Kapitel 9

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Mila

Ich stehe hinter der Bar und schiele in die Ecke, wo Julian mit seinen Freunden an einem Tisch sitzt. In der Auswahl seiner Frauen scheint Julian zumindest nicht auf einen bestimmten Typ fixiert. Heute sitzt Maja auf seinem Schoß, sie hat rabenschwarzes Haar und scheint asiatische Gene in sich zu tragen. Aber eines haben sie alle gemeinsam, sie sind schlank und hübsch. Einem Vergleich mit ihnen kann ich unmöglich standhalten. In meinen Kostümen konnte ich meinen etwas zu runden Hintern gut in Szene setzen und ihn trotz seiner Größe sexy erscheinen lassen. In Jeans ist er einfach nur fett, was ich mit langen Shirts zu kaschieren versuche. Besonders seit es mich wirklich interessiert, nicht allzu schlecht neben allen anderen Mädchen in Julians Nähe wegzukommen. Ich möchte mich am liebsten selbst dafür auslachen, dass es mich überhaupt stört. Hat es bisher noch nie. Aber ich kann mich kaum dagegen wehren. Es kommt einfach über mich und ich bin machtlos. Ich kann mich nicht davon abhalten, immer mehr so sein zu wollen, wie alle anderen Mädchen in Riverside auch.

Ich nehme die Bestellung an Julians Tisch besonders schnell auf und versuche, mich nicht umzusehen. Ich starre auf meinen Notizblock, nur um ihn und Maja nicht ansehen zu müssen. Aber ich kann seine Stimme hören, als er bei mir ein Glas Cola für sich und Maja bestellt. Und ich kann sie wieder hören, als er zu Maja sagt: »Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass du dich danach sehnst, von mir beachtet zu werden.«

Als ich höre, wie er das sagt, huscht mein Blick ganz von allein zu den beiden. Er hat seine Wange an ihre gedrückt und einen Arm um ihre Mitte geschlungen. Aber er sieht mich an. Und er zwinkert, denn er weiß genau, ich habe den Satz erkannt. Maja hat es offensichtlich nicht, denn sie kichert kindisch vor sich hin und schmiegt sich noch fester an Julian.

Aber er hat gar nicht sie gemeint, er hat mich gemeint. Seine Worte waren an mich gerichtet, weil er sich sicher war, ich würde sie erkennen und wüsste, dass er mit mir gesprochen hat, nicht mit ihr.

»Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass du dich danach sehntest, von mir beachtet zu werden.« Darcy zu Elisabeth Bennet in Stolz und Vorurteil.

Ich wende mich so schnell ich kann ab und hoffe, dass er nicht gesehen hat, wie rot ich geworden bin, als ich begriffen habe, was er mir damit sagen will. Er weiß, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Er hat die Blicke bemerkt, die ich ihm heimlich zuwerfe, er hat gesehen, wie weich meine Knie werden, wie meine Hände zittern, wenn er auf der Bühne steht. Und er macht sich darüber lustig. Ich fühle mich erniedrigt und kann es kaum erwarten, dass der Abend endlich vorbei ist.

Aber das ist er nicht. Als ich nach dem Gig der Band den Müll nach draußen bringe, steht Julian dort. So wie immer nach den Auftritten. Er hält eine Zigarette in der Hand und hat den Kopf in den Nacken gelegt. Seine Augen sind geschlossen und seine schweißnassen Haare kleben in seinem Gesicht. Er hat mich nicht gehört, denn er regt sich nicht, deswegen kann ich ihn ein paar Sekunden betrachten und seine wilde Schönheit auf mich wirken lassen. Ich mustere das Tattoo eines Totenschädels mit Rosen in den Augen, das er auf seinem Hals trägt und beobachte, wie seine Brust sich unter entspannten Atemzügen hebt und senkt. Er hat ein markantes Kinn, einen ausdrucksstarken Unterkiefer, eine gerade Nase und sehr kräftige Augenbrauen. In seinem Gesicht regt sich gar nichts, nicht einmal die winzigen Grübchen in seinen Wangen sind zu sehen, weil man sie nur sehen kann, wenn er lächelt oder die Kiefer fest aufeinanderpresst. Ich habe fast den Eindruck, dass er schläft. Und ich bin so versunken in seinen Anblick, dass ich zusammenfahre, als er seine Hand von seinem Knie hebt und die Zigarette zu seinen Lippen führt.

»Willst du mich noch lange anstarren?«, fragt er plötzlich mit rauer Stimme und bläst den Rauch zwischen seinen Lippen hervor.

Ich lasse fast den Müllsack fallen und suche verlegen nach einer Antwort. »Ich wollte dich nur nicht stören«, presse ich nervös hervor, dränge mich dann an ihm vorbei und füge an: »Wenn du nicht mitten auf der Treppe sitzen würdest, hätte ich dich nicht stören müssen.«

Ein Rockstar zum VerliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt