Kapitel 15 - Der Treueschwur

1.4K 91 13
                                    

Schmerzen!

Aufgepeitschte tosende Wellen, an den Klippen zerschellt und zurückgeworfen, um erneut anzugreifen, in wilder schäumender Brandung.

Welchen Kampf bestritt ich, der meinen ganzen Körper mit diesen Wellen überflutete? Wo war ich?

Ich riss die Augen auf und fand mich in meinem Schlafgemach. Bewegung neben mir. Ich wandte den Kopf und erkannte Sif. Sif?

Sif stand unbeweglich neben meinem Bett? Ihre Hände auf dem Rücken verschränkt, mich aufmerksam betrachtend. Was machte sie hier? War sie im gleichen Kampf gewesen? Ich versuchte mich zu erinnern, aber die letzten Stunden fehlten.

Gestern Abend vergaß ich meinen Spruch vor dem Spiegel und heute Morgen...? Seit Thor in Svartalfheim weilte, fiel es mir immer schwerer ich selbst zu bleiben. Ich suchte Augenkontakt zu Sif. »Was ist passiert?«

»Man hat dich im Garten angegriffen.«

Ich schlug das Laken zurück und sah, dass ich Nachtgewandung trug. Schwerfällig rutschte ich aus dem Bett und stöhnte.

»Frigga meinte, du sollst liegen bleiben.«

Langsam humpelte ich zum Spiegel und starrte mich ausdruckslos an. Mein linkes Auge ließ sich öffnen, schillerte jedoch in grün und gelb. Meine Nase musste gebrochen gewesen sein. Verkrustetes Blut in den Nasenlöchern. Ich fuhr mir mit den Fingerspitzen den Hals entlang. Noch immer konnte ich diverse Blutergüsse ausmachen -... von Bissen? Vorsichtig zog ich mir das Oberteil von den Schultern. In der Halsbeuge die gleichen Spuren. »Warum habe ich mich nicht gewehrt?«

»Sie waren zu dritt. Und du dachtest, du seist Runa.«

Schon wieder! Ich presste meine Lippen zusammen. Mein Blick fiel auf meine Hände. Am linken Gelenk verblassten die Spuren eines Reifs, den ich nur allzu gut kannte. Hatte ich verzweifelt versucht ihn mir gewaltsam abzustreifen? Oder hielt mich jemand fest?

Mir schmerzte die Brust und... Entsetzt blickte ich an mir hinunter, wandte mich vom Spiegel ab und sah zu Sif. »Sag, hat man... hat man mich geschändet?«

»Sie haben es versucht. Die Bestien waren nicht von hier. Sie sind tot.«

»Ich nehme an, ich war es nicht, der sie getötet hat.«

»Ich kam rechtzeitig hinzu und habe die Frevler getötet. Es tut mir leid, was dir passiert ist.«

»Ich schulde dir Dank.« Mein Blick fiel erneut auf mein linkes Handgelenk. »Habe ich einen Reif getragen, der meine Magie unterdrückte?«

Sif nickte »Wir fanden noch einen zweiten Reif. Es ist uns unbegreiflich, wie diese Kerle in den Besitz solch wertvoller Reife gelangen konnten. Wir brachten dich zunächst in die Heilkammer – bis vor wenigen Minuten war Frigga hier. Sie war sehr bestürzt. Als Odin sie rufen ließ, musste sie gehen.«

Ich nickte und atmete tief durch. In mir breitete sich der Wunsch aus mich zu waschen. »Würde es dir etwas ausmachen hier zu warten, bis ich zurückkomme? Ich möchte ein Bad nehmen, aber nicht allein sein.«

»Ich warte.«

»Danke.«

***

Es fiel mir schwer das Wasser zu verlassen. Fast hätte ich mir die Haut vom Körper gescheuert. Ich fand mein Verhalten eigenartig, kam aber nicht dagegen an. Noch immer fehlte mir jegliche Erinnerung an das Geschehen. So etwas durfte mir nie wieder passieren.

Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt