[08.05.2011 - M01 - Plangemäß]

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„Ich weiß nicht, was du hast", meinte der junge Mann mit lauter Stimme, da er gegen den durch die Einschusslöcher pfeifenden Wind anschrie. „Ist doch alles bestens."

„Ja, glorreich", grummelte Pakhet und fragte sich, warum er überhaupt in ihrem Auto saß.

Der junge Mann war Murphy, der magische Conartist. Er grinste und war bester Laune, während ihr Wagen aktuell in Konsistenz und Farbe Schweizerkäse glich, nachdem eine automatische Waffe es einmal seitlich erwischt hatte.

Das waren zu viele Aufträge für wenige Tage gewesen. Scheiß auf das Geld. Sie musste die Reparatur des Wagens am Ende selbst bezahlen. Es lohnte sich kaum.

Sie konzentrierte sich auf die Straße, froh um die Dunkelheit, die sich über die Straße gesenkt hatte. Sie musste es irgendwie schaffen, bis nach Kapstadt zu kommen, ohne dass jemand aufgrund des Zustands des Wagens die Polizei rief. Was für ein großartiger Tagesabschluss. Wirklich großartig.

Vielleicht sollte sie doch auf einen Minibus umsteigen. Bei denen wunderte es zumindest niemanden.

„Mach dir keine Gedanken. Im Notfall halte ich dir den Rücken frei", versicherte Murphy.

Er hatte die Gestalt eines durchschnittlich großen, jungen Mannes mit braunem Haar, blauen Augen und heller Haut, aber sie wusste, dass es nicht viel bedeutete. Sie hatte gesehen, wie er seine Gestalt nach freiem Willen veränderte. Wenn er wollte, könnte er innerhalb weniger Minuten langes, wallendes blondes Haar haben. Wahrscheinlich konnte er seinen Körper sogar weiblich formen. Sein Aussehen war nicht konsistent und sagte damit wenig über ihn aus.

„Sicher. Wie du's draußen getan hast, hmm?", meinte sie und spielte damit auf sein zurückhaltendes Verhalten im Kampf an. Er hatte ihnen geholfen, den vermaledeiten Vampir, den sie verfolgt hatten, aufzuhalten. Aber sobald sich herausgestellt hatte, dass der Vampir eine Waffe hatte, hatte er Deckung gesucht.

„Ich habe nur meine wichtigsten Assets beschützt", erwiderte der junge Mann süffisant. „Kannst du es mir vorwerfen, Lady?"

„Nenn' mich nicht Lady", grummelte sie zum dreiundzwanzigsten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte.

„Pakhet ist ein komischer Name", kommentierte er und zuckte mit den Schultern.

Sie seufzte, verdrehte ihrem Schicksal ergeben die Augen und konzentrierte sich wieder auf die Straße, als ihr Handy, das in der an der durch ein Wunder unversehrten Frontscheibe hängenden Haltung lag, klingelte.

Heidensteins Nummer.

Sie hob ab. Das Handy war im Freisprechmodus. „Was gibt's?"

„Ich habe einen Vorschlag zu machen", erwiderte Heidenstein's Stimme.

„Schieß' los."

Der junge Mann neben ihr kicherte. War der Wortwitz wirklich so albern?

„Wir fahren zum Krankenhaus. Dann müssen wir mit den demolierten Wagen nicht in die Stadt reinfahren."

Was so viel hieß, als dass sie ihren Wagen dort lassen musste. Sie mochte diesen Gedanken nicht, wusste jedoch, dass sein Vorschlag nicht dumm war. „Klingt gut, danke."

„Krankenhaus?", fragte Murphy.

„Er hat noch einen anderen Job", erwiderte Pakhet. „Kennst du Straßenkliniken?"

„Du meinst, wo man mit einem Werwolfsbiss hingehen kann?", meinte er.

Sie nickte schweigend, während sie in Gedanken die beste Route zu finden suchte. Wenn sie vom Norden kam, würde sie am wenigsten Stadtstraße fahren müssen – das hieß auch die wenigste Überwachung.

„Klar, kenn ich." Murphy wartete offenbar auf eine Antwort. „In sowas arbeitet er?"

Wieder war ein Nicken Pakhets einzige Antwort.

Sie hätte zu gern gewusst, wo Heidenstein mit dem Chaosmobil war – dem mittlerweile neu ramponierten Van, in dem auch Spider, Mik und der eigentlich nutzlose Hacker waren.

Missmutig schaute sie zur Tür zu ihrer Rechten, deren Glasscheibe komplett zertrümmert war, während auch das Blech von mehren Löchern geziert wurde. Die Tür würde ersetzt werden müssen. Dasselbe galt für die Hintertür auf Fahrerseite. Auch das Blech der Haube hatte einiges abbekommen. Sie würde Robert anrufen müssen. Ob sie den Wagen so lange würde am Krankenhaus stehen lassen können?

Würde der Besitzer des Krankenhauses keine Fragen stellen?

So lange sie nicht Michael bitten musste, sich für sie um die Bullen zu kümmern, war es wahrscheinlich egal.

Ach, verdammt. Das war das letzte, was sie jetzt noch hatte gebrauchen können. Als wäre ihr Job als glorifizierter Babysitter nicht schlimm genug.

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A/N: Im Vorwort habe ich übrigens Charakterbilder ergänzt. Hier noch das Bild für Murphy.

 Hier noch das Bild für Murphy

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