Als ich schon zum gefühlt hundertsten Mal schreiend aufwachte, verdonnerte mich meine Tante ins Krankenhaus.
Sie war der Meinung, ich hätte ‚schwere und belastende psychische Probleme' und dass ich auf sie ‚achtgeben sollte' sonst würde ich irgendwann daran ‚zerbrechen'.
Natürlich stimmte ich nicht mit ihr überein, denn ich wollte unter keinen Umständen erneut an diesen Ort, doch als Malia von ihrem Plan erfuhr, gab es kein entkommen mehr.
Und deswegen lag ich nun in einem Krankenhausbett und wartete auf Jemanden, der mich untersuchen würde, damit ich wieder in die Schule und zu meinen Freunden könnte.
Theo hatte mir eines der Buchkopien mitgegeben, welche wir lesen sollten, falls ich nicht bald rauskommen würde.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, denn vertrauen tat ich ihm immer noch nicht.
Dennoch, war mir so langweilig gewesen, dass ich einfach damit anfing. Die ganze Nacht, bis hin in den Morgen las ich Kapitel für Kapitel, weswegen ich nun schon kurz vor dem Ende war, als an mein Zimmer geklopft wurde.
Innerlich zuckte ich zusammen und schreckte auf, bevor ich das Buch vorsichtig auf den Betttisch neben mir stellte und schluckte.
Die Türklinke wurde nach unten gedrückt und mein Herz raste, meine Hände begannen zu zittern und ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals.
„Hey Liv." Begrüßte mich Melissa, als sie reinkam und ich entspannte mich wieder ein wenig.
Auch Melissa schien gemerkt zu haben, dass mir ziemlich unwohl zu Mute war, weswegen ihr Blick, sowie auch ihre Stimme weicher wurde.
„Schön dich wiederzusehen. Nur hier ist es nicht so erfreulich, hab ich Recht?"Ich nickte zaghaft und Melissa blätterte in ihren Unterlagen, welche sie in ihrer Hand hatte, bevor sie näher auf mich zukam. „Wie fühlst du dich denn? Was-."
Weiter kam sie nicht, denn ich unterbrach sie. „Ich habe Derealisation, Depersonalisation, Posttraumatische Störungen, Atelophobie und schwerwiegende Panikattacken. Gibt es sonst noch etwas, was sie wissen müssen?"
Wie gesagt, ich hätte nicht ins Krankenhaus müssen. Ich wusste, was ich hatte und was mit mir los war und das wahrscheinlich sogar besser, als ein Arzt.
Melissa zog ihre Augenbrauen zusammen und musterte mich erstaunt. „Wow, möchtest du wirklich Tierarzt werden? An dir ist nämlich wirklich ein normaler Arzt verloren gegangen."
Nach diesem kleinen Scherz, wurde sie jedoch schnell wieder ernst. „In deiner Krankenakte steht, dass du solche Ängste noch nie zuvor hattest. Wieso jetzt auf einmal?"
Ich schluckte schwer und richtete meinen Blick auf meine miteinander spielenden Hände. „Seit ich vor den Ferien fast-."
Ich unterbrach mich selber und schluckte. „Und dann kommen noch die Nachtängste beziehungsweise Nachtvisionen dazu."
Melissa nickte. „Und könntest du mir beschreiben, wie es sich anfühlt?"
Ich schloss meine Augen und versuchte mich an die vergangene Nacht zu erinner.
Sofort stiegen Tränen in meine Augen und ich atmete tief durch. „Es ist als würde- als würde mir jemand die Kehle zuschnüren.
Als würde jemand wollen, dass ich keine Luft mehr bekomme.
Meine Lunge wird nicht mehr mit Sauerstoff gefüllt und mir wird schwindelig, schwarz vor den Augen.
Es ist, als stünde ich jedes Mal kurz vor dem Tod. Aber nicht dieser Tod, in dem ich gegen Jemanden käpfe. Nein, denn ich kann nichts tun. Ich kann nichts dagegen tun, zu sterben. Es fühlt sich an, als würde es sowieso passieren, also wieso weiterkämpfen?"Ich schluckte kurz und schaute zu Melissa, meine Augen gefüllt mit heißen Tränen.
„Wieso sollte ich weiterkämpfen, wenn es doch eh keinen Sinn hat? Ich meine, irgendwann werden wir alle sterben. Was nützen uns die paar Jahre mehr? Man lebt, um zu sterben. Wieso sollte man dann also gegen all den Schmerz, all das Leid und all die Trauer kämpfen, wenn man sich ihr doch einfach hingeben kann? Es wäre viel einfacher.
Doch Nein, der menschliche, komplexe Körper findet ja einen Weg, dies zu tun. Und wenn nicht, dann sind es deine Freunde die dir helfen, auch wenn du gar nicht mehr willst... Oder kannst. Wenn man gar nicht mehr mit diesen Ängsten leben kann, gibt es immer die Menschen, die es nicht verstehen. Und die Menschen, die dich um alles auf der Welt vor allem auf der Welt beschützen wollen, doch es nicht hinbekommen.
Denn, mal eine ganz neue Information: Es geht nicht.
Die Welt ist ein schrecklicher Ort. Man ist vor Nichts und Niemandem sicher. Man kann Nichts und Niemanden vor den Sachen, die in der Welt sind, beschützen, denn irgednwann holen diese Jeden ein. Jeden einzelnen von uns und wer kann etwas dagegen tun? Niemand.
Niemand."
Zittrig, atmete ich tief durch und schaute erneut auf meine Hände, während mir die salzig schmeckenden Tränen meine Wangen runter liefen und auf meine Bettdecke tropften.
„Du kannst es." Fing Melissa an und legte ihre Hand auf meine.
„Vielleicht nicht für Jeden, aber für viele kannst du die Welt verändern und zu einem besseren Ort machen.
Für Scott, Lydia, Kira und besonders Malia und Stiles.Weißt du eigentlich, wie viel du Malia beigebracht und geholfen hast? Ohne dich wäre sie niemals dort, wo sie jetzt ist. Nämlich bei dir. An deiner Seite. Und das für immer.
Und weißt du wie viel du Stiles geholfen hast? Dank dir, hat er keine Panikattacken mehr, er hat sich wieder gut von der ganzen Nogitsune Sache erholt und das nur wegen dir. Er liebt dich mehr als Jeden anderen auf dieser Welt und du liebst ihn.Auch Scott hast du so sehr geholfen, genauso wie Lydia und Kira. Kira hat sich dank dir mit den anderen angefreundet. Du hast ihr an ihrem ersten Tag beigestanden und hast dich mit ihr angefreundet.
Du bist immer für Lydia da und versuchst sie zu einem besseren Menschen zu machen, auch wenn es dir nicht auffält.
Und dank dir, denkt Scott nicht mehr so oft an den Verlust von Allison. Du lenkst ihn ab, gibst ihm Kraft, da er sieht, wie viel du hast.Du bist eine der Stärksten- wenn nicht sogar die Stärkste aus dem ganzen Rudel und nicht nur das.
Du bist auch noch diejenige, die alle zusammen hält. Du bist der Kleber, die Hoffnung. Und das kann dir Niemand nehmen. Weder die Schreckensärzte, noch der Nogitsune, noch der Darach.
Nicht einmal Gerard, und das heißt schon was.Also bitte hör auf so zu denken. Das Leben ist zwar dafür gemacht, um zu sterben, aber der Tod muss nicht unbedingt das Ende sein. Vielleicht ist es ein Ende, aber es könnte auch ein Anfang sein.
Und findest du nicht, dass es das ganze Kämpfen und die ganzen Schmerzen wert sind, nur um einmal in Stiles Armen friedlich einzuschlafen?
Nur um einmal gemütlich mit Malia Essen zu gehen?
Oder mit dem Rudel zum Strand zu fahren?
Also ich finde, dass es das Wert ist, und der gleichen Meinung solltest du auch sein."
~🔆~
Hier die Erklärungen der Krankheiten/Ängste die Liv hat:
Derealisation:
Gefühl, Dinge sind unwirklich.
Depersonalisation:
Fühlt sich selbst weit entfernt, nicht wirklich da.Atelophobie
Die Angst vor eigener Unvollkommenheit. Der Betroffene hat Angst davor, Fehler zu machen oder zu versagen.Ich denke, dass die Ängste alle ziemlich gut zu Liv passen, und ihr?
Findet ihr Melissa hat Recht?
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The Love of the Oracle |✔
Fanfiction✔🔆Abgeschlossen und Bearbeitet🔆✔ Der 4. Teil der "The... of the Oracle" - Reihe ° ° ° Es geht wieder los, und das tragischer als je zuvor! In diesem Jahr, gibt es nichts mehr zu lachen. Alles fällt ineinander zusammen und es passieren schlimme Di...