steigern. "Kernkörperchen und Kernmembran bilden sich neu", fährt die Braunhaarige fort, bevor sie mich fragend ansieht.
"Nach der Zellteilung", gebe ich ihr einen kleinen Denkanstoß, während ich sie aufmunternd anlächle. Auch wenn Aaliyah einen wirklich guten Zeugnisdurchschnitt hat, ist das Fach Biologie das einzige, welches keinen Sinn in ihrem Kopf ergeben möchte. "Nach der Zellteilung hat jede Tochterzelle die gleiche Anzahl von Chromosomen wie die Ausgangszelle", vollendet sie rasend schnell meinen Satz.
"Sehr gut", lobe ich sie, während ich eine andere Sitzposition einnehme, da mein linkes Bein eingeschlafen ist, "und welche Phase hast du gerade beschrieben?" Ihre Augen zu Schlitzen geformt überfliegt Aaliyah ihre Aufzeichnungen. "Die Telophase", ruft sie mir siegessicher entgegen.
Lachend stimme ich dem Mädchen zu. "Was fehlt noch, damit der Zellzyklus komplett ist?", nerve ich sie mit einer letzten Frage. "Ernsthaft?", stöhnt Aaliyah auf, während sie ihren Kopf in den Nacken legt. "Ernsthaft", bestätige ich, "danach lasse ich dich mit Biologie in Ruhe." Als würde ich einen Schwur ablegen, halte ich meine Hand in die Höhe.
"Na gut", rollt die Braunhaarige mit ihren Augen. Grinsend denke ich daran zurück, dass Shawn einmal behauptet hat, sie hätte sich diese Geste von mir abgeschaut. "Nach Ablauf der Mitose folgt die Cytokinese, bei der die Teilung des Cytoplasmas erfolgt", gibt Aaliyah ein wenig stockend von sich, "aus einer Mutterzelle sind zwei Tochterzellen entstanden."
Jubelnd klatsche ich in meine Hände. "Du hast es drauf", stehe ich lachend von dem hölzernen Stuhl auf. "Zumindest für heute", füge ich hinzu, bevor ich ihr meine Zunge herausstrecke. "Wenn Misses Cowan auch nur so enthusiastisch wäre", seufzt das Mädchen gegenüber von mir theatralisch. Dann steigt sie in mein lautes Lachen mit ein.
"Es ist Zeit für das alljährliche Plätzchenbacken", läutet Aaliyah die Weihnachtsstimmung ein, nachdem sie ihre Schulsachen in ihr Zimmer gebracht hat. "Aber dieses Jahr holen wir die Plätzchen bitte rechtzeitig aus dem Ofen", merke ich an, als ich an das dunkelbraune Gebäck aus dem letzten Jahr zurückdenke.
"Natürlich", grinst sie, während sie die Rührschüsseln und den Mixer aus einem der Schränke holt, "der im Ofen eingebaute Wecker funktioniert mittlerweile auch wieder einwandfrei." Angeblich beeindruckt sehe ich die Braunhaarige an, bevor ich ihr dabei helfe, die Zutaten zusammenzusuchen.
"Oh Gott, das Wichtigste haben wir vergessen", rufe ich über das Geräusch des Mixers hinweg, als wir dabei sind, den Teig durchzukneten. "Mehl, Zucker, Ei, Butter", zählt Aaliyah eilig auf, während sie versucht herauszufinden, was fehlt. "Musik", falle ich ihr ins Wort, um zu erklären, was ich eigentlich meine.
"Plätzchen kann man nur mit Musik backen", schalte ich den Bluetooth Lautsprecher, der sich automatisch mit meinem Handy verbindet, ein. "Wehe, du spielst das Album ab, an das ich gerade denke", warnt mich Aaliyah, als mein Daumen über 'Shawn Mendes' schwebt. "Nur ein Lied von Shawn", versuche ich zu verhandeln.
"Auf gar keinen Fall", schüttelt die Braunhaarige vehement ihren Kopf. "Dann das Weihnachtsalbum von Sia", schlage ich vor. "Genehmigt", seufzt sie, während sie die Arbeitsplatte mit Mehl bestreut. Kurz darauf erfüllt 'Santa's Coming For Us' die Küche.
Singend rollt Aaliyah den Vanilleteig aus, während ich den Schokoladenteig anrühre. Obwohl wir schon jede Menge Plätzchenausstecher bereitliegen haben, suchen wir in den Schubladen und Schränken vergeblich nach der Schneemannform. "Ich befürchte, dass ihr nach dem hier sucht."
Erschrocken fahren wir herum, als Shawn die Küche betritt. In seiner Hand hält er einen Ausstecher in der Form eines Schneemanns, der noch original verpackt ist. "Weshalb ist der verpackt?", stürmt Aaliyah auf ihren Bruder zu. "Weil ich mir unseren alten ausgeliehen habe und", unterbricht sich der Sänger selbst, bevor er an die Arbeitsplatte herantritt.
"Und?", hakt seine Schwester fordernd nach. "Und er ist kaputt gegangen?", entblößt Shawn seine geraden Zähne, während er sich bereits auf einen möglichen Wutausbruch von Aaliyah vorbereitet. "Wie zur Hölle schafft man es, einen Ausstecher aus Edelstahl zu zerstören?", streckt das Mädchen ihre Arme fassungslos zur Seite aus.
"Das ist etwas, das wir nicht jetzt klären müssen", behauptet der Braunhaarige. Dann macht er einen Schritt vorwärts und schließt seine Schwester ohne Vorwarnung in eine enge Umarmung. "Lass das sein", versucht sie sich von ihm zu befreien. Doch Shawn denkt gar nicht daran, sie loszulassen.
Lachend verstärkt er seinen Griff und pustet Aaliyah in ihr Ohr. "Hör auf! Das ist widerlich", beschwert sie sich. "Ich lasse dich erst los, wenn du mir verzeihst, dass ich deine Lieblingsform zerstört habe", grinst Shawn siegessicher in meine Richtung. Kopfschüttelnd betrachte ich das Szenario.
Wenn er in Interviews gefragt wird, auf was er sich am meisten Zuhause freut, antwortet er stets, dass seine Schwester nun älter und reifer ist und er ernsthafte Konversationen mit ihr führen kann. Doch wann immer ich die beiden zusammen sehe, nutzt Shawn ihr junges Alter aus, um seine eigene Jugend nachzuholen.
"Okay, okay, ich verzeihe dir", gibt Aaliyah gepresst von sich, "aber jetzt lass auch los." Als hätte er seinen ersten Grammy gewonnen, strahlt Shawn seine Schwester an. Dann drückt er seine Finger gegen ihre Wangen, sodass sich ihre Lippen zu einem Fischmund formen. "Ich hab dich lieb", kneift der Sänger grinsend seine Augen zusammen.
"Manchmal bist du unerträglich", stöhnt die Braunhaarige, nachdem sie sich wieder neben mich gestellt und ihrem Teig gewidmet hat. Leise lachend steche ich mit ihr zusammen die unterschiedlichsten Formen aus und drapiere die Plätzchen auf dem Backpapier. Währenddessen verfolgt Shawn aufmerksam jede unserer Bewegungen.
Erst wenn die Plätzchen gebacken und abgekühlt sind, wird er sich dazu hinreißen lassen, uns beim Dekorieren zu helfen. Und natürlich wird er der erste sein, der ein Plätzchen probiert. "Hast du kurz Zeit?", erkundigt er sich, als wir das erste Backblech in den Ofen geschoben haben. Überrascht nicke ich, bevor ich Shawn in das Wohnzimmer folge.
"Wie der Samstag verlaufen ist, tut mir leid", beginnt er leise, während er seine Hände in seine Hosentaschen schiebt, "ich hätte ehrlich zu dir sein müssen und deine Eltern aus der Argumentation herauslassen sollen. Auch wenn ich wünschte, es wäre nicht so - wenn du nach Nova Scotia gehen möchtest, dann werde ich dich dabei unterstützen."
"Danke", flüstere ich, als ich an ihn herantrete und die Kordeln seines Pullovers zwischen meinen Fingern hindurchgleiten lasse, "ich weiß, wie schwer es dir fallen wird, mich gehen zu lassen." Schluckend sieht mich Shawn an, während er sich nervös durch seine Haare fährt.
"Das wird es", befeuchtet der Sänger seine Lippen, "denn ich mag dich wirklich gerne." Vorsichtig steckt mir Shawn eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Währenddessen nehme ich lächelnd wahr, dass er die Worte, die auf dem heutigen Zettel standen, verwendet hat.
Oh, I really like you babe.
"Kannst du das noch einmal sagen?", beiße ich mir auf meine Unterlippe. "Was?", grinst der Braunhaarige, nachdem er seinen Kopf zur Seite geneigt hat. "Den letzten Satz", haue ich ihm leicht gegen seine Brust. "Aber nur, weil du es bist", gibt Shawn ein raues Lachen von sich, bevor er eine kurze Pause einlegt. "Ich mag dich wirklich gerne."
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Was war eigentlich das Besondere an Victoria, das weder Paige oder Luana, noch Florence besitzen?🤔
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Nur ein Stück Papier •Shawn Mendes•
FanficFanfiction - Shawn Mendes Adventskalender 2018 Außer Atem lehne ich meine Stirn gegen seine. Es dauert einen Moment, bis ich mich traue, meine Augen zu öffnen. Auf meine Unterlippe beißend blicke ich in Shawns glänzende Augen, die unruhig über mein...