Warum hatte sie sich darauf eingelassen? Es musste andere Möglichkeiten geben, mit Max oder Crash zu reden.
Schlechtgelaunt stand sie in der Umkleide, umgeben fast ausschließlich von Männern, von denen die meisten dunkelhäutig waren. „Crash" sah sie nirgends. Natürlich nicht. Er war ganz offenbar der Star der ganzen Veranstaltung.
Sie hatte sich mehr als eine Anmerkung anhören dürfen, seit sie hier war. „Hey, sollte ein Krüppel nicht besser zuhause bleiben?" und „Wo hast du den deinen Arm verloren, Schätzchen?". Wenn Murphy ihre Prothese verlor, würde sie ihn den Rest seines Lebens ... Sie wusste es noch nicht. Aber es würde keine gute Konsequenz für ihn haben.
„Bist du dir sicher, dass du hier richtig bist, Lady?", knurrte ein Mann, der dem Aussehen nach persischer Abstammung war.
„Ja, ich bin mir sehr sicher", erwiderte sie. „Ich bin mir ebenso sicher, dass du hier nicht richtig bist. Dein Platz ist eher" – sie blickte sich im Raum um und zeigte dann auf die am weitesten entfernte Ecke – „da drüben."
„Fick dich doch, Lady", schnauzte er und erntete damit ein Messer an der Kehle.
Er zuckte zurück. Aus seiner Sicht war das Messer wahrscheinlich aus dem Nichts erschienen.
Sie schenkte ihm einen langen Blick, anstatt weiterer Worte und nickte auf die hinterste Ecke, in die er sich verzog.
Ach, verdammt. Sie hasste es, nur einen Arm zu haben. Die Prothese war nicht so schnell, nicht so geschickt und nicht so gut zum Kämpfen geeignet, wie ihr normaler, rechter Arm, ersparte ihr aber zumindest einen Teil der Anmerkungen.
Murphy hatte allerdings recht: Sie war zwar kräftig gebaut, jedoch eher im athletischen Sinn. Sie war kein Muskelprotz, wie zwei der anderen Frauen, die sie hier gesehen hatte und die meisten der Männer. Ein nicht unerheblicher Teil ihrer Kraft kam aus ihrer Fähigkeit, Magie in ihren Körper aufnehmen zu können, und aus ihrer Technik. Mit nur einem Arm würden fraglos die meisten gegen sie wetten. Und hey, wenn sie die Möglichkeit hatte, hier ein wenig Geld rauszuholen, würde sie es nutzen.
Dennoch ihr eine Sache nicht: Sie hatte ihre Messer behalten. Auch andere hier trugen Äxte, Messer, Schwerter, Stäbe. Und das bedeutete eindeutig, dass sie in der tödlichen Klasse gelandet war, wenn sie Miks Worten von vorher glauben schenken durfte. Eine Sache war sicher: Sie würde nicht zur Unterhaltung irgendwelcher anderer Leute morden.
Aus der Halle hörte sie Rufe, Brüllen. Wahrscheinlich waren die Vorkämpfe die nicht tödlichen, waffenlosen.
Großartig.
Zeit verging. Es gab eine Uhr, aber diese war wahrscheinlich bereits vor Jahren stehen geblieben.
Dann wurden die ersten von hier rausgerufen. Immer zwei auf einmal. Viele schenkten sich obzöne Gesten, Beleidigungen, knurrten einander wie wilde Tiere an, ehe sie in zwei unterschiedliche Gänge geführt wurden.
Es stand zu vermuten, dass man unter den Tribünen Gänge gebaut hatte, so dass die Kontrahenten von zwei verschiedenen Seiten in die Arena kamen. So war es dort gewesen, wo sie das letzte Mal gekämpft hatte.
Irgendwann – mindestens eine Stunde war vergangen – wurde auch sie rausgerufen. „The Iron Bitch", oh, sie würde sich etwas ausdenken, um Murphy für diesen Namen zu bestrafen.
Ihr Kontrahent war ein kräftiger, aber allgemein dünner Typ mit einem Schwert. Einem Katana natürlich – weil alle coolen Kinder meinten, dass sie Katana brauchten.
„Sicher, dass du nicht nach Hause gehen willst, Bitch", zischelte er.
Sie schenkte ihm bloß einen kühlen Blick, ehe sie in den linken Gang ging, der – ganz wie erwartet – unter der Tribüne hindurch führte.
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Mosaik
Fantasy[Urban Fantasy Thriller | Weibliche Protagonistin | LGBTQ Content | Südafrika] Joanne. Pakhet. Vor sieben Jahren gab sie ihren alten Namen, ihr altes Leben auf, zog nach Südafrika, wurde zur Söldnerin. Seither ist ihre Welt verrückter, ihr Leben jed...