9. Kapitel

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In den nächsten Tagen zieht sich jeder Augenblick gefühlt wie Kaugummi in die Länge und trotzdem vergehen die Tage unendlich schnell. Monoton arbeite ich meine Pflichten ab. Ich besuche Castings, erledige Einkäufe und telefoniere mit meiner Familie, welcher ich glaubhaft versichere, wie gut es mir geht, während ich innerlich tief getroffen bin.

Kurz nach dem Streit mit Shawn, sprach meine verletzte Würde aus mir. Ich redete mir ein im Recht zu sein, er müsse sich entschuldigen und ich wäre komplett unschuldig. In dieser Phase lehnte ich auch den einzigen Anruf von ihm, welcher mich seit der Auseinandersetzung erreicht hatte, ab.

Mittlerweile bereue ich dieses Verhalten zutiefst. Ich bin in der nächsten Phase ankommen. Die Schuld frisst mich auf und ich fühle mich schrecklich ohne Shawn. Einen weiteren Kontaktversuch von Shawn gab es nicht und obwohl ich mich überwinden konnte den ersten Schritt zu machen, in dem ich einige Nachrichten an ihn sendete, gibt es bis heute auf diese keine Antwort.

Frustriert und enttäuscht trinke ich den letzten Schluck meines Kaffes und stehe auf. Wenn ich noch länger sitzen bleibe, würde ich irgendwann in die dritte Phase rutschen. Selbstmitleid. Und das will ich auf alle Fälle verhindern.

Ich mache mich auf den Weg in das Bad, wo ich mich für den Tag fertig machen will. Sorgfältig überschminke ich meine Augenringe, trage etwas Mascara auf und bringe meinen Teint dazu, frischer zu wirken. Danach tausche ich mein XXL-Shirt gegen eine Bluse. Ich schlüpfe in meine High Heels und werfe mir meinen Mantel über. Während ich mir durch die Haare fahre, greife ich mir meine Tasche und gehe noch mal durch, ob ich wirklich alles mit habe. Gestern hat mich tatsächlich meine Agentur kontaktiert. Fräulein „ich-Kann-Wunder-Bewirken" sei nun wieder im Hause. Ohne nachzufragen ob mir der Termin passt, wurde ich für heute bestellt, so dass ich mich nun auf dem Weg zum Hauptgebäude mache.

Als ich vor dem großen Gebäude stehe, schlucke ich einmal kurz. Noch immer imponiert mir das Gebäude zutiefst. Ich weiß noch genau, wie ich vor einigen Monaten den Wolkenkratzer zutiefst glücklich und überzeugt den tollsten Job der Welt bekommen zu haben, verließ. Heute, einige Monate später, kann ich darüber nur noch müde lächeln. Genau gar nichts ist so eingetreten, wie mein naives Ich es sich vorgestellt hatte.

Ein letztes Mal atme ich tief durch, ehe ich die Glastür aufdrücke. In dem großen Gebäude angekommen, steuere ich zügig auf den Fahrstuhl zu, der mich in den 15. Stock bringen soll.

Mit eine melodischen „Ding" signalisiert mi der Fahrstuhl wenige Sekunden später, dass mein Ziel erreicht ist. Meinen Mantel habe ich mittlerweile über meinen Arm gelegt und angespannt laufe ich über den Flur, auf der Suche nach dem richtigen Büro. Dabei klackern meine Schuhe unnatürlich laut und ich habe das Gefühl, dass mich schon längst jeder komisch mustern müsste, doch nichts dergleichen passiert.

Vor Zimmer 808 angekommen, atme ich noch einmal tief durch, bis ich mich durchringen kann, zu klopfen. Die Treffen mit der Agentur sind immer unangenehm, doch mit dem Wissen, dass die Person, welche mir gleich gegenüber steht, meine letzte Chance sein könnte, in diesem Business überhaupt noch Fuß fassen zu können, lässt meinen Puls doch höher schlagen. Nervös lausche ich den Schritten hinter der Tür, ehe plötzlich die Tür aufgerissen wird. Die negative Aura der Person vor mir, schwappt förmlich aus dem Zimmer und schwer schluckend mustere ich die Frau vor mir. Obwohl sie ein ganzes Stück kleiner ist, als ich, wirkt sie nicht weniger angsteinflößend.

Im Gegenteil, wie ein Raubtier mustern mich ihre dunklen Augen von unten. Ihr strenger Dutt und ein altmodischer Hosenanzug runden mein Bild von ihr ab und ich frage mich unwillkürlich, ob die Dame vor mir, mal beim Militär gearbeitet hat.

Drama of love (Shawn Mendes fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt