Kapitel 20

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Mila

Ich bin zum ersten Mal wieder in unserer gemeinsamen Wohnung, seit ich mich von Rick getrennt habe. Als ich die Wohnung betrete, hoffe ich, dass er nicht zu Hause ist und so wie es aussieht, habe ich Glück. Die letzten Tage habe ich bei Dana gewohnt. Ihre Wohnung ist ziemlich klein und bei ihr zu wohnen ist keine Dauerlösung, weil ihr Wohnzimmer auch gleichzeitig ihr Schlafzimmer ist und sie ihr Sexleben total auf Eis legen muss, solange ich bei ihr bin. Sie hat sich zwar nicht beschwert, aber ein schlechtes Gewissen habe ich dennoch, denn Dana liebt ihr Singleleben über alles, weswegen sie meine fast sexlose Ehe immer eine »Verschwendung« nannte.

Sexlos! Wir hatten Ewigkeiten keinen Sex mehr und ausgerechnet, als wir uns nach meinem Geständnis heftig gestritten haben, ist es wieder passiert. Als wäre ein Schalter umgekippt, der eine Blockade aufgehoben hat, sind wir übereinander hergefallen und danach ist mir klargeworden, ich habe es nur getan, weil ich Mitleid mit Rick hatte. Und er hatte es nur getan, weil er sich ein Zurück erhofft hatte.

Aber ein Zurück kann es nicht geben, weil es nur eine Lüge wäre. Vielleicht würden wir es für kurze Zeit wieder hinbekommen, aber Julian würde immer zwischen uns stehen. Denn obwohl er nicht in meinem Leben ist, ist er da. Jede Sekunde. In jedem Atemzug. Er brennt in meinem Herzen, ich kann ihn nicht vergessen. In den letzten Tagen habe ich kaum an meinem Buch geschrieben und dafür dem Internet jede Information über die Riverside Dingos entlockt. Ich habe unzählige Bilder und Videos von Konzerten gefunden, Fotos von den Jungs und Groupies, Fotos von Julians zahlreichen Tattoos. Ich habe mich so lange gequält, bis Dana mir den Laptop weggenommen hat und mir eine Flasche Wein mit ihr zusammen verordnet hat. Aber wirklich geholfen hat mir erst Joshs Notruf. Josh hatte einen Unfall mit seinem Motorrad und braucht mich jetzt. Auch wenn es mir leid für ihn tut, aber er ist mir im Moment eine willkommene Ablenkung und wahrscheinlich auch ein Fluch.

Ich falte den ersten Karton auseinander und werfe wahllos Kleidung hinein. Mir bleibt nicht viel Zeit, wenn ich Rick nicht doch noch einmal begegnen will. Die meisten Sachen befinden sich schon auf dem kleinen Pick-up, den ich mir ausgeliehen habe, denn die wichtigsten Dinge habe ich schon gemeinsam mit Dana geholt, nachdem ich mich von Rick getrennt hatte. Ich muss jetzt also nur noch die spärlichen Reste und meine Bücher einpacken, weswegen ich im Schlafzimmer schnell fertig bin. Und als Rick plötzlich in der Wohnung steht, bin ich froh, dass ich aus dem Schlafzimmer raus bin, weil ich nicht noch einmal wiederholen möchte, was beim letzten Mal passiert ist.

»Du bist hier«, sagt er und starrt erst mich und dann die drei Kartons an, die im Wohnzimmer stehen.

»Ich wollte nur den Rest meiner Sachen holen«, sage ich heiser vor Panik. Es wäre mir lieber gewesen, ihn nicht noch einmal sehen zu müssen. Weil es mir noch immer peinlich ist, dass ich ihn betrogen habe. Er war deswegen wütend gewesen, mehr als ich erwartet hatte. Aber wahrscheinlich ist es einfach so, wenn man betrogen wurde, egal, ob man die Frau wirklich liebt oder eben doch nicht so sehr.

Er kneift die Lippen zusammen, dann tritt er näher. »Du kannst auch bleiben.«

»Kann ich nicht«, sage ich knapp.

»Dann erklär mir, warum nicht. Ich habe dir gesagt, dass ich damit zurechtkomme, wenn du ihn nie wiedersiehst.« Er sieht mich traurig an und ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich mich geirrt habe, was seine Gefühle für mich betrifft.

Ich nehme ein Buch aus dem Regal, packe es in den Karton zu meinen Füßen, dann greife ich blind nach dem nächsten. »Wir haben darüber gesprochen, dass es nicht nur daran liegt, dass ich Sex mit einem anderen Mann hatte. Es liegt auch daran ...«, dass er mir gezeigt hat, wie sehr ich dazu imstande bin zu fühlen, Leidenschaft zu spüren, all das, was es zwischen uns noch niemals gab. Nicht einmal bei unserem letzten Mal. » ... daran, dass wir beide wissen, dass unsere Ehe nur eine stillschweigende Übereinkunft war. Die ganze Zeit schon. Wir halten uns gegenseitig davon ab, mehr als das zu finden.«

Ein Rockstar zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt