[12.08.2011 - M10 - Check-Up]

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Pakhets Plan Abstand zu gewinnen verlief für einige Tage erfolgreich. Es war der Freitag, an dem sie abends um zehn vor sechs einen Anruf von Murphy bekam. Was auch immer der Junge nun von ihr wollte.

Die Frage beantwortete sich, sobald sie abhob: „Ich bin schwer enttäuscht von dir, Pakhet."

Sie hob eine Augenbraue, sich dessen bewusst, dass er davon nichts sah. „Aha?"

„Jetzt bist du fast eine Woche zurück und ich bekomme keinen Anruf, keine Nachfrage wie es mir geht. Dabei hatten du und der Doc mich armen Jungen einfach allein im Krankenhaus zurückgelassen!"

Oh ja, da war etwas gewesen. Wenn sie ehrlich war, hatte sie nicht mehr über Murphy und seine Vergiftung nachgedacht, seit sie an jenem ersten Tag in ihrem Urlaub aufgewacht war. „Es tut mir leid, Kid", sagte sie und meinte es. „Ich hatte viel zu tun."

„Du hattest Urlaub", erwiderte er.

„Was nicht heißt, dass ich nichts zu tun hatte."

„Aha", meinte der Junge mit einem Tonfall, der einen Schmollmund vermuten ließ.

Sie seufzte. „Wie geht es dir denn?"

„Ich glaube ganz gut, aber ich sollte noch einmal untersucht werden, meinst du nicht?" Also suchte er nur nach einer Möglichkeit sich mit ihr zu treffen?

Sie hatte nichts, um ihn zu untersuchen. Sie konnte kaum in der Zentrale die Sachen für ihn benutzen. „Wieso fährst du nicht zum Krankenhaus? Der Doc wird sich sicher um dich kümmern."

„Treffen wir uns da?", fragte Murphy.

Nein. Sie seufzte. „Eher nicht. Ich habe noch zu tun."

„Mit den mysteriösen Urlaubsaufgaben?" Er klang amüsiert. Dennoch war da eine Spur Beleidigung – eine wahrscheinlich wohlgeplante Spur.

„Ja", sagte sie schlicht.

Schweigen. Dann: „Sag mal, hast du irgendwie Krach mit dem Doc oder so?"

„Nein", erwiderte sie schnell – zu schnell.

„Dann kannst du dich ja auch mit mir treffen", meinte er.

„Ich habe keine Zeit." Sie versuchte ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Sie konnte gut lügen, also warum glaubte er ihr nicht? Nein, die bessere Frage war: Warum hatte der Junge nicht genug Fingerspitzengefühl, um unabhängig davon, ob er ihr glaubte, die Sache einfach fallen zu lassen?

„Jetzt komm schon, Pakhet", drängte er weiter. „Ich habe dich seit zwei Wochen nicht mehr gesehen."

„Und seit wann ist dir das so wichtig?", fragte sie. Dabei konnte sie nicht verhindern, dass ein zynischer Unterton in ihren Worten mitschwang.

Als er antwortete, war sie sicher, dass er wieder sein typisches Murphy-Grinsen grinste. „Na, seit ich beschlossen habe, dass du für eine Erwachsene eigentlich ziemlich okay bist. Und seit du mir den Arsch gerettet hast."

„Ah, ja." Sie brummte.

Er lachte. „Jetzt klingst du schon, wie Crash." Als sie schwieg fuhr er fort: „Jetzt komm. Du hast gerade nichts zu tun. Ich weiß das! Und wenn du nicht kommst, dann frage ich den Doc darüber aus, was zwischen euch beiden los ist."

Würde Heidenstein es dem Jungen erzählen? Sie glaubte nicht, oder? Oder? Ach, verdammt, der Junge hatte eine Silberzunge und wenn sie ihn lang genug mit Heidenstein allein ließ ... Wer wusste, was dann passierte? Am Ende bat Heidenstein ihn noch um Rat! Das würde ihm ähnlichsehen.

Sie schnaubte bei dem Gedanken. „Ist ja gut, Kid, ich komme."

„Ha!", frohlockte Murphy.

„Du bist anstrengend, weißt du das?"

Wieder lachte er. „Ich gebe mir Mühe." Natürlich war er darauf stolz. Natürlich. Es war Murphy.

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