Kapitel 21 - Der Schlag des Herzens

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Königin Frigga konnte es in den Fingerspitzen spüren, während sie durch den breiten Gang zu den Regierungsräumen schritt. Die Schwingung von Verrat lag deutlich über dem Palast. Doch wer immer dahinter stecken mochte, war ein Meister seiner Zunft, denn es blieben keine verfolgbaren Spuren zurück.

Sie sah von weitem, dass Heimdall das Regierungszimmer des Allvaters verließ. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Schluss auf den Ausgang des Gespräches zu. Die Wachen öffneten die zweiflügligen Türen, als Frigga auf sie zuging.

Odin stand am Balkon und blickte sich um, als Frigga eintrat. Sein Gesicht war ernst. Friggas Herz begann schneller zu schlagen. War etwas passiert? Lief die Schlacht nicht wie gewünscht? Wurde einer ihrer Söhne verletzt?

»Ich sah Heimdall den Raum verlassen. Hat er dir von Svartalfheim berichtet?« Nervös knetete sie ihre Hände.

Odin nickte mit versteinerter Miene.

»Sag, geht es unseren Söhnen gut?«

Odin nickte erneut.

»Ist unser Heer siegreich im Kampf?«

Der Allvater lachte spöttisch auf. »Kampf? Es gibt keinen Kampf und es gab auch keinen.«

Frigga runzelte irritiert die Stirn. »Ich verstehe nicht. Sie sind seit einer Woche dort.«

»Der Krieg ist beendet. Das Heer wird mit einem Friedensvertrag heimkehren.« Odins Stimme klang barsch, als wäre er unzufrieden mit diesem Ausgang.

»Frieden?« Friggas Gesicht erhellte sich. »Seit Jahrtausenden gab es keinen Frieden mit den Dunkelelfen.«

Odin verzog spöttisch das Gesicht. »Der Krieg wurde durch eine List beendet.«

Frigga zog die Augenbrauen hoch. »Was ist geschehen, mein Gemahl?«

»Loki ist geschehen. Er hat Magie verwendet und das Heer der Dunkelelfen mit verzaubertem Gras gelähmt. Unser Heer entwaffnete die bewegungslosen Elfen und Malekith konnte am Ende nur noch kapitulieren.«

Frigga musste an sich halten, um das Lächeln, das sich auf ihr Gesicht stehlen wollte, zu unterdrücken. »Und was ist mit dem Hinterhalt?«

»Es stellte sich heraus, dass eine Handvoll Abtrünniger die Tat, ohne das Wissen von Malekith, plante. Sie richteten sich allesamt selbst, als sie enttarnt wurden.« Odin zog unzufrieden die Brauen zusammen.

»Ich verstehe deinen Zorn nicht. Thor und Loki konnten ein Blutvergießen verhindern und kehren siegreich zurück. Ist das nicht ein Grund zur Freude?«

Der Allvater ballte seine Fäuste. »Wie stehen wir in den 9 Welten dar, wenn bekannt wird, dass die Asen nun ihre Gefechte mit Tricks bestreiten.«

»Deine Sorge ist unbegründet. Die 9 Welten werden die Schläue deiner Söhne besingen. Bereiten wir ein großes Fest für ihre Rückkehr vor.«

***

Die Feier war laut. Ich schielte immer wieder zu dem Stundenglas und dachte darüber nach, wann ich endlich verschwinden konnte. Thor saß zwischen den drei Narren und einigen anderen Kriegern. Sie lachten, tranken Met und sprachen über Kämpfe. Ich saß am Tisch gegenüber und trank Saft aus einem Weinglas. Immer wieder kamen Krieger vorbei, die mir anerkennend zunickten, oder gar ihr Haupt neigten. Es war ein seltsames Gefühl, plötzlich nicht mehr unsichtbar zu sein.

Ein Krug wurde lautstark neben mir abgestellt. Ich hob den Kopf. Sif setzte sich neben mich. In dem Moment warf Thor einen Blick zu mir. Sein Lächeln warm, seine Augen blitzten vor Vergnügen. Er zwinkerte mir zu und hob zweimal die Augenbrauen, um mir zu sagen, dass er jetzt gerne mit mir im Gemach wäre. Nicht versteckt und heimlich. Alle konnten es sehen.

Prinzenrolle (Thorki)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt