[Kapitel 14 # Freitag]
Zum wiederholten Mal gebe ich ein 'Entschuldigung' von mir, während ich mir einen Weg durch die Schülermassen bahne. Erschöpft lasse ich mich auf dem blauen Plastikstuhl neben Melissa nieder. "Seit wann kommen so viele Menschen hier her?", schnaufe ich, bevor ich meinen dicken Schal ausziehe.
"Ich würde behaupten, dass das an Singer Songwriter King of Memes Shawn Peter Raul Mendes liegt", unterbreitet mir meine Freundin ihre Theorie in einem Atemzug. Lachend sehe ich sie an. Dann lasse ich meinen Blick durch die Eishalle wandern. "Sie konnten doch überhaupt nicht wissen, dass er kommt", entdecke ich schließlich den Sänger unten an der Bande.
"Aber sie konnten hoffen", klopft mir Mel einfühlsam auf meine Schulter. "Da er beim letzten Spiel zugesehen hat, bestand eine Chance, dass er es heute wieder tut. Irgendwann wirst du auch verstehen, was die Fans - allein aus Hoffnung - alles auf sich nehmen", seufzt sie verträumt, während sie ihren Arm um meinen Nacken legt.
"Ich bin auch ein Fan", blicke ich die Braunhaarige empört an. Denn so wie sie ihre Aussage formuliert hat, zählt sie mich nicht zur Fangemeinde. "Du hörst seine Musik", klopft mir Melissa erneut auf meine Schulter, "aber du bist seine Freundin und kein Fan." Dann löst sie sich wieder von mir und widmet sich ihrem Handy.
Einen Moment denke ich über ihre Aussage nach. Doch alles, was in meinem Kopf nachhallt, sind die zwei Worte 'seine' und 'Freundin'. Melissa hat es natürlich auf rein platonische Weise gemeint. Aber was wäre, wenn am Ende der Wichtelmission mehr daraus werden würde. Unruhig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her.
Um mich abzulenken, versuche ich möglichst viele bekannte Gesichter in der Menge auszumachen. Alisha sitzt mit einigen Leuten aus unserem Mathekurs zwei Reihen unter uns. Aaliyah und eine Freundin, die nicht einmal hier zur Schule geht, haben sich direkt am Eis positioniert. Beide sind wahrscheinlich die größten Anhänger des Eishockeysports, die ich kenne.
Automatisch gleitet mein Blick zu unserer Schulmannschaft hinüber. Corey und K. J. diskutieren mit ihrem Coach. Die Jungs, die in der Verteidigung spielen, haben nichts besseres zu tun, als ihre Schläger auf den Boden zu klopfen. Und Carter Morris, der die Nummer Neun auf seinem Rücken trägt, albert mit Shawn herum.
Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum. Wahrscheinlich sollte ich ihn nicht so lange anstarren. Jedoch ist es verdammt schwer, meine Augen von ihm loszureißen. Seine Hände hat der Sänger in der Tasche seines weinroten Pullovers vergraben und die Kapuze verdeckt seine verwuschelten Haare. Erstaunlicherweise passt ihm das Oberteil, auf dem das Schulmaskottchen abgebildet ist, immer noch.
Als Shawn seinen Kopf in den Nacken legt, nachdem Carter scheinbar etwas Lustiges erzählt hat, sieht er suchend durch die Zuschauerreihen. Dann verfangen sich unsere Blicke und für einen Moment fällt mir das Atmen schwer.
When I hear you sing it gets hard to breath.
Wenn er die heutige Nachricht ernst meint, musste sich Shawn wohl gestern auch daran erinnern, wie man den Sauerstoff in seine Lungenflügel pumpt. Unsicher hebe ich meine Mundwinkel in die Höhe, bis ich ihn schließlich breit anlächle. Schmunzelnd erwidert der Junge meine Geste, während er mir kurz zuwinkt.
Ich könnte seinem Blick noch eine Ewigkeit stand halten. Doch der Kommentator, dessen Stimme durch die Lautsprecher tönt, verleitet Shawn dazu wegzusehen. "Ich wünsche euch allen einen schönen guten Abend", ruft unser Geographielehrer ins Mikrofon, "seid ihr gut drauf?"
Sofort bricht ein lauter Applaus aus und die Lautstärke ist hoffentlich Antwort genug. "Das hört sich gut an", fährt er fort, "bitte begrüßt unsere Gäste, die Pickering Panthers! Eine sehr erfolgreiche Saison liegt hinter ihnen." Keine Sekunde später fahren die Spieler der Gastmannschaft auf das Eis. Jeder von ihnen ist in einem dunkelgrauen Trikot gekleidet und trägt einen schwarzen Helm.
"Doch der Erfolg unserer Mannschaft strahlt noch viel heller", ertönt erneut die Stimme des Kommentators, "ich möchte, dass ihr so laut applaudiert, dass euch morgen die Hände wehtun. Gebt alles, was ihr habt, für unsere Pine Ridge PUMAs!" Während sich der Applaus mit lauten Jubelrufen vermischt, fahren unsere Jungen einige Runden auf dem Eis und wirbeln die losgelösten Kristalle durch die Luft.
"Und zum Schluss begrüßen wir als Ehrengast unseren ehemaligen Schüler Shawn Mendes! Schön, dass du die Zeit gefunden hast, vorbeizuschauen!", fügt unser Geographielehrer schließlich noch hinzu. "Ach du scheiße", halte ich mir meine Ohren zu, als die Hälfte der Zuschauer einen spitzen Schrei von sich gibt.
Währenddessen beobachte ich, wie Shawn die Kapuze seines Pullovers von seinem Kopf zieht und sich einmal im Kreis dreht. Auf seinen Lippen liegt ein schmales Lächeln. Bevor er sich auf der Ersatzspielerbank unserer Mannschaft niederlässt, führt er seine Hände, die er aneinandergelegt hat, zu seinem Mund und sendet einen Luftkuss an die vielen Schülerinnen.
Zwar ist die persönliche Begrüßung eine nette Geste, dennoch wundere ich mich, ob Shawn dieses ganze Gehabe überhaupt recht ist. Es muss doch unheimlich anstrengend sein, überall eine gesonderte Behandlung zu bekommen und nirgendwo als normaler Bürger wahrgenommen zu werden.
Die lauten Klänge der kanadischen Nationalhymne lassen mich aus meinen Gedanken auffahren. Da die Hockeyspieler alle in einer Reihe stehen, nehmen sie die komplette Eisfläche ein. Andächtig lauschen sie dem Text, bevor sich die Kapitäne der zwei Mannschaften die Hände schütteln und der Schiedsrichter zum Anstoß pfeift.
Im ersten Drittel fallen direkt zwei Tore. Eins für die Pickering Panthers und eins für unsere Pine Ridge PUMAs. Das zweite Drittel ist nervenaufreibend. Dennoch erzielt keine Mannschaft ein weiteres Tor. Die Pickering Panthers treiben unsere Jungen im letzten Drittel in die Defensive, zielen immer wieder auf unser Tor und bringen jeden in der Eishalle zum Schwitzen.
K. J. ist jedoch ein hervorragender Torwart und fängt den Puck jedes Mal rechtzeitig ab. In Spielminute vierundfünfzig landet dann Carter überraschenderweise einen Treffer. Und es ist unglaublich schön anzusehen, wie sehr sich Shawn für ihn freut. Am Ende steht es somit zwei zu eins für die Pine Ridge PUMAs.
Von dem Sieg noch völlig berauscht sammelt jeder seine Habseligkeiten zusammen und bereitet sich darauf vor, im Gedränge unterzugehen. "Hey Paige", ruft Alisha plötzlich zu uns hinauf, "wir gehen noch ins Berry's. Kommt ihr mit?"
Kurz sehe ich zu Melissa hinüber. Da wir jedoch sowieso geplant hatten, dort hinzugehen, reicht dieser einzelne Blick aus, um uns abzustimmen. Nach den Spielen herrscht in dem Café immer eine angenehme und ausgelassene Atmosphäre. Es wäre schade, dort nicht aufzutauchen.
"Klar", nicke ich leicht lächelnd. "Cool", streckt sie erfreut ihre Daumen in die Höhe, "und bring doch das Mendes-Wunderkind mit." Eine Augenbraue hochziehend sehe ich ihren Hinterkopf an, während das Mädchen bereits auf den Ausgang zusteuert.
"Mach ich", versichere ich ihr noch schnell. Dadurch, dass ich Aaliyah noch einen Kaffee schulde, werde ich allerdings zum Bedauern meiner Mitschüler mit dem falschen Mendes-Wunderkind auftauchen.
• • •
Ich brauche noch ein Weihnachtsgeschenk für meinen Vater. Irgendwelche Vorschläge?😂
DU LIEST GERADE
Nur ein Stück Papier •Shawn Mendes•
FanficFanfiction - Shawn Mendes Adventskalender 2018 Außer Atem lehne ich meine Stirn gegen seine. Es dauert einen Moment, bis ich mich traue, meine Augen zu öffnen. Auf meine Unterlippe beißend blicke ich in Shawns glänzende Augen, die unruhig über mein...