Kapitel 1 - Erwischt

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Drei Dinge holten mich aus dem Tiefschlaf:


Helligkeit, die durch meine geschlossenen Lider durch die Fenster des Palastes strömte.
Das Gefühl, dass sich mein Schutzzauber verflüchtigte - was hätte nicht passieren dürfen.
Und der dunkle Schatten - der am erschreckendsten war - sich plötzlich vor unserem Bett aufbaute und die Helligkeit in die Dämmerung zurückschickte.

Ich lag hinter Thor, dicht an ihn gepresst, meine Hand auf seiner Hüfte und war klug genug regungslos zu bleiben, die Augen geschlossen zu halten. Dass wir nackt waren vereinfachte den Moment nicht gerade.

Der Atem der dunklen Gestalt klang zornig, wenn man das so sagen konnte. Als sich der Schatten räusperte, öffnete ich langsam die Augen und atmete selbst ganz flach. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte ich Odin, in seiner Kriegskleidung. Er sah finster auf uns herab. Ich mied den Augenkontakt zu ihm und stach Thor mit dem Zeigefinger in den Rücken.

»Loki, ich bin noch müde«, murrte ich und zog ihn enger an mich heran. Seine langen schwarzen Haare kitzelten in meinem Gesicht. Ich lächelte, langte hinter mich und kniff ihn.

Mir wurde heiß. Ich drückte Thors Hand weg und rückte etwas ab. »Thor, bitte wach auf.« Ich hoffte, er konnte die Dringlichkeit aus meiner leisen Stimme heraushören. Verstohlen sah ich zu Odin, der seine Arme vor der Brust verschränkte. Sein Gesicht wurde düsterer. Ich versuchte unsere Blöße mit dem Laken zu bedecken.

Gähnend reckte ich mich räkelnd. Was für eine Nacht. Vielleicht konnten wir heute Morgen noch eine kleine Zusatzrunde einlegen, bevor es zum Morgenmahl und dann zum Kampftraining ging. Ich öffnete lüstern die Augen und wollte meinen Kopf zu Loki wenden. Da blickte mich ein zornig blitzendes Auge an. Vater!

»Ihr beide! In den Thronsaal! Sofort!« donnerte Odins Stimme durch das Schlafgemach.

Erschrocken fuhr ich zusammen. Augenblicklich verschwand die Illusion. Das fehlte mir gerade noch.

Ich starrte Vater ungläubig nach. »Loki, du hast gesagt, du würdest mein Schlafgemach magisch versiegeln.«

»Das habe ich auch. Odin hat wohl meine Magie auf deinen Räumen bemerkt und aufgehoben.«

So lange war alles gut gegangen. Nun würde es ans Licht kommen. »Vater sah sehr wütend aus.«

Mein Magen zog sich zusammen. »Los! Raus aus dem Bett! Wir haben keine Zeit, Thor. Je länger wir warten, desto schlimmer wird unsere Bestrafung.«

Ich winkte zuversichtlich ab. »Ach was! Liebe kann nicht bestraft werden. Außerdem haben wir schon schlimmere Dinge getrieben.«

»Getrieben stimmt, wohl wahr. Du wirst sehen! Dich schickt er in die Verbannung und ich wandere wieder in den Kerker.« Schließlich war die Bewährung nicht aufgehoben. Ich verspürte kein Verlangen danach und schnipste mit den Fingern. Thor und ich waren augenblicklich angekleidet. Dann packte ich seinen Arm und teleportierte uns in den Thronsaal.

Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt