Kapitel 29

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Rush

»Wir sind fertig, welche Gründe wirst du jetzt erfinden, um rüberzukommen und in ihrer Nähe sein zu können?«, will Josh wissen und kneift die Augen wütend zusammen. Josh hat mich schon vor Tagen durchschaut und er ist alles andere als glücklich mit meinen häufigen Besuchen bei Mila, aber das hält mich nicht ab, nach ihr zu sehen und mir selbst einzureden, dass ich es nur tue, um für sie da zu sein, und nicht aus der nutzlosen Hoffnung heraus, sie würde mich endlich bemerken.

Ich stehe von der Liege auf und stelle mich vor den Spiegel, um das Tattoo zu betrachten. Josh hat einen ganz anderen Stil als Mark, es sticht hervor, wirkt weniger düster und dafür deutlich ruhiger und nachdenklicher. Josh reibt das Tattoo mit Salbe ein und sieht mich abwartend an. Ich zucke mit den Schultern.

»Keine Ahnung, vielleicht lasse ich mir noch den Arsch von dir tätowieren.«

Josh lacht. »Meine Maschine und ich werden nicht mal in die Nähe deines Prachthinterns kommen. Bring ihr einfach mehr Eistee.« Er geht zurück zur Liege und räumt auf, dann sieht er wieder zu mir auf. »Ernsthaft Rush, ihr solltet reden.«

»Das tun wir doch.«

»Nicht über Eistee und Jane Austen«, sagt er genervt.

Ich ärgere mich darüber, dass er glaubt, sich einmischen zu müssen. Aber ich weiß auch, dass er recht hat. Vielleicht sollte ich einfach zu ihr gehen und sie bitten, ihren Mann zu verlassen. Aber das Recht habe ich nicht. Sie muss allein entscheiden und offensichtlich denkt sie nicht einmal daran, dass es mit mir noch eine weitere Möglichkeit für sie geben könnte. Egal wie oft ich rüberkomme, um ihr zu zeigen, dass ich existiere, ich habe das Gefühl, dass sie einfach durch mich hindurchsieht.

Nebenan höre ich Milas Stimme, sie scheint zu telefonieren. Ich konzentriere mich auf das, was sie sagt. Ich will sie nicht belauschen, aber ich muss es, weil ich wissen will, was sie zu ihrem Mann sagt. Es ist wie ein innerer Zwang, dem ich nicht widerstehen kann, also gehe ich näher zur Tür. Als ich höre, dass Mila aufgebracht klingt, versteift sich jeder Muskel meines Körpers und ich werde wütend, ohne zu wissen, um was es überhaupt geht.

»Nein, Rick«, sagt sie energisch. »Ich habe dir gesagt, ich bin noch nicht bereit. Ich weiß nicht wann. Bitte versteh mich doch.«

Ich verlasse das Behandlungszimmer und gehe nach nebenan, als ich die Verzweiflung in Milas Stimme höre. Sie steht mit dem Rücken zu mir vor dem Fenster und zieht die Schultern hoch, als sie tief einatmet, dann seufzt sie laut und stützt sich schwer auf die Lehne des Bürosessels auf, der neben ihr steht.

»Ich weiß, dass ich dir schon genug Schmerz zugefügt habe und dass es unfair ist, dich noch länger hinzuhalten, aber ...« Sie schüttelt den Kopf und ihre Finger drücken sich noch fester in das Leder der Rücklehne.

Ich verstehe nicht, was er sagt, aber er schreit so laut in das Telefon, dass ich seine Stimme hören kann und die klingt wütend. Das macht mich zornig, weil er sie anschreit. Ich gehe mit zügigen Schritten auf Mila zu, bleibe hinter ihr stehen und nehme ihr das Handy aus der Hand und unterbreche das Telefonat einfach.

Sie dreht sich erschrocken zu mir um, ihre Wangen sind nass und ich muss mich wirklich zusammennehmen, um dieses Arschloch nicht sofort anzurufen, um ihn durch das Handy hindurch zu ermorden.

»Was machst du?«

»Dir helfen. Warum streitest du mit ihm? Sag ihm endlich die Wahrheit.«

»Er will mich zurück. Er liebt mich, ich verstehe, dass er wütend ist. Ich halte ihn jetzt schon Wochen auf Abstand.«

Ein Rockstar zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt