Unbewusst wartete Pakhetdarauf, dass Michael etwastat. Doch für den Momentwar er still.
Sie hatte eine ruhigeWoche. Ein Einsatz – Personenschutz. Sie trainierte den Rest derZeit, begann Donnerstags mit der Arbeit für Heidenstein. Da sienichts Besseres zu tun hatte, fand sie sich auch Freitag imKrankenhaus wieder. An diesem Nachmittag jedoch nicht allein.
Aus welchem Grund auchimmer: Murphy war hier. Natürlich hatte er eins und einszusammengezählt, schiennahezu begeistert von der neuen Ausgangslage.
„Jetzt hast du es beidem Großen und mir gesehen und willst uns nachmachen, eh?" Erstand unter ihr, hielt die Leiter, auf der sie stand.
Sie war damitbeschäftigt, eine Überwachungskamera zu kontrollieren, da die Fluredes Krankenhauses notgedrungenerweise videoüberwacht waren. DieHälfte der Kameras brachte jedoch nurein griesiges Bild. Die andere Hälfte fehlte vollkommen, waroffenbar gestohlen oder verkauft worden. Sie kontrollierte dieKamera, unter der sie jetzt stand, da auch sie ein schlechtes Bildgegeben hatte. Die Verkabelung war mitgenommen, steckte nichtwirklich drin.
„Ignorierst du mich?",fragte Murphy.
Sie lächelte matt. Warumwar sie nicht mehr von ihm genervt? Trotz seiner Art fand sie denJungen mittlerweile charmant – auf eine äußerst kindische Art. Erwar halt nur ein Teenager.„Ich ignoriere dich nicht, Kid. Ich frage mich nur,ob du nicht bei deinem großen Schützling sein solltest."
„Der ist beim Training.Da braucht er meine Hilfe nicht", meinte Murphy. „Ich bin seinManager, nicht sein Babysitter."
„Mr Teenage Manager,hmm?", meinte sie.
„Bitte. Als Mr Ravinbin ich bereits 32 Jahre alt und habe schonden ein oder anderen Star gemanaged – drüben, in Australien",erwiderte er und grinste.
Sie schüttelte den Kopf.Würde man bei dem „ein oder anderen Star" nachfragen, was würdedann passieren? Diese Artvon falschem Lebenslauf, flehte geradezu darum, widerlegt zu werden.
Sie wandte ihreAufmerksamkeit der Kamera zu, überprüfte die Kabel nocheinmal genau, ehe sie von der Leiter stieg. Sie nahm das Notizbrett,dass auf dem Boden lag, notierte die Fehler, klappte die Leiterzusammen, trug diese weiter.
„Du musst mir gegenübernicht immer auf Ms Supercool machen, Pakhet", meinte Murphy.„Innerlich bist du wie Crash. Ein richtiger Teddybär."
„Ich würde nichtdarauf wetten", erwiderte sie, schenkte ihm aber ein Lächeln. Sieging den Flur hinab, bis siezur nächsten Kamera kam.Sie überprüfte den Zettel. Von dieser Kamera hatte sie gar keinBild bekommen. Die Kamera war aber nochvorhanden.
Wieder stellte sie dieLeiter ab, kletterte hoch, schraubte die Glasabdeckung, der in dieDecke eingelassenen Kamera ab.
„Willst du mir nichtendlich erzählen, was zwischen dir und dem Doc im Urlaub passiertist?", fragte Murphy, während er wieder die Leiter hielt.Zumindest machte er sichnützlich.
Sie schenkte ihm einenkurzen Blick, wandte sich der Kamera zu. Sie musste Heidenstein echtfragen, wer die Verkabelung vorher reingezogen hatte. Denn hier warennicht einmal Kabel angekommen. „Definitiv nicht."
„Ach, jetzt komm schon,du kannst mir vertrauen. Und ich bin wirklich, wirklich gut inBeziehungsangelegenheiten."
„Uhum", brummte sie.
Alles, was sie annehmenkonnte, war, dass dieSicherheitsmaßnahmen verwahrlost war, während das Krankenhaus nichtwirklich genutzt worden war.
„Okay, wenn du nichtredest", meinte Murphy, „soll ich dir dannerzählen, was ich glaube, was passiert ist?"
„Kein Interesse",murmelte sie, schraubte wieder die Glasabdeckung drauf, kletterte vonder Leiter, machte sich ihreNotiz.
„Also, ich glaube,dass ...", begann er.
Sie warf ihm einen bösenBlick zu. „Kid, ich will es nicht wissen." Damit klappte sie dieLeiter zusammen, gingweiter. Sie war am Ende der aktuellen Station angekommen. Die„Innere" – nicht, dass es aktuell viel mehr als eine Stationgab. Leute, die herkamen, waren entweder verletzt oder hatteneinfache Krankheiten, die meist aufgrund eines Mangels anMedikamenten schwerer geworden waren. Manche von ihnen konntenzahlen. Es gab genug, die in den Flats lebten und wirkliche Jobs inder Stadt hatten, aber aus dem einen oder anderen Grund dort blieben.Mal zahlten die Jobs nicht genug, mal konnten sie sich keineWohnungen für ihre ganze Familie leisten. Andere hatten wiederandere Gründe. Dennochfragte sie sich, ob Heidenstein aktuell einen Gewinn machen konnte.Wovon bezahlte er sie überhaupt?
„Ich glaube", begannMurphy erneut, offenbar fest entschlossen, seine Interpretation derEreignisse loszuwerden, „dass du und der Doc in den Ferien zusammenim Bett gelandet sind."
Volltreffer. Was hattesie auch anderes erwartet?
Sie erwiderte nichts,baute stattdessen die Leiter wieder auf.
„Und weil du nichtweißt, wie du damit umgehen sollst, bist du nunnoch griesgrämiger alszuvor. Und natürlich hat es dem Doc mehr bedeutet und deswegen weißtdu jetzt nicht, was du ihm gegenüber tun sollst."
Hatte der Junge auch nochFähigkeiten Gedanken zu lesen? Es würde sie nicht überraschen.
„Liege ich richtig?"
„Kid, ich habe gesagt,dass ich darüber nicht rede", erwiderte sie und schenkte ihm einenstrafenden Blick. „Halt lieber die Leiter fest."
„Pakhet, ich sage dirwas. Das ganze ist nicht schlimm. Ich meine, wieso machst du dirüberhaupt so viele Gedankendarüber. Ich meine du magst den Doc doch,oder?"
Und genau das war dasProblem. Sie mochte ihn – als Freund. Nurals Freund. Wieder brummte sie.
„Warum willst du nichtdarüber reden?"
„Weil es dich nichtsangeht, Kid." Wieder musterte sie den Jungen und hoffte, dass ihrBlick wütend genug war. „Es geht dich nichts an. Also hör aufmich damit zu nerven."
„Aber ich habe Recht,oder?"
„Kid." Sie gab ihrerStimme einen warnenden Unterton, um deutlich zu machen, dass dasThema für sie vorbei war.
Murphy seufzteschwer. „Ich weiß ja nicht, warum das Thema für dich sodramatisch ist? Ich meine, ich kann dir sagen, was ich und Alice inletzter Zeit so gemachthaben." Ein perverses Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
Mit einem Seufzenkletterte sie von derLeiter. Also waren er und Crashs Schwester oder Cousine jetzt was?Freunde mit Vorzügen? Ein Paar? Eigentlich wollte sie es nicht sogenau wissen. Etwas sagteihr, dass Murphy sie mit keinem Detail verschonenwürde. „Mich interessiert eher, auf welche Arten Crash versuchthat, dich deswegen umzubringen."
„Oh, aufunterschiedliche Art und Weise. Er hat den ein oder anderen Speernach mir geworfen", meinte Murphy grinsend.
Und wahrscheinlich hatteder Große mit Absicht nicht getroffen.
„Jedenfalls, als ichletztens mit Alice ..."
Sie stöhnte genervt.„Kid, was muss ich dafür tun, damit du das Thema wechselst?"
Murphy grinste. „Michauf ein Eis einladen, würde funktionieren."
„Das hast du direigentlich nicht verdient", murrte sie, ehe sie das Notizbrett nahmund sich die Informationen zu dieser – fehlenden – Kameraaufschrieb.
„Aber, Pakhet, ichhelfe dir hier bei deiner Arbeit und das aus der reinen Güte meinesHerzens heraus!"
„Kid, du hältst eineLeiter", erwiderte sie. „Und ich bin mir beinahesicher, dass du es nur tust,um mich dabei nerven zu können."
„Ich will dich nichtnerven", empörte er sich. „Ich will dir helfen!"
„Du hilfst mir ambesten, indem du ruhig bist", antwortete sie.
Murphy ließeinmal wieder ein melodramatisches Seufzen hören. „Gut. Von miraus." Er schwieg für ganze zwei Sekunden, ehe er fragte: „Wasist denn mit dem Eis?"
Sie verdrehte die Augen.„Das entscheiden wir abhängig davon, wie nervig du für den Restdes Tages bist."
Er grinste. „Okay!"
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Mosaik
Fantasy[Urban Fantasy Thriller | Weibliche Protagonistin | LGBTQ Content | Südafrika] Joanne. Pakhet. Vor sieben Jahren gab sie ihren alten Namen, ihr altes Leben auf, zog nach Südafrika, wurde zur Söldnerin. Seither ist ihre Welt verrückter, ihr Leben jed...