[19.03.2011 - F01 - Management]

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Pakhets Laune war nicht auf der Höhe, als sie zwei Tage nach der Katastrophe, die Durban gewesen war, das dunkle Bürogebäude betrat, in dem sie – zumindest offiziell – arbeitete. Das Missionsziel war erfüllt, man konnte ihr nichts vorwerfen, und dennoch wurmte es sie, dass sie nicht nur zwei Leute, sondern auch einen nicht unerheblichen Teil ihrer Ausrüstung verloren hatte, zur Flucht gezwungen worden war. Sie wusste auch jetzt nicht, wer ihre Verfolger gewesen waren.

Das Gebäude war innen, wie außen modern. Die Fassade dunkel und verspiegelt gehalten, das Gebäude insgesamt vier Stockwerke hoch und weitläufig. Etwas zu groß für eine einfache Security Firma, doch kam es selten vor, das jemand das hinterfragte. Sie waren international tätig. Damit konnte man vieles erklären.

Auch die Flure wirkten modern: Die Wände teilweise mit abstrakten Mustern verziert, teilweise mit moderner Kunst behangen, die Bürotüren schlicht weiß, aber mit eckig geformten Türklinken, die Brandschutztüren dagegen aus dunklen Rahmen und fein gesäuberten Glas. Nichts, worauf sie viel gab.

Sie war auf dem Weg zu einem Büro in der obersten Etage. Eins der größten Büros. Das Büro, in dem jemand saß, an dem sie ihre schlechte Laune auslassen konnte.

Mit langen Schritten marschierte sie den Flur entlang. Sie hatte die Treppe genommen, die auf der Rückseite des Gebäudes lag. Dann schlug sie, ohne zu klopfen, die Tür auf und musste sich im nächsten Moment beherrschen, nicht in das Gesicht zu schlagen, das sie nun angrinste.

„Ah, Pakhet, meine Liebe, ich sehe, du bist wieder da", flötete Michael Forrester, ihr Chef. Ihr nomineller Chef, der offenbar an seinem Rechner gearbeitet hatte.

Michael wirkte absolut durchschnittlich. Er war zwar hübsch, aber nicht auffallend hübsch. Er war normal groß, nicht unsportlich, aber auch nicht athletisch gebaut. Sein Haar war braun. Seine Augen grau. Sein Lächeln auf den ersten Blick geübt freundlich – wenn man genauer hinsah kühl und berechnend. Er musterte sie.

„Und wieder beweist du deine Fähigkeit das Offensichtliche festzustellen", erwiderte sie missmutig.

Er setzte sich in seinem ledernen Bürostuhl auf, um ihr seine volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. „Aber, aber, hast du etwa was Schlechtes gegessen?"

Sein Büro war protzig. Viel zu groß, mit einem verzierten, teuer wirkenden Schreibtisch aus poliertem Holz, die Fensterfront dahinter, irgendeinem modernen Gemälde, inklusive eigener Beleuchtung, an der Wand und – für den besonderen Arschloch-Faktor – einem ausgerollten Golf-Teppich auf der einen Seite des Zimmers.

Pakhet ignorierte diese Frage. „Was war das für ein Scheiß, Michael? Die ganze Aktion war ein Hinterhalt, verdammt!"

„Ja, dessen bin ich bereits informiert worden", stellte Michael nüchtern fest.

„Verdammt noch mal, es ist deine Aufgabe, Informationen zu beschaffen, um genau so etwas zu verhindern!"

Michael zuckte mit den Schultern. „Es ist meine Aufgabe, Leute zu beauftragen, diese Informationen zu beschaffen. Aber du weißt, wie es ist. Die meisten Leute sind ihren Aufgaben einfach nicht gewachsen."

„Fick dich, Michael. Polo und Cris sind tot!"

Wieder musterten seine Augen sie kalt. „Seit wann regst du dich so darüber auf? Es waren nicht die ersten Teammitglieder, die du hast sterben sehen, es werden nicht die letzten sein. So ist das halt. Berufsrisiko. Wie du sehr wohl weißt."

„Ich rege mich so auf, seit ich den Eindruck habe, dass jemand mit Informationen verschwiegen hat." Sie wusste, dass es nicht professionell war, kannte Michael aber lang genug, um zu wissen, dass er vor allem zwei Dinge war: Gewissenlos und berechnend. Sie wusste nicht, aus welchem Grund er sie in eine Falle locken würde – doch etwas an dem gesamten Einsatz erschien ihr faul.

Natürlich nahm er sie nicht ernst. Er seufzte übertrieben und ließ sich wieder gegen die Rückenlehne zurückfallen, die Ellenbogen auf den Armlehnen aufgestützt. „Ich kann dir garantieren, dass ich dir keine Informationen verschwiegen habe, meine Liebe", erwiderte er mit aalglatter Stimme. „Es ist dumm gelaufen."

Sie fixierte ihn, wollte zu einer Antwort ansetzen, kam aber nicht dazu.

„Was für einen Grund sollte ich haben, dich loszuwerden?", fragte er und setzte ein gewinnendes, jedoch übertriebenes Grinsen auf.

„Ich weiß es nicht", zischte sie.

„Siehst du", erwiderte er. Sein Lächeln wurde wieder zu einem Grinsen. „Ach komm, hab dich nicht so. Es ist halt blöd gelaufen. Jetzt entspann dich" – er hielt inne – „oder auch nicht. Also je nachdem, wie es dir beliebt."

Sie verschränkte die Arme. „Fick dich, Michael."

„Nicht mein Stil, wie du wohl weißt." Er strahlte sie an. „Nun. Du bist angeschossen worden, nicht? Willst du es noch einmal nachsehen lassen? Wir haben einen neuen Medic." Auch wenn es eher wie eine Frage formuliert war, wusste Pakhet, dass es eine indirekte Aufforderung darstellte.

Sie hatte den Streifschuss selbst noch in der Nacht ihres knappen Entkommens versorgt, hatte ihn mit einem großen Pflaster bedeckt. Es war nur eine oberflächliche Wunde, nicht weiter der Rede wert, doch so sehr sie auch Lust hatte, sich weiter mit Michael anzulegen, so wenig Sinn lag darin.

Sie zuckte mit den Schultern. „Dann sehe ich mir mal unseren neuen Medic an."

„Gut." Michaels Lächeln wurde wieder geschäftsmäßig. Er schob die Finger ineinander und beobachtete sie. „Smith hat übrigens ein paar Neulinge angeheuert."

Pakhet hob den Blick. Was sollte sie dazu sagen? „Okay", meinte sie schlicht und wandte sich zum Gehen.

„Wann bist du für den nächsten Job einsatzbereit?", fragte Michael, gerade als sie die Hand auf die Türklinke legte.

Ein weiteres Schulterzucken von ihr. „Immer." Sie warf ihm einen letzten Blick über die Schulter zu. „Solange ich deinen Hintergrundchecks in Zukunft weiter vertrauen kann."

„Wie gesagt", antwortete er leichthin, „Fehler passieren."

„Ja." Damit drückte sie die Türklinke herunter und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

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