Ihre Laune verbesserte sich nach dieser Nacht zumindest etwas. Es war nur Sex, erinnerte sie sich. Sie hatte mit vielen anderen Männern vor Heidenstein geschlafen und sie konnte mit vielen weiteren schlafen. Es war schlecht gelaufen, dass sie mit ihm – jemand, den sie kannte, den sie respektierte – im Bett gelandet war, doch daran konnte sie nichts mehr tun. Sie musste damit leben und je eher sie dazu überging, normal mit ihm zu verkehren, desto eher könnte sie diesen Vorfall vergessen.
So saß sie nun in einer gemieteten Garage am Rand der kleinen Stadt. Auch wenn niemand etwas gesagt hatte, so fiel der Van vor dem Hotel auf und sie bevorzugte es ihren normalen Wagen oder – wenn sie einmal dazu kam – ihr Motorrad zu fahren. Dieses fiel auch auf, ja, doch war es wenigstens nicht von endlos vielen Dellen überzogen. Selbst ihr Wagen hatte Türen, die sich problemlos öffnen ließen und roch nicht, als hätte man eine Sammlung Eier über den ganzen Sommer stehen lassen.
Doch genau an diesen Problemen arbeitete sie gerade.
Wo sie schon hier waren konnten sie die Zeit auch nutzen. Der Wagen hatte eine Generalüberholung ohnehin nötig. Es gab ihr zu tun, brachte sie auf andere Gedanken – oder hätte dies zumindest getan, hätte jemand Gewisses nicht drauf bestanden ihr zu helfen.
Nichts desto trotz: Sie wollte sich ablenken, also lenkte sie sich ab.
Ein paar Anrufe hatten gereicht, um neue Türen zu besorgen und Ersatzteile für die Heckstange. Sicher, sie hätte alles reparieren lassen können, doch wenn sie es selbst tat, kam es sie billiger.
Im Moment war sie damit beschäftigt, die erste Tür aus ihren Scharnieren zu hebeln, nachdem sie sämtliche Sicherungen gelöst hatte.
Heidenstein nahm die Tür an, brachte sie in die Ecke, während sie sich an die Sicherungen der zweiten Tür machte.
Eine seltsame Stille herrschte und als sie aufsah, brauchte er einen Moment zu lang, um den Blick von ihr abzuwenden.
Wie immer beim Arbeiten, hatte sie einen Blaumann über Tanktop und Jeans gezogen, während Heidenstein einfache, abgetragene Sachen trug.
Erst jetzt schaffte er es, wenngleich wenig überzeugend, die Garagenecke zu fixieren.
„Was?", fragte sie gereizt. Aktuell reagierte sie zu empfindlich auf diese Dinge. Lange Blicke, Seufzen ... Sie kam nicht umher all diese Gesten im neuen Kontext zu interpretieren. Vielleicht tat sie ihm damit Unrecht, doch sie konnte nicht anders.
„Nichts", erwiderte er.
Sie brummte missmutig, machte sich wieder an die Arbeit. „Jetzt sag schon? Was ist?"
„Ich habe nur worüber nachgedacht."
Oh, bitte nicht darüber.
„Nicht das, was du denkst", sagte er schnell.
Aha. Sie hob eine Augenbraue, warf ihm einen kurzen Blick zu.
„Ich hatte dich eigentlich worauf ansprechen wollen. Seit ein paar Wochen schon." Er seufzte. „Es ist nur denke ich nicht, der richtige Zeitpunkt."
Wieso hatte sie bloß das Gefühl, dass ihre Antwort „Nein" wäre? Wieder brummte sie. Jetzt kommunizierte sie wie Crash.
Stille senkte sich über sie, während sie die zweite Tür abmontierte. Es war schnell getane Arbeit. Als sie ihm die Tür übergab und seinen Blick bemerkte, stöhnte sie genervt. „Was ist denn?"
Er seufzte, stellte die Tür weg und setzte sich auf die nun offene Ladefläche des Transporters. „Okay. Ich hatte über etwas nachgedacht, bevor Spider und diese ganze Sache passiert ist."
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Mosaik
Fantasy[Urban Fantasy Thriller | Weibliche Protagonistin | LGBTQ Content | Südafrika] Joanne. Pakhet. Vor sieben Jahren gab sie ihren alten Namen, ihr altes Leben auf, zog nach Südafrika, wurde zur Söldnerin. Seither ist ihre Welt verrückter, ihr Leben jed...