Kapitel 1

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Als ich die Haustür zu unserer gemeinsamen Wohnung aufschloss, war es verdächtig ruhig. „Hallo? Izzy? Jace? Max? Ist jemand Zuhause?" Niemand antwortete mir. Max sollte noch in der Schule sein, aber Jace und Izzy müssten schon längst wieder Zuhause sein, da sie nur kurz einkaufen gehen wollten, während ich beim Training war. Mich überkam ein ungutes Gefühl und ich lief schnell durch alle Zimmer und machte jede Tür auf. Beim Bad angekommen fand ich die Tür verschlossen vor. Ich klopfte, aber bekam keine Antwort. „Izzy? Jace? Hallo?" Noch immer keine Antwort. Panik stieg in mir auf und ich sah keinen anderen Weg, als die Tür einzutreten. Als sie endlich offen war, fand ich Izzy in ein Handtuch gewickelt, wie sie scheinbar bewusstlos auf dem Boden lag. „Izzy!" Ich lief auf sie zu und kniete mich zu ihr runter. Sie atmete zum Glück noch, aber war nicht ansprechbar. Ohne weitere Zeit zu verlieren holte ich mit zitternden Händen mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte den Notruf.

Als Izzy in der Notaufnahme war und ich ohne Antworten draußen warten musste, hatte ich bereits Jace informiert was passiert war und ihn darum gebeten Max von der Schule abzuholen. Außerdem hatte ich ihm gesagt, dass er es erstmal für sich behalten sollte und bei uns Zuhause warten sollte, bis ich ihm mitteilen konnte was los war. Wenn die beiden noch zusätzlich hier wären, dann wäre ich ein noch größeres Häufchen Elend als in diesem Moment. Mein ganzer Körper zitterte und ich machte mir furchtbare Sorgen. Immer wieder sprach ich Krankenschwestern an, die an mir vorbei liefen, in der Hoffnung, dass sie Antworten für mich hätten, aber die meisten konnten es nicht und die, die etwas wussten, durften mir noch nichts sagen. Ich lief den Flur hoch und runter und verlor immer mehr das Zeitgefühl. Wie lange war ich hier schon? Eine halbe Stunde? Eine ganze Stunde? Plötzlich sah ich Jace am anderen Ende des Flurs. Als er mich erblickte, kam er schnell auf mich zugelaufen. „Jace, was machst du hier? Ich habe doch gesagt du sollst auf Max aufpassen. Du hast ihm doch nichts gesagt oder?" „Clary ist bei ihm, ich habe ihm gesagt, dass ich schnell was erledigen muss. Ich wollte dich nicht alleine lassen Alec. Du bist mein Bruder und Izzy ist auch meine Schwester. Ich mache mir genauso Sorgen um sie." Ich nickte nur und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Durch seine Anwesenheit fühlte ich mich etwas besser und sicherer.

Nach einer halben Ewigkeit kam endlich der behandelnde Arzt aus dem Zimmer und Jace und ich standen beide gleichzeitig auf. „Hallo Mr. Lightwood und Mr. Herondale, ich bin Dr. Mayson. Ihre Schwester ist jetzt aufgewacht, Mr. Lightwood und Sie können zu ihr. Es geht ihr gut. Sie ist nur noch etwas geschwächt. Wir haben ein paar Tests gemacht, um sichergehen zu können, dass sie auch nichts Ernstes hat. Es war lediglich ihr Kreislauf. Sie isst und trinkt nicht genug und war daher etwas schwach auf den Beinen. Ich muss Ihnen außerdem mitteilen, dass ich den Verdacht habe, dass sie mit Absicht nicht besonders viel isst. Ich habe den Verdacht auf eine Ernährungsstörung und würde Sie bitten da ein Auge darauf zu haben. Meistens sind die Betroffenen sich dessen nicht bewusst oder wollen in kurzer Zeit etwas mehr abnehmen und setzen ihren Körper dann solchen Ausmaßen aus." Mir ging plötzlich ein Licht auf. Izzy arbeitete seit kurzem als Model und sie war kaum zu irgendwelchen Mahlzeiten anwesend gewesen. Wahrscheinlich, damit wir nicht mitbekommen konnten, dass sie gar nichts essen würde. „Danke Doktor. Können wir zu ihr, bitte?" „Natürlich. Sie liegt im Zimmer 110 auf der Etage B." Wir gaben ihm nochmal die Hand zur Verabschiedung und gingen in das besagte Zimmer.

„Hey, Jungs." Izzy lächelte, aber sah so schwach und zerbrechlich aus, wie ich sie noch nie vorher gesehen habe. Sie war immer meine starke, kleine Schwester. „Izzy..." Ich ging auf sie zu und nahm sie behutsam in den Arm. „Oh Izzy...was hast du denn nur gemacht? Ich hatte Todesangst!" „Tut mir leid großer Bruder. Ich habe wohl etwas übertrieben. Der neue Job hat so viel von mir abverlangt und ich musste schnell 3 Kilo abnehmen." Ich hielt sie an den Schultern fest und sah ihr fest in die Augen. „Du musst keine verdammten 3 Kilo abnehmen, Iz. Du bist schön wie du bist und wenn die Agentur das nicht sieht, dann suchen wir dir eine neue, aber mach das bitte nie nie NIE wieder!" Wieder drückte ich sie an mich, damit sie die Tränen in meinen Augen nicht sehen konnte. „Ich hab dich lieb, Alec." „Ich dich auch, Izzy." Flüstere ich ein letztes Mal, bevor ich sie losließ. „Lass mich auch mal ran, Alec. Sie ist auch meine Schwester." Sagte Jace nun hinter mir und lachte. Er umarmte sie ebenfalls und verwuschelte ihre Haare. „Jace! Lass das!" „Ach, halt die Klappe. Du siehst gerade eh voll fertig aus, da fallen die zerzausten Haare auch nicht mehr auf." Sagte er grinsend und auch sie musste lachen. Ich war froh, dass alles wieder gut war. „Sag mal, hat der Arzt gesagt wann du wieder gehen kannst?" „Er meinte, ich soll heute noch zur Beobachtung hier bleiben, aber kann morgen wieder nach Hause." „Ok, ich hole dich ab." Sagte Jace. „Nein, ich kann sie auch abholen, Jace." „Du hast morgen ein wichtiges Treffen, Alec. Hast du das etwa schon vergessen? Und ich war zwar mit Clary verabredet, aber sie wird verstehen, dass wir uns erst um Izzy kümmern müssen." Das Treffen hatte ich vollkommen vergessen. Morgen sollte sich entscheiden, ob mein Unternehmen, bei dem ich arbeite mich übernehmen würde oder nicht.

Die Tür zu Izzys Krankenzimmer öffnete sich und eine Schwester kam rein. „Meine Herren. Ich muss Sie bitte sich langsam zu verabschieden. Die Patientin braucht Ruhe und unsere Besuchszeiten sind auch schon überschritten. Morgen können Sie sie wieder abholen. Gleich gibt es Abendessen." Sagte sie dann noch zu Izzy gewandt. „Gut, Izzy. Iss bitte alles auf und komm wieder zu Kräften, morgen holt Jace dich dann ab und wenn ich wieder Zuhause bin, dann bin ich für dich da." Ich gab ihr einen Kuss auf die Haare und Jace drückte behutsam ihre Hand bevor wir das Zimmer verließen.

Als wir Zuhause ankamen lief Max mir direkt in die Arme. „Alec! Clary hat mir neue Comics mitgebracht, die ich lesen darf! Lass sie öfter auf mich aufpassen. Wo ist Izzy eigentlich?" Ich ging in die Hocke um mit ihm auf einer Augenhöhe sein zu können. „Jace und ich waren bis eben bei Izzy im Krankenhaus. Sie hat sich nicht gut gefühlt, aber jetzt geht es ihr wieder besser und wir dürfen sie morgen wieder abholen." „Wieso habt ihr mich nicht mitgenommen?" „Wir wussten selbst nicht was los ist und wollten nicht, dass du dir auch noch zu viele Sorgen machst. Ihr geht es gut. Nur das zählt. Zeig mir doch mal die Comics, die Clary dir mitgebracht hat." Ich lächelte besagte an, die bereits in der Tür zum Wohnzimmer stand und alles mitgehört hatte. Max lief an ihr vorbei, um seine Comics zu holen. „Ihr geht es also wieder gut? Was war denn los?" Fragte sie im Flüsterton. „Ich erzähle es dir später, wenn Max nicht alles mithört." Sagt Jace zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du auf Max aufgepasst hast." Sagte ich zu ihr. „Das mache ich gerne. Ich hab ihn lieb und er ist nicht mehr so anstrengend wie mit 8. Immerhin ist er jetzt schon 10." Sagte sie lachend. „Sag mal Alec, hast du Mum und Dad bescheid gesagt? Ich war mir nicht sicher, ob du das schon gemacht hast und hab es deswegen gelassen." Fragte Jace nun. „Nein, ich habe nichts gesagt. Dad ist genug beschäftigt mit seiner neuen Flamme und Mum ist gerade sonst wo auf ihrer Selbstfindungstour. Wäre es jetzt etwas Schlimmes gewesen, dann hätte ich die Beiden im Nachhinein noch informiert, aber so ist ja alles nochmal gut gegangen."

Am nächsten Morgen war ich mehr als nervös vor meinem Treffen mit meinem Chef und den Abteilungsleitern. Ich war nun schon seit 2 Jahren in dem Unternehmen tätig und mein Chef hatte bisher nichts auszusetzen. Dennoch hatte das nicht immer was zu heißen.

Mit zitternden Händen klopfte ich an seine Bürotür und wurde herein gebeten. „Hallo, Mr. Lightwood. Setzen Sie sich doch bitte." Ich nahm Platz und rieb meine Hände auf meinen Oberschenkeln rauf und runter, weil sie nass waren. Atmen, Lightwood. Alles wieder gut. „Sie wissen ja bereits, dass ich sehr begeistert von Ihnen bin, Mr. Lightwood. Sie sind eine Bereicherung für mein Unternehmen und daher rede ich jetzt auch nicht um den heißen Brei herum. Sie werden übernommen UND zusätzlich werden Sie auch gleich noch befördert, nämlich als Abteilungsleiter für Marketing." Mir klappte der Mund auf und ich wusste nicht was ich sagen sollte. „M-Mr. Fuller...das...ich habe keine Worte dafür! Ich danke Ihnen vielmals. Damit hätte niemals gerechnet." Ich stand auf und schüttelte ihm die Hand ganz euphorisch, die er mir hinhielt. „Kommen Sie. Ich stelle Ihnen ihre Kollegen vor, mit denen Sie jetzt täglich zu tun haben werden."


Play with Fire (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt