[20.08.2011 - X11 - Hinweise]

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Zwar waren die Barkeepsgesprächig, jedoch hatte angeblich keiner von ihnen viel gesehen.

Während Pakhet an derBar saß, mit dem ein oder anderen ein Pläuschchen hielt und dieTanzfläche beobachtete, erkanntesie auch Heidenstein und Murphy, die mit zwei,drei Abstand später ebenfalls in den Club kamen.

Murphy war Murphy. Erflirtete ohne Vorbehalte mit dem einen oder anderen, verschwandzwischenzeitlich mit einem jung wirkenden Mädchen in denHinterräumen des Clubs. Wie konntees auch anders sein?

Heidenstein tat sich weitweniger leicht. Sie beobachtete ihn zwischenzeitlich dabei, wie ermit einer der Frauen an der Bar sprach, jedoch nach einer Weilewieder ging. Das alles fielihm offenbar wirklich schwer – trotz der großen Worte von zuvor.

Zwischenzeitlich kamenzwei andere Prostituierte zu ihr, die sich als Candice und M.J.vorstellten und ein kurzes, passiv-aggressives Gespräch mit ihrführten. Sie waren nicht begeistert von neuer Konkurrenz auf ihremTurf und Pakhet hatte einige Mühe bei der naiv-dümmlich, aberfreundlichen Persona „Pearls" zu bleiben.

„Ich war ja früherbeim Corona, aber das geht echt nicht mehr", erzählte sie ihnendasselbe Märchen, wie den Barkeeps. „Das ist da soheruntergekommen geworden und die Ganger, die da rumhängen, sindecht eine ganz fiese Art. Die haben dochShea letztens aufgeschlitzt. Und die Candy hat mir erzählt, dassTutu da besser aufpasst."

„Candy?", fragteM.J., die rot gefärbtes, lockiges Haar hatte. Einegut gerundete schwarze Dame mit geglättetem Haar, deren Haut relativhell war.

Candice war eine jungeSchwarze, die zumindest im Bereich der Brust sehr gut bestückt war.Ihr Haar lag geflochten eng an ihrem Kopf. Der helle Lidschatten, densie trug, hob sich deutlich von ihrer dunklen Haut ab.

„Ja, Candy." Pakhetholte ihr Handy heraus, leckte sich über die Lippen, als bräuchtees Konzentration das richtige Bild zu finden. „Hier", meinte sie.„Candy. Die ist noch etwasjünger, glaub ich."

Candice nahm ihr dasHandy ab, schaute drauf, zeigte es dannM.J., die ihr Haar zwirbelte.

„Ach, die, dieverschwunden ist." M.J. Schürzte die Lippen.

„Ja, ich habe davongehört", erwiderte Pakhet. „Das ist dochvoll schrecklich. Was glaubt ihr, was mit ihr passiert ist?"

„Wahrscheinlich habensie sie irgendwoaufgeschlitzt", meinte M.J. spitz, schürzte sie Lippen kurz. „Hörtman doch immer wieder."

„Sag sowas nicht",antwortete Candice. „Nein, ich glaube eher  ..." Sie senkte dieStimme, so dass sie überdie Musik kaum zu hören war. „Weißt du nicht mehr, der eine Typ,mit dem sie gegangen ist?"

„Was'n für ein Typ?",fragte Pakhet neugierig und mit einer Spur aufgesetzter Furcht in derStimme.

Die beiden tauschteneinen vielsagenden Blick. Hatten sie Angst? Hatte man sie bedroht? AmEnde lehnte sich Candice neben sie, streckte ihren vollen Busen derTanzfläche entgegen, ehe sie aus dem Mundwinkel murmelte. „Ach, daist ab und an so ein Typ,der rumkommt. Hübsch, Mitte zwanzig. Dunkel, wie ich, aber siehtaus, wie aus gutem Haus. Macht Angebote. Ich habe den anderen gesagt,dass ich ihm nicht traue. Die Art, wie er spricht ist nicht richtig.Also wenn du ihn siehst. Sei vorsichtig. Jedenfalls ist Candy mit ihmmitgegangen."

„Oh, fuck", flüstertePakhet und meinte es sogar halb.

„Ja, da sagst du was",erwiderte Candice.

Das war allerdings diebeste Information, die sie für eine ganze Weile erhielt.

Bald kamein junger Mann, wahrscheinlich ebenfalls Mitte zwanzig, zu ihnenrüber und begann Candice anzusprechen. Die beiden setzten sich vonihnen ab und bald darauf beobachtetePakhet, wie sie in Richtung der Hinterzimmer liefen.

Trotz der anfänglichenpassiven Aggressivität der beiden, waren sie neben den Barkeeps nochdie angenehmeren Bekanntschaften. Denn natürlich war die Sache, dasssie wie eine Prostituierte aussah auch damit verbunden, als solcheangesprochen zu werden. Dabei waren die Versuche von Kerlen, dienicht bereit waren, sie zu bezahlen, und meinten, sie mit dummenSprüchen beeindrucken zu können, verhältnismäßig harmlos.

Da waren aber auchdiejenigen, die bereit waren, zu bezahlen.

Pakhet war von Anfang anbereit gewesen, mit dem ein oder anderen für diesen Job zu schlafen,wenn es ihr Informationen gab. Dochauf halbe Alkoholleichen hatte sie wenigLust. Auch schmierige, alte Typen waren sicher nicht ihr Stil. Erstals ein Mann, der zumindest nochMitte Vierzig war kam,meinte, dass er sie nochnicht gesehen hatte, kam sienicht umher, zuzustimmen. Wenn er Stammkunde war, konntesie ihn vielleicht aushorchen.

Sie lächelte, nannteihren Preis und stellte zynisch fest, dass sie zumindest soetwas Umsatz bei der Sachemachte.

Immer positiv denken.

Sie begleitete den Mann,der sich als Nelius vorstellte – einen Nachnamen musste sie nichtwissen, immerhin stellte siesich auch als Pearl vor – in die Hinterräume. Wenn sie nichtentsprechend ihrer Verkleidung arbeitete, würde ihr Cover ohnehinfrüher oder später auffliegen.

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