Der Asphalt war noch immer nass, die Luft jedoch klar. Es war später Nachmittag, zwanzig nach fünf, als Pakhet auf den Parkplatz des Krankenhauses fuhr.
Sie tat es wirklich. Sie war wirklich hergekommen. Vielleicht hatte Michael Recht. Es war eine Schwäche. Es war nicht ihre Art, nicht ihr Stil. Sie konnte noch immer umkehren.
Nein.
Verdammt.
Sie konnte nicht.
Die Wahrheit war, dass sie sauer war. Auf Heidenstein. Ohne den improvisierten Heilzauber Murphys wäre Spider gestern gestorben. Deswegen hatten sie einen Heiler im Team, oder? Damit er sich darum kümmerte, nicht Murphy.
Abgesehen davon war sie persönlich sauer auf ihn. Warum hatte er sich nicht gemeldet? Egal was sie gegenüber Michael sagte, sie betrachtete ihn als Freund und fühlte sich verraten.
Also stieg sie von ihrem Motorrad ab und marschierte mit langen Schritten auf den Hintereingang des Krankenhauses zu. Er musste irgendwo da sein. In der Straßenklinik oder seiner Wohnung. Vielleicht auch im eigentlichen Krankenhaus. Mr Anderson. „Wir haben auf sie gewartet, Mr Anderson." Nein. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, für Filmreferenzen.
Sie drückte die Doppeltür auf und betrat das Gebäude. Wie immer standen da zwei Wachen. Russen. Natürlich.
Sie sahen sie verdutzt an. Einer hatte die Hand an seiner Waffe. Der andere erkannte sie.
„Ich suche Heidenstein", sagte sie, bemüht die Wut nicht in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen.
Der Kerl, der sie erkannte, nickte, legte seinem Kollegen die Hand auf die Schulter. „Er ist unten."
Pakhet nickte dankbar. Sie hatte nicht gegen die beiden kämpfen wollen. Ein Teil von ihr hatte erwartet, dass Heidenstein seine Wachen angewiesen hatte, sie nicht reinzulassen.
Sie fand Heidenstein in seinem Büro. Er hatte keinen Patienten. Umso besser.
Ohne zu Klopfen kam sie rein. „Doc." Es war keine Frage. Eher eine Feststellung.
Er blickte auf. Im Bruchteil einer Sekunde huschten mehrere Emotionen über sein Gesicht: Überraschung. Verwirrung. Misstrauen. Wut. Unsicherheit. Er stand auf. „Pakhet. Was machst du hier?" Seine Stimme war unsicher, aber hart. Härter als normal. Er mied ihren direkten Blick.
„Ich dachte als verantwortungsvolle Teamleiterin schaue ich, wo unser Teammedic abgeblieben ist." Unterdrückte Frustration schwang in ihrer Stimme mit. Sie konnte es nicht verhindern.
„Ich habe doch Bescheid gesagt." Er schüttelte den Kopf. „Ich habe einem Freund ausgeholfen." Er wollte an ihr vorbei gehen, doch sie streckte die Prothese aus, um die Tür zu blockieren.
Bildete sie es sich nur ein oder bewegte er sich seltsam? „Doc. Was ist los?"
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. „Nichts. Es haben sich nur ein paar Sachen angesammelt und ich ..." Wieder brach er ab.
„Gestern wäre Spider fast gestorben, weil du nicht da warst."
Seine Kiefermuskeln spannten sich merkbar an. Kurz schloss er die Augen, holte tief Luft. „Es tut mir leid, okay?" Ein weiteres Kopfschütteln folgte. „Ist er okay?"
„Ja. Murphy hat sich irgendwie an einem Heilzauber versucht und schlimmstes verhindert. Wir wissen nur nicht, ob wir in zwei Wochen vollständig sind."
„In zwei Wochen?"
„Der große Gig? Das Ding, für das Smith eigentlich das Team wollte?"
„Oh." Heidenstein seufzte. Etwas stimmte definitiv nicht mit ihm. Er schien Schmerzen zu haben. „Vielleicht solltest du mit Smith reden und ..."
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Mosaik
Fantasy[Urban Fantasy Thriller | Weibliche Protagonistin | LGBTQ Content | Südafrika] Joanne. Pakhet. Vor sieben Jahren gab sie ihren alten Namen, ihr altes Leben auf, zog nach Südafrika, wurde zur Söldnerin. Seither ist ihre Welt verrückter, ihr Leben jed...