Kapitel 72 - Bruderzwist

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Ich schluckte heftig jedes Gefühl herunter. Vater übernahm die Leitung schickte Männer herum, die Snerk in den Kerker für Riesen bringen sollten. Mit Magiefesseln und ohne seine rechte Metallhand, würde er sicher keine Gefahr mehr darstellen. Die Wut darüber, dass hier niemand nach Loki suchte, bahnte sich erneut einen Weg an die Oberfläche. Ich sah nach Vé, der sehr nahe bei Vili stand und sich leise mit ihm unterhielt. Nal trat an mich heran. Tiara auf ihrem Arm lächelte und fasste nach Loan.

»Ich ziehe mich in den Palast zurück, um Tiara zu säugen.«

»Danke, Nal.« Mutter unterhielt sich mit einem anderen Riesen-Nidaler. Ich erinnerte an ihn. Es war Gorn, der vor Monaten der Delegation aus Nidavellir beiwohnte. Ob Snerk ihn in die Dimensionstasche steckte und statt seiner den Gesprächen beiwohnte?

»Königliche Hoheit?«

Limiteti knickste und senkte den Kopf. Als sie aufsah bedachte ich sie mit einem strengen Blick.

»Ich bitte um Vergebung, für meinen Ungehorsam.«

»Einen Krieger, der nicht auf den Heerführer hört, kann kein Heer gebrauchen. Du hast einen direkten Befehl missachtet und dadurch Sif in Gefahr gebracht, weil ich ihr befehlen musste dich in Sicherheit zu bringen. Der Schmerz, den deine Familie aushalten musste, war unnötig. Dein Vater wird entscheiden, ob du eine Ausbildung als Kriegerin erhältst. Bei ihm musst du um Vergebung bitten.« Limiteti nickte. In ihren Augen glitzerten Tränen der Scham. Sie knickste und ging wieder zu ihrer Familie. Ich nickte Jotan zu und sah wieder zu Vé. Er war verschwunden. Hektisch blickte ich mich um. Falk und Mutter kamen auf mich zu.

»Odin ist mit seinen Brüdern in den Palast teleportiert. Es gibt einiges zu Bereden.«

Fassungslos sah ich meine Mutter an. »Was ist mit mir? Wieso wurde ich nicht zu den Gesprächen gebeten?«

»Das hat was mit unsrem Status zu tun«, erklärte Falk. »In wenigen Minuten werden hier drei Götter aufeinander prallen. Wir können von Glück reden, wenn die Erde nicht bebt und der Himmel uns nicht auf den Kopf fällt. Gut, dass Vé dabei ist.«

Götter? Vater sagte stets, wir wären keine Götter. »Wieso nannte Vili ihn Votan?«

»Weil es der richtige Name deines Vaters ist.«

Überrascht blickte ich Mutter an. Loan wurde unruhig, langweilte sich auf meinem Arm.

»Gib ihn mir und geh dich waschen und umziehen.«

Mutter lächelte Loan an, als sie ihn auf den Arm nahm. Er wirkte misstrauisch und sah zu mir. Ich strich ihm beruhigend über die Wange. »Das ist deine Großmutter. Alles gut.« Dann wurde mein Blick wieder ernst. »Wir sollten die Dimension finden, in der Loki sich aufhält. Er ist nicht tot. Ich weiß es.«

Falk nickte. »Sicher werden sie auch darüber reden.«

»Dann sollte ich dabei sein.«

»Sie werden dich dazu holen«, sagte Frigga sanft.

Ich nickte meiner Mutter und Falk zu und lief zum Palast.

***

Vili sah sich in dem Regierungszimmer um, nahm einen goldenen Federhalter in die Hand, stellte ihn wieder zurück, schlenderte weiter, betrachtete ein Gemälde und sah zu Vé der regungslos, mit verschränkten Armen, in der Mitte des Raumes stand. »Er lässt sich Zeit.«

»Wozu die Eile?« Vé warf seinem Bruder einen kühlen Blick zu.

»Es muss Gericht über Snerk gehalten und seine Bestrafung durchgeführt werden.« Vili unterstrich seine Worte mit ausschweifenden Gesten.

Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt