Kapitel 13

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Magnus Sicht

Alec war nun schon seit einer Woche bei mir und seit dem Abend an dem ich erfahren habe, dass er noch Jungfrau ist, habe ich mich auch daran gehalten, dass ich die Finger von ihm lasse. Natürlich haben wir zwar gesagt, dass Intimitäten weiterhin in Ordnung sind, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich irgendwann an die Grenze komme, wo ich mich nicht mehr zurückhalten könnte und ich hatte die Befürchtung, dass Alec mich nicht aufhalten würde. Er versuche es immer wieder, indem er mich in leidenschaftliche Küsse verwickelte oder Oberkörperfrei an mir vorbeilief und mir fiel es wirklich von Tag zu Tag immer schwerer ihm zu widerstehen. Immer wieder verließ ich schnell den Raum, sperrte mich im Bad ein, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte oder schlief ‚aus Versehen' auf der Couch ein.

Natürlich hätte ich ihn einfach nach Hause schicken können und dann wäre das ganze Ding gelaufen, aber etwas in mir wollte das nicht. Etwas in mir wollte sogar, dass er hier bei mir blieb und das nicht nur für die 2 Wochen. Ich mochte es nach Hause zu kommen und ihn auf meiner Couch zu sehen oder an der Küchentheke, wie er gerade das Abendessen vorbereitete. Da er meistens früher raus musste als ich, war er auch immer etwas früher da als ich. Es war für mich nicht mehr so einsam und ich hatte mich schon an ihn gewöhnt.

Heute waren wir bei seiner Mutter eingeladen, die uns Luke vorstellen wollte und ich freute mich schon, alle wiederzusehen. Er hatte wirklich eine tolle Familie und ich hatte mir immer eine gewünscht, die so war. Eigentlich dachte ich immer, dass mir nichts fehlte, aber er hat mir gezeigt, dass es doch nicht so war. Innerlich habe ich mir immer so ein Familienverhältnis gewünscht. Dennoch war der Gedanke, dass es in einer Woche wieder vorbei sein würde mehr und mehr präsent.

„Hey Mags, hast du alles? Wir müssen langsam los. Ich kann das Geschenk für meine Mutter nicht finden." „Den Wein habe ich bereits eingepackt, Alexander. Alles gut." Sagte ich und strich ihm über den Arm. Wir gingen schon so vertraut miteinander um, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. „Gut, dann lass uns los." „Alexander?" „Ja?" Fragte er und drehte sich zu mir um. Ich stand bereits dicht hinter ihm. „Denkst du wirklich es ist eine gute Idee, wenn ich mitkomme? Wir kennen uns ja noch nicht so lange und deiner Mutter scheint das wichtig zu sein." Fragte ich unsicher. Ich wollte nicht so tief in sein Leben eintauchen, wenn er mich demnächst wieder rausreißen würde. „Natürlich ist es das, Mags. Ich will dich dabei haben." Sagte er liebevoll und legte seine Hände auf meine Schultern. Er beugte sich zu mir runter und legte seine Lippen sanft auf meine. Dieser Kuss fühlte sich so anders an als alles was wir vorher hatten. Ich fühlte mich komplett nackt, als ich diesen erwiderte. Langsam bewegten unsere Lippen sich aufeinander und ich legte meine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlug genauso schnell wie meins. Was passierte hier gerade? Als wir uns schwer atmend voneinander lösten schauten wir uns beide in die Augen. Ich verlor mich in seinen. Hatte er das auch gespürt? „W-Wir sollten gehen." Flüsterte er. „Ja, das...das sollten wir wohl." Flüsterte ich zurück und fragte mich, wieso wir nicht normal redeten, aber in diesem Moment wäre alles andere zu laut gewesen. Er griff nach meiner Hand und so verließen wir die Wohnung.

Seine Mutter begrüßte uns fröhlich an der Tür und bedankte sich für den Wein, da es auch noch ihr Lieblingswein war. Natürlich wusste Alec das, sonst hätten wir ihn auch gar nicht gekauft.

Isabelle, Jace, Clary und Simon waren bereits da und saßen am Wohnzimmertisch. In dem Moment kam ein kleiner Junge die Treppe runter und stürzte sich auf Alec. „Na, mein Großer? Geht es dir gut? Ich habe das Gefühl ich habe dich ewig nicht gesehen!" Sagte Alec, hob ihn hoch und wirbelte ihn durch die Luft. Alec war eindeutig der Beschützertyp und würde alles für die Menschen tun, die er liebte. „Wer ist das?" Fragte der kleine Junge, Alec. „Das ist Magnus, er ist mein Freund Max." „Dein Freund? Du meinst, so wie Clary und Jace? Als Paar?" „Ja, genau. Ist das schlimm für dich?" Fragte Alec vorsichtig und ich wusste, wenn Max jetzt sagen würde, dass es schlimm für ihn war, dass es ihm vermutlich das Herz brechen würde. „Nein. Für mich ist es ok, wenn du mit einem Jungen zusammen bist. Mum hatte neulich ein Gespräch mit mir darüber, weil ich auch einen Jungen in der Klasse habe, der zwei Mütter hat. Ich fand das erst komisch, aber Mum meinte, dass es keine Rolle spielt, solange man sich liebt." Alec lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Haare. Nun kam der Kleine auf mich zugelaufen. „Hey, ich bin Max." „Und ich bin Magnus, freut mich sehr dich endlich kennenzulernen." Da ich von Alec gehört habe, dass er gerne Comics liest, hielt ich ihm jetzt ein kleines Tütchen hin. „Was ist das?" „Mach es auf, es sollte dir gefallen." Seine Augen wurden immer größer. „Wow! Den wollte ich schon immer haben! Danke!" Sagte er fröhlich und umarmte mich. Ich war erst etwas überrumpelt, aber freute mich, dass es ihm gefiel. „Gerne."

Im nächsten Moment klingelte es an der Tür und Maryse stürmte los. „Alec, Magnus, Max...setzt euch bitte an den Tisch, ja?" Sagte sie etwas nervös. Wir befolgten ihren ‚Befehl' und setzten uns zu den anderen. Ein paar Sekunden später kam Maryse mit Luke rein. Er war ein dunkelhäutiger, groß gewachsener, attraktiver Mann. Maryse hatte also eine gute Wahl getroffen. Wenn er jetzt noch sympathisch war, dann sollte er keine Probleme in dieser Familie haben.

Wie erwartet, zeigte Luke sich von seiner besten Seite. Er konnte gut mit Max umgehen und brachte alle immer wieder zum Lachen. Was natürlich auch am Wein liegen konnte, aber ich war mir sicher, dass er das auch ohne Alkohol geschafft hätte. Als er gerade wieder anfing einen Witz zu erzählen, klingelte es wieder an der Tür. „Erwartest du noch jemanden, Mum?" Fragte Alec verwirrt und Maryse schüttelte selbst verwundert den Kopf. „Eigentlich nicht." „Gut, ich gehe schon." Antwortete er und strich mir beim Aufstehen wieder über den Rücken. Diese kleinen Gesten wurden bei uns schon zur Routine und ich mochte sie sehr. Mein Lächeln verschwand allerdings, als ich hörte wie Alec sagte „Was machst du denn hier?" Und wie er es sagte, ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Ich hatte ihn bisher immer sehr liebevoll und zuvorkommend erlebt, aber das klang alles andere als liebevoll. „Verschwinde, wir haben heute keine Zeit für deine Dramen." Hörte ich ihn sagen und stand jetzt auf, um nach ihm zu sehen. „Ich bin dein Vater, Alec und es steht mir zu mit euch reden zu kennen, wenn ich das möchte." „Das kannst du aber auch an einem anderen Tag machen und nicht genau heute!" Zischte Alec ihn an. „Alexander? Ist alles in Ordnung?" Fragte ich und kam näher. „Ja, Mags. Es ist alles gut, mein Vater wollte gerade gehen!" „Hallo, ich bin Robert und sie sind?" Fragte er und hielt mir die Hand hin. Da ich unsicher war, was ich sagen sollte, sah ich zu Alec rüber. „Das ist mein Freund! Und jetzt geh bitte." Robert ließ die Hand wieder sinken. „Dein Freund? Wie soll ich das verstehen? Bist du etwa...?" „Ja, ich bin schwul, Dad. Komm damit klar oder lass es sein." „Lass uns doch lieber in Ruhe darüber reden." Robert versuchte an Alec vorbeizugehen, aber dieser versperrte ihm gekonnt den Weg. Hinter mir tauchte jetzt auch noch Maryse auf. „Robert? Was willst du hier?" „Ich will mit dir und den Kindern reden, Maryse. Darf ich bitte reinkommen?" „Es gibt nichts mehr worüber ich mit dir reden möchte. Bitte verlass meine Wohnung." „Aber..." „Nein, Dad. Du hörst mir jetzt mal zu. Du hast Mum betrogen und sie für eine jüngere Frau verlassen, jetzt kommt sie wieder klar und lernt jemanden kennen und du kreuzt hier wieder auf und versaust uns den Abend. Ich war dir gegenüber nie respektlos, aber ich möchte, dass du jetzt gehst oder das Ganze wird hier gleich richtig unschön." Drohte Alec ihm jetzt und ich sah schon, wie sich die Adern auf seinen Armen abzeichneten. Robert ließ den Kopf sinken und nickte nur. „Na gut, dann...dann gehe ich wohl besser. Hab noch einen schönen Abend."

Alec ließ ohne ein weiteres Wort die Tür ins Schloss fallen und blieb mit dem Rücken zu mir stehen. Maryse war in der Zeit wieder zu den Anderen gegangen. Ich war unsicher, was ich tun sollte, da ich ihn noch nie so gesehen hatte und nicht wusste, was ich jetzt am Besten tun konnte, aber ich ging mit langsamen Schritten auf ihn zu und streckte meine Hand nach ihm aus. In dem Moment drehte er sich um und ich sah die Trauer in seinen Augen. Die ganze Zeit über dachte ich er wäre furchtbar wütend und war kurz davor alles kaputt zu schlagen, dabei hatte er nur versucht seine Gefühle zu verbergen und nicht verletzlich zu wirken. Er war überrascht zu sehen, dass ich noch an seiner Seite war und zog mich im nächsten Moment aber in eine Umarmung. „Entschuldige, dass du das miterleben musstest." „Was redest du denn da? Das ist doch nicht deine Schuld." Sagte ich und drückte ihn enger an mich. Meine Hand fuhr beruhigend durch seine Haare und er entspannte sich immer mehr. „Danke, dass du hier bist, Mags." Flüsterte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich an der Hand hinter sich herzog und wieder zum Tisch führte. Zuerst hatte ich geglaubt, dass die Stimmung jetzt mit Sicherheit kaputt sein würde, aber Luke machte Maryse sichtlich so glücklich, dass sie den unerwarteten Besuch schon wieder vergessen hatte.   

Play with Fire (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt