Kapitel 8

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Rush

»Was ist los mit dir, Rush?«, fährt mich Tristan an, weil ich den Text zum neuen Song noch immer nicht drauf habe. Und ich habe diesen Song geschrieben. Aber ich fühle mich heute unkonzentriert und verhasple mich immer wieder, während Tristan und John wirklich alles geben.

»Kann ich nicht auch mal schlecht drauf sein, Harper?«, fahre ich ihn an, greife zum Corona und spüle die raue Trockenheit in meiner Kehle runter. Ich stelle die leere Flasche mit frustrierter Betonung auf den Verstärker von Johns Bassgitarre und trete wieder hinter das Mikrofon. Wir proben jetzt schon den halben Nachmittag, in einer Stunde öffnet meine Mutter die Bar. Wir haben heute keinen Auftritt, zumindest muss ich da heute nicht durch. Zum Glück kein Wochenende. Ich liebe unsere Auftritte, aber heute ist einfach nicht mein Tag.

»Du bist untervögelt, Alter. Sieh zu, dass du Seattle klarmachst, bevor dir noch die Eier platzen«, meint Tristan lachend und schlägt mir mit seinen Drumsticks gegen die Schulter.

»Scheiß auf Seattle, du kannst jede haben, um dein Problem in den Griff zu bekommen.«

Tristan wirft John eine leere Colabüchse gegen den Kopf. »Du bist eine Blindbirne. Dieses Problem kann nur Seattle lösen.«

»Was soll der Scheiß?«, fahre ich aus der Haut und löse mit meiner Faust ein dumpf hallendes Klopfen aus, als ich gegen das Mikro schlage. »Ich bin einfach nur schlecht drauf.«

»Ja, in letzter Zeit öfters und immer dann, wenn sie in der Nähe ist«, wirft Tristan ein und schlägt mit seinen Sticks auf die Drums ein.

»Ist sie jetzt in der Nähe?«, weise ich ihn hin und wedele mit einer Hand herum.

»Nein, im Moment nicht, aber ich hab das Gefühl, dass da irgendwas zwischen euch läuft, das du nicht auf die Reihe bekommst«, meint John.

»Bullshit. Sind wir hier, um über Mädchen zu reden oder zum Proben?«

»Wir reden über nur ein Mädchen, und das hat unserem Ass den Kopf verdreht«, wirft Tristan grinsend ein. Er mustert mich neugierig. »Sie lässt dich nicht kalt.«

Das weiß ich auch, ich weiß nur nicht warum. Klar, sie ist heiß, ich liebe ihren Hintern. Er ist voll und ich brauche sicher mehr als eine große Hand, um eine ihrer Backen zu umfassen. Und die Farbe ihrer eisblauen Augen, sie leuchten und sehen mich immer mit dieser überlegenen Kälte an, die mich ganz wahnsinnig macht. Und ich rede gern mit ihr. Es ist anders als bei anderen Mädchen. Mit ihr kann man richtig reden. Die anderen Chicks wollen doch nur das Eine von mir, aber bei ihr fühle ich mich ernst genommen. Sie hört mir zu. Und sie scheint sich nicht nur wegen der Band für mich zu interessieren. In ihrer Nähe fühle ich mich anders, irgendwie normaler.

»Schwachsinn«, sage ich und deute John, er soll anfangen. Ich werfe einen Blick durch das Fenster nach draußen, wo Sina an meiner Suzuki lehnt, als würde ich ihr gehören. Am liebsten würde ich ihr deutlich machen, dass das niemals der Fall sein wird. Aber im Augenblick kommt sie mir gerade richtig. »Ich hab heute noch was mit Sina vor«, säusle ich in das Mikro, mir wohl bewusst, dass sie es draußen hören kann. Tristan zieht ungläubig eine Augenbraue hoch. Aber genau das ist es, was ich heute noch tun werde. Ich werde mir Mila aus dem Kopf vögeln.

Mila

»Warum starrst du die ganze Zeit aus dem Fenster?

Ich drehe mich um, hinter mir steht meine Mutter mit einem Korb Bügelwäsche in der Hand. Meine Mutter und Bügeln sind keine Freunde, sie schiebt diese Aufgabe immer lange vor sich her, bis der Berg so hoch ist, dass sie schon von seinem Anblick schlechte Laune bekommt. Ich habe ihr schon vor Jahren angeboten, ihr das Bügeln abzunehmen, aber das will sie auch nicht, denn sie glaubt, nur sie könne Dads Hemden und Anzüge perfekt genug bügeln, um seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Ein Rockstar zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt