[01.08.2011 - D24 - Wanderung]

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Pakhet hatte einen Entschluss gefasst. Sie musste die Nacht einfach vergessen, dann würde sie auch dazu zurückkehren können, normal mit Heidenstein umzugehen. Er wusste, wie sie über die Sache dachte und sie vertraute ihm genug, dass er nichts versuchen würde.

Dennoch wünschte sie sich, einfach für einige Tage Abstand gewinnen zu können, sehnte sich danach, dass Smith ihr sagte, dass die Hexe tot war und sie würden zurückkehren können. Was sie jetzt brauchte, was ein Job – ein anspruchsvoller Job, bei dem sie sich verausgaben konnte.

Stattdessen wanderte sie nun mit Heidenstein um den Mandlazini herum. Sie hatte eigentlich allein gehen wollen, hatte sich aber zu schlecht gefühlt, ihn anzulügen, als er fragte.

Nun herrschte gedrücktes Schweigen zwischen ihnen, während sie den Pfad entlangschritten.

Sie war bewaffnet. Immerhin konnte hier allerhand aus dem Gebüsch springen. Gerade Leoparden waren aggressiv, wenn man ihr Territorium eindrang. Sie wollte nicht als Abendbrot eines Leoparden enden.

„Du solltest ein wenig entspannter sein", meinte er. Seine Stimme war sanft.

Sie sah ihn an. „Ich bin total entspannt." Sarkasmus tropfte aus ihrer Stimme. Er sollte wissen, warum sie nicht entspannt war.

„Entschuldige." Schon wieder entschuldigte er sich. Er hatte sich so oft in den letzten Tagen entschuldigt.

„Schon gut", erwiderte sie. Sie wusste, dass sie eingeschnappt klang.

„Vielleicht sollten wir etwas miteinander machen, bei dem wir von Leuten umgeben sind", meinte er vorsichtig. „Wir könnten ins Kino."

Pakhet presste die Lippen aufeinander. „Eher nicht."

„Wir waren auch vorher schon gemeinsam im Kino." Er klang vorsichtig, wusste aber offenbar genau, warum sie ablehnte. „Man kann auch als Freunde ins Kino gehen."

Sie unterdrückte ein Seufzen. Sie war keine Frau, die wegen einem Mann seufzte. „Ich weiß."

„Also?"

„Vielleicht", murmelte sie. „Aber nicht mehr heute."

„Okay." Er lächelte ihr zu und verfiel wieder in tiefes Schweigen.

Fast hätte sich Pakhet gefreut, wären sie von einem wilden Tier oder vielleicht auch irgendwelchen Psychos angefallen worden. Dann hätte sie etwas tun können, anstatt hier schweigend neben ihm zu laufen.

Sie beschleunigte ihren Schritt, um etwas vor ihm zu gehen, sodass sie ihn nicht ansehen musste. Es war ihr unangenehm, da sie schnell den Eindruck hatte zu starren. Dabei war es doch er, der starrte.

Minuten vergingen. Wenn sie ihrem Gefühl vertraute, etwas mehr als vier.

Dann sprach er wieder. „Pakhet", begann er und seine Stimme sagte ihr, dass er vorsichtig war, mit dem, was er ansprechen wollte.

Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Was?"

„Du hast mir nie erzählt, wer du wirklich bist", meinte er.

„Ja." Innerlich flehte sie ihn an nicht danach zu fragen. Verdammt noch einmal, sie wollte und konnte nicht darüber reden!

„Du weißt, wer ich bin", stellte er fest.

„Ja", erwiderte sie erneut. Sie schloss die Augen, zählte wieder bis zehn. Sie tat das in den letzten Tage zu häufig. „Doc", versuchte sie es sanft. „Ich bin Pakhet in jeder Hinsicht, die zählt. Was macht es für einen Unterschied, wer ich vorher war?"

Er zuckte mit den Schultern. „Keinen, nehm' ich an." Er seufzte dennoch. „Ich dachte nur ..."

„Doc", sagte sie langsam. „Die Person, die ich vorher war, ist tot. Ich bin nicht sie. Sie ist tot."

Schweigend starrte er sie an. Mehrfach setzte er dazu an, etwas zu erwidern, doch jedes Mal hielt er sich davon ab. Er senkte den Blick, seufzte noch einmal. „Entschuldige, dass ich gefragt habe."

Sie nickte und wandte sich wieder nach vorne, um weiterzulaufen. Sie betete innerlich, dass Smith sie bald anrufen würde. Noch ein, zwei Tage. Hoffentlich nur noch ein, zwei Tage.

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