[21.08.2011 - D30 - Fürsorge]

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Die Nacht brach herein. Pakhet hatte mit Crash geredet, ihm erklärt, wo Murphy abgeblieben war, da dessen Handy zusammen mit seiner Kleidung auf dem Krankenhausboden verblieben war. Crash hatte gebrummt, wie er es immer tat, und am Ende gemurmelt: „Wenn du noch Hilfe brauchst, sag mir Bescheid."

Pakhet hatte ihm mit einem Brummen geantwortet. Sie konnte ihn nicht mit hineinziehen, oder? Er war aus dem Feld raus und es war besser, wenn er sich von diesen Dingen fern hielt.

Am Ende war es wohl seine Entscheidung.

Sie seufzte und sah zu den Deckenplatten über sich. Noch immer konnte sie die Dinge, die sie dort gesehen hatte, nicht vergessen. Sie hatte das Mädchen nicht retten können. Zur Hölle, sie selbst wäre gestorben, wäre Heidenstein nicht bei ihr gewesen. Auch wenn er so tat, als wäre es selbstverständlich gewesen – was es führ ihn wahrscheinlich auch war.

Ein Klopfen an der Tür. Stille. Es musste Heidenstein sein.

„Ja?", fragte sie halblaut.

Er kam herein, brachte ein Tablett mit sich. Kein normales Krankenhaustablett – hatte er überhaupt eine Küche? – sondern ein einfaches Holztablett mit Geschirr, dass sie als das eine erkannte. „Ich dachte, ich bringe dir etwas zu essen."

Sie musterte ihn mit einem matten Lächeln. „Du hast deinen Angestellten nichts von mir gesagt, oder?" Ihr war die Abwesenheit einer normalen Schwester aufgefallen.

Er zuckte mit den Schultern. „Nein", gab er zu. „Ich dachte, es wäre dir unangenehm, wenn zu viel gefragt wird."

Sie nickte. „Danke."

Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Ihr war noch immer schlecht und sie wusste, dass noch immer Gift durch ihre Adern floss, auch wenn der größte Teil von Heidensteins Gegengift unschädlich gemacht worden war, wie es schien. Dennoch wusste sie, dass sie zumindest etwas essen sollte.

„Hast du schon was von Murphy gehört?", fragte Heidenstein und stellte das Tablett auf dem Tisch neben ihrem Bett ab.

Sie sah zum Fenster, schüttelte den Kopf. „Nein."

Heidenstein folgte ihrem Blick. „Ich hoffe ihm ist nichts passiert."

Pakhet nickte. Sie hielt das Fenster angelehnt, damit Murphy zurück rein konnte, sollte er hierher zurückkehren. Der Junge konnte nicht die Nacht durchmachen, oder? Sie hoffte nicht.

„Komm, iss etwas", forderte Heidenstein sie auf. „Versuch es zumindest."

Sie nickte. Er hatte Recht, selbst wenn er sie vorrangig ablenken wollte. Dennoch nahm sie eine Brotscheibe und führte sie zu ihrem Mund. Vorsichtig kaute sie, schluckte, kämpfte gegen die Übelkeit an.

Heidenstein setzte sich neben sie. „Geht es?"

Sie nickte. „Es muss." Sie holte Luft, streckte ihre Hand nach dem Wasser aus. „Ich hoffe Smith findet jemanden."

Heidenstein wartete, schürzte die Lippen. „Was ist mit der Polizei?"

„Die haben doch kaum jemanden." Sie wich seinem Blick aus. Was sie sagte, stimmte. Letztes Jahr wäre es etwas anderes gewesen, während der Fußball-WM war das Budget und Personal der Polizei aufgestockt worden, nur um dieses Jahr direkt wieder zu schwinden. Doch ihr Grund war ein anderer: Sie bemühte sich den Behörden, inklusive der Polizei aus dem Weg zu gehen. Sie misstraute ihnen, hatte es schon immer, aber umso mehr, seit sie die Army verlassen hatte.

„Wir könnten es versuchen", meinte Heidenstein. „Ich meine, wenn wir es wirklich versuchen ... Sie haben garantiert mehr Leute, als wir uns leisten können."

Sie schwieg. Sie hatte einiges Geld auf der hohen Kante. Dennoch hatte er Recht. Sie würde ein paar Leute bezahlen können, doch vor allem Tränke zum Bannen der Dämonen würden teuer werden. Magische Artefakte der Art waren selten und selbst Tränke kosteten. Ein spezialisierter Magier, ein Söldner, würde jedoch mehr kosten.

Schließlich seufzte Pakhet. „Ja, wir müssen es wohl irgendwie versuchen. Aber lass uns erst auf Smith warten."

Heidenstein nickte. „Okay."

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