Kapitel 63 - Aussichtlos

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Gegenwart

Der Mond erhellte, als schmale Sichel, die verschwindende Nacht. Ich saß mit angezogenen Beinen am Rand der Aussichtsplattform. Meine Zehen spielten mit der Kante, während ich in regelmäßigen Abständen einen kalten Hauch über meine Tasse Tee blies, die ich mit beiden Händen hielt. Hinter mir hörte ich barfüßiges Tapsen.

»Seit wann sitzt du schon wieder hier?«

Ich lächelte. Er setzte sich hinter mich und umfing meinen Oberkörper, meine Arme freilassend. »Ach Thor, ich konnte nicht mehr schlafen. Mir geht zu viel im Kopf herum.« Er legte sein Kinn auf meine nackte Schulter, an der Stelle wo mir der Morgenmantel heruntergerutscht war. Seine Wange drückte sich an die meine.

»Du solltest nicht so viel grübeln. Wir sind wieder zusammen.«

»Ja«, flüsterte ich. Meine Augen schimmerten feucht. Ich spürte seine Wärme. Sein Atem strich über mein Gesicht.

»Ich liebe dich, Loki.«

»Ja«, flüsterte ich, während die Tränen sich ihren Weg bahnten. »Ich liebe dich auch, Thor.« Und der Schmerz wütete in meinem Inneren.

***

Tony kam in den Gemeinschaftsraum und stellte sich neben Pepper, die mit einer Kaffeetasse da stand und zur Plattform starrte. Er legte einen Arm um ihre Hüfte und küsste sie sanft auf die Wange. »Guten Morgen. Wie lange stehst du schon hier?«

»Kurz nach Sonnenaufgang. Er kam nicht zum Frühstück. Jarvis sagte, dass er hier ist.«

»Tiara?«

»Hat er dort im Kinderwagen.« Pepper seufzte. »Es sieht so echt aus.«

»Lass uns hoch fahren, bevor er uns bemerkt«, drängte Tony.

***

»Guten Morgen ihr beiden. Verzeiht mein Zuspätkommen, aber Tiara bestand auf eine ausgedehnte Fütterung.« Ihre kleinen Finger zupften ständig an meinen Haaren und ich hielt den Kopf leicht schief, da sie bereits eine beachtliche Kraft entwickelte. Trotzdem kam ich nicht umhin, gelegentlich das Gesicht zu verziehen.

Tony und Pepper warfen sich einen schnellen Blick zu. Pepper pflückte lustlos Stücke aus einem Brötchen, die sie sich in den Mund steckte. »Ich dachte, wir könnten am Wochenende mal nach Malibu. Ihr habt in den letzten Tagen so hart gearbeitet, eine kleine Luftveränderung würde euch sicher gut tun.«

»Großartige Idee«, bestätigte Tony. »New York muss dir doch schon zum Hals raushängen.«

»Geht ruhig. Ich bleibe hier.«

»Sein kein Miesepeter. Nur zwei Tage. Meer, Sand, Sonne, bessere Luft. Perfekt für dich und die Blaubeerprinzessin.«

»Ja, klingt so.« Noch mehr Illusionen.

»Also abgemacht. Du wirst gar nicht gefragt. Morgen früh geht es los.«

»Wie bitte?«

»Anweisung vom Chef.«

Ich lachte spöttisch. »Ich werde nirgendwo hingehen.«

»Tony, geh schon mal vor ins Labor«, forderte Pepper ihn auf. Er nickte und verließ den Raum.

»Vergiss es, Pepper. Ich bin immun.«

»Loki, du bist auf geradem Weg in eine Depression. Hast du vergessen, wer du bist? Hast du nicht immer gesagt, du bist ein Gott? Ein Prinz? Ein König? Wo ist deine Stärke hin? Wieso gibst du auf?«

Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt