Sie hatte am Vortag zwei Mal geduscht. Eigentlich sollte sie nicht wieder Duschen. Doch verdammt, sie brauchte jetzt eine kalte Dusche. Eine eiskalte Dusche!
Pakhet ließ den Bademantel des Hotels, den sie am Vortag nach dem Duschen angezogen hatte, zu Boden gleiten. Sie löste die Prothese, die sie am Vorabend angezogen hatte, um Heidenstein besser verarzten zu können, legte sie auf dem Toilettendeckel ab. Dann stolperte sie in die Dusche, drehte den Hahn für das kalte Wasser auf.
Eisig rann das Wasser über ihre Haut.
Pakhet zuckte nicht einmal zusammen. Sie schloss die Augen, lehnte sich vor, stützte sich mit ihrem Arm an der Wand ab.
Verdammt. Wie hatte das passieren können? Sie hatte bisher immer einen Punkt daraus gemacht, nicht mit Kollegen zu schlafen. Ach, sie hatte generell einen Punkt daraus gemacht, nur mit Typen zu schlafen, die sie wahrscheinlich nie wiedersehen müsste. Nicht selten hatte sie sich genau deswegen Touristen rausgesucht. Sie hatte damit alles unter Kontrolle gehabt. Sex, ja, aber nichts, was in irgendeiner Form kompliziert werden konnte. Sie hatte klare Regeln gehabt und eine der ersten Regeln war, nicht mit Kollegen zu schlafen!
Also wie hatte sie das zulassen können?
Gerne hätte sie ihm die Schuld gegeben. Es war nicht so, als hätte sie nicht bemerkt, dass er ihr manchmal, wenn sie gemeinsam woran arbeiteten, diese Blicke zugeworfen hatte. Lange Blicke. Er hatte so ausgesehen, als würde er etwas sagen wollen. Vielleicht hätte er sie vorher auch geküsst, hätte sich die Gelegenheit ergeben.
Doch so sehr sie sämtliche Schuld auch ihm gegeben hätte: Sie hatte es in der vergangenen Nacht gewollt. Sie hatte es wirklich gewollt. Sie hatte es zugelassen.
„Fuck!", zischte sie und schlug mit der Faust gegen die Wand.
Was sollte sie ihm jetzt sagen?
Er war sentimentaler als sie. Er konnte ein Gefühlsdusel sein. Wahrscheinlich interpretierte er viel mehr in diese Sache, als da eigentlich war.
Ach was, sicher tat er das. Er war Heidenstein. Er war Anderson. Er war ein verfickter Idiot!
Sie zwang sich dazu, ihre Gedanken zu beruhigen, schloss die Augen, atmete einige Male tief durch und drehte dann den Hahn für das heiße Wasser leicht auf, so dass das Wasser lauwarm wurde.
Okay. Was konnte sie tun?
Sie lehnte sich gegen die Wand.
So sehr sie auch den Gedanken hasste, sie würde mit ihm reden müssen. Ach, natürlich konnte sie mit ihm reden. Er würde verstehen, oder? Er würde verstehen, dass es nur ein Missgeschick war. Es war nur Sex. Und sie waren Erwachsene. Genau. Erwachsene. Sie konnten wie Erwachsene darüber reden. Ja.
„Fuck." Wie hatte sie es nur dazu kommen lassen? Wie hatte sie es nur zulassen können?
Egal, wie sie diesen Gedanken im Kopf hin und her drehte, die konnte es nicht sagen. Alles, was sie wusste, war, dass sie es gewollt hatte. Verdammt, vielleicht war es sogar sie gewesen, die ihn geküsst hatte. Sie wusste es wirklich nicht mehr.
„Verdammt ..." Sie drückte den Kiefer zusammen, schloss die Augen. Atmen. Ruhig Atmen.
Sie würde damit klar kommen. Sie würde eine Lösung finden. Gegenüber einer Horde Zombies, war das doch nichts.
Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie Angst ihn als Freund zu verlieren. Und das wollte sie nicht riskieren.
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Mosaik
Fantasy[Urban Fantasy Thriller | Weibliche Protagonistin | LGBTQ Content | Südafrika] Joanne. Pakhet. Vor sieben Jahren gab sie ihren alten Namen, ihr altes Leben auf, zog nach Südafrika, wurde zur Söldnerin. Seither ist ihre Welt verrückter, ihr Leben jed...