Kapitel 8 - Runa

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Morgen.

Mein Körper war vollkommen erschöpft. Mein Hintern schmerzte und mein Hals war ausgedörrt. Ich fand eine Traube, neben mir auf dem Tisch, und steckte sie mir in den Mund.

Die Erinnerung an Lokis dunkle Stimme ließ mich schon wieder erschauern. Ich lächelte, als mir die letzte Nacht mit all ihren kleinen Details in den Sinn kam.

Morgen!

Die Erkenntnis traf mich wie ein Hammer. Es war morgen und Loki kein Mann mehr. War dem so? Ich musste mich überzeugen. Ich drehte langsam den Kopf. Loki lag auf der Seite, mit dem Gesicht zum Fenster. Das Laken war über ihm ausgebreitet und nur seine schwarzen Haare lugten darunter hervor. Erleichtert stellte ich fest, dass sie immer noch schwarz und gelockt waren. Ich mochte es, wie sich sein Haar immer kräuselte, wenn es feucht war.

Vielleicht war Loki noch gar nicht gewandelt. Vielleicht hatte Mutter Vater doch noch überzeugen können, dass eine Wandlung nichts ändern würde.

Zaghaft zog ich das Laken herunter und starrte auf den zarten Rücken einer kurvigen Frau. Die Haut war rosig und makellos. Meine Augen wanderten über das gekrümmte Rückgrat, das wie aus Stein gemeißelt eine perfekte Linie bildete. Eine frauliche Hüfte umspielte den wohlgeformten Hintern. Es war eine fremde Frau, die neben mir lag.

Ich rollte mich aus dem Bett, umrundete es, um mir die Vorderseite anzusehen. Lokis Gesicht wurde von seiner Armbeuge verdeckt, so fiel mein Blick auf die stehenden Brüste, mit perfekten Nippeln und von angenehmer Größe. Meine Hand würde eine Brust umschließen können. Der Bauch darunter war fest und dünn, nicht hager und muskulös wie bei Loki. Die Scham war von dem Laken bedeckt.

Loki bewegte sich, drehte sich auf den Rücken und seine Hand suchte tastend nach mir.

Sein verschlafenes Gesicht erschreckte mich. Was hatte ich erwartet? Lokis Gesicht, auf einem weiblichen Körper? Ich schluckte den aufkommenden Kloß herunter. Das war immer noch Loki, auch wenn er nun, ganz und gar, wie eine Frau aussah. Jetzt erst verstand ich Lokis Ängste. Jetzt erst erkannte ich, dass Vaters Strafe uns beide traf.

Schlaftrunken seufzte ich auf und erschrak. Der Klang meiner Stimme war mir fremd. Ich hielt die Augen geschlossen und lauschte in mich hinein. Meine Brust war deutlich schwerer, hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Und was sich oben zu viel anfühlte, fehlte mir plötzlich unten. Was für ein eigenartiges Gefühl. So hatte ich eine Wandlung noch nie wahrgenommen. Ich spürte wie die Panik in mir emporstieg und konzentrierte mich. Stellte mir meinen Körper vor und veranlasste die Rückwandlung.

Schlagartig kam der Schmerz. Von allen Seiten drangen glühende Speere in mich ein. Zerrissen meine Sehnen und Muskeln. Ich krampfte zusammen, ließ den Versuch der Wandlung fallen und schrie.

Schrecklicher Schmerz lag in diesem Schrei. Ich kam neben Loki, ergriff seinen verkrampften Körper und zog ihn an mich. »Shhhht. Ruhig Loki, ich bin bei dir. Hörst du mich? Loki?« Beruhigend strich ich ihm über den Rücken.

Ich riss die Augen auf, sah auf Thors Schulter und verkrallte mich in seinen Rücken. Meine Brust bebte an Thors Oberkörper und ich benötigte Zeit, bis sich mein hastiger Atem beruhigte. »Ich bin gefangen«, stieß ich hervor.

»Nicht für immer.«

Aber ich wollte es nicht glauben. Ich hob den linken Arm und besah mir die schlanke Hand. Meine helle Haut schimmerte nun rosig. Ich war ein Asen-Weib. Durch und durch. »Wie sehe ich aus?«

»Du bist eine wunderschöne Frau. Makellos. Alle Männer werden sich nach dir verzehren und ich werde an mich halten müssen, sie nicht mit Mjölnir zu zerschmettern.«

»Du sprichst schon wieder mit mir, wie mit einem deiner Weiber.«

Ich grinste breit. »Jetzt bist du eins meiner Weiber und am liebsten würde ich dich sofort nehmen.«

»Wage es nicht.« Ich stürzte mich auf ihn, warf ihn auf den Rücken und hämmerte mit beiden Fäusten auf seine Brust ein.

»Hey, hey. Es scheint, deine Kraft hast du behalten.« Ich hielt seine Arme fest, drehte mich mit Loki herum, so dass er nun auf dem Rücken lag. »Und ich meine auch.« Ich zwinkerte.

Ich verzog mein Gesicht zu meinem listigen Lächeln und ehe er sich versah hatte ich ihm mein Knie ins Gemächt gedonnert. »Bilde dir nur nichts ein.«

Stöhnend rollte ich herunter. »So geht man nicht mit seinem Prinzgemahl um«, presste ich zwischen den Zähnen hervor.

»Besser du lernst sofort, mir Respekt entgegen zu bringen.«

Es klopfte leise an der Tür. Loki wurde aschfahl im Gesicht.

»Hhh! Mein Kammerdiener.«

»Haltet ein!« rief ich laut, sprang aus dem Bett und suchte meine Kleidung hastig zusammen. »Loki! Hilf mir schnell.«

Schon stand ich angezogen im Zimmer und hastete zur Tür. Ich öffnete sie nur einen Spalt breit und zwängte mich hinaus. Harivald sah mich misstrauisch an.

»Ist mit seiner königlichen Hoheit alles in Ordnung?«

»Ja – nein. Er ist unpässlich. Lass schnell nach meiner Mutter schicken.«

***

Ich schlang das Laken um mich und stand auf. Es wurde Zeit sich der Wahrheit zu stellen und ich trat vor meinen großen Spiegel.

Thor hatte Recht. Ich war anmutig, aristokratisch und schön. Andererseits erinnerte nichts, außer meinen grünen Augen und den schwarzen Haaren, an Loki. An mich.

Ich ließ das Laken fallen und betrachtete meinen Körper. Dieses Weib hätte ich gerne in mein Schlafgemach mitgenommen. Konzentriert starrte ich mir in die Augen. Ich musste Loki finden und erhalten.

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ich fröstelte? Erstaunt nahm ich die Gänsehaut auf meinem Arm wahr.

Das war eine Falle gewesen und ich hatte sie nicht erkannt. Dieses Gefängnis glich dem Kerker. Vielleicht würde ich nicht wahnsinnig werden – doch hier würde ich mich vergessen und verlieren.

Hinter mir tauchte meine Mutter in grünes Licht getaucht auf, nahm mich an der Schulter, drehte mich herum, sah mich kurz an und zog mich in eine Umarmung.

»Fürchte dich nicht, mein Junge. In drei Tagen wird alles ausgestanden sein.«

»Was meinst du damit?« Selbst meine Verwunderung klang verheißungsvoll. Meine Mutter brachte ihren Mund näher an mein Ohr.

»Erzähle Thor nichts davon. Odin hat nie erwartet, dass du den Thronfolger austrägst. Er war erzürnt, wegen eurer Heimlichtuerei und hat den Spott der anderen Königshäuser gefürchtet. Inzwischen ist ihm klar geworden, dass ihr echte Gefühle in euch tragt. Wenn es an der Zeit ist, wird eine Amme den Thronfolger gebären. In drei Tagen wirst du wieder Loki sein, solange bist du Runa. Spiel mit.«

Eine Last fiel mir von den Schultern. »Danke, Mutter.«

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Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt