Kapitel 2

2.4K 166 1
                                    

Einige von ihnen kannte ich schon, weil man sich mal über den Flur gelaufen ist oder in einem Meeting zusammen in einem Raum saß, andere Gesichter waren mir allerdings vollkommen fremd, weil besagte Personen fast kaum Zeit außerhalb ihrer Bildschirme verbrachten. Alles in allem war ich mit meinem neuen Team aber mehr als zufrieden und sichtlich erleichtert, da es mich auch hätte schlimmer treffen können.

Als ich Nachmittags dann Zuhause ankam, war Izzy schon wieder Zuhause und begrüßte mich mit einer stürmischen Umarmung. „Hey, großer Bruder!" „Ich sehe, dir geht es wieder besser?" Fragte ich vorsichtig und drücke sie an mich. „Allerdings. Und ich dachte mir zur Feier des Tages könnten wir mal wieder einen Filmabend machen, alle zusammen. Was hältst du davon? So wie du guckst gibt es bestimmt auch was zu feiern. Du hast den Job oder?" Mein Lächeln wurde breiter. „Ja, den habe ich und bin außerdem Abteilungsleiter für Marketing geworden." „Das ist großartig, Alec! Dann wird heute erst recht ein Filmabend gemacht."

Wir machten Popcorn, verwandelten das große Sofa zu einem gemütlichen Platz, indem wir alle Kissen in der Wohnung zusammensammelten und luden noch Clary und Simon ein, da Clary und Jace ihr Date heute nicht haben konnten und Simon total auf Izzy stand, aber nicht richtig wusste, wie er es ihr zeigen sollte. Armer Trottel. Anfangs ging er mir richtig auf die Nerven, weil er nie aufhören konnte zu reden, aber so langsam hatte ich ihn doch ins Herz geschlossen, weil er Izzy gut behandelte und für sie da war und sie sich auch wohl bei ihm fühlte. Er war auf jeden Fall da, wenn man ihn brauchte und war auch mit der Erste, der ganz aus dem Häuschen war, als er das von Izzy und ihrem Krankenhausaufenthalt erfahren hat. Den ganzen Abend über fragte er sie, ob sie noch etwas brauchte, ob es ihr bequem genug war oder er etwas für sie tun konnte. „Simon, mir geht es gut. Entspann dich bitte." Sagte Izzy irgendwann und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Simon lief daraufhin total rot an und war endlich still. Ich musste in mich rein lachen. Izzy wusste ganz genau was sie für eine Wirkung auf Männer hatte und wie sie diese einzusetzen hatte und ich war einfach nur froh, dass Simon endlich still war und wir den Film weiterschauen konnten. Ich wusste in dem Moment noch nicht, dass es erst die Ruhe vor dem Sturm war.

Ich wachte auf, als mich jemand am Arm rüttelte. „Alec?..." Ich drehte mich auf die andere Seite. „Izzy, nicht...ich schlafe noch." Als ich aber ein Schniefen hörte, drehte ich mich sofort zu ihr um. „Izzy, was ist los? Was hast du?" Besorgt sah ich sie an, aber sie sagte kein Wort. Die Tränen kullerten ihre Wangen runter. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und wischte die Tränen mit meinen Daumen weg. „Hey, Iz...rede bitte mit mir." Flüsterte ich sanft auf sie ein. „Ich...ich habe Mist gebaut, Alec. Großen Mist und ich weiß nicht wie ich da wieder rauskommen soll." Wieder schniefte sie und befreite sich aus meinem Griff um aufzustehen. „Diese Agentur, von der ich dir erzählt habe...dadurch, dass ich im Krankenhaus lag konnte ich den einen Termin nicht wahrnehmen, wo mein Shooting gewesen wäre und jetzt wollen sie, dass ich komplett für die Kosten aufkomme und haben mir am Telefon gedroht. Herrgott, sie haben sogar gesagt, dass ich auch ein kleines Video drehen könnte und dann wäre alles vergessen." Ich erhob mich ebenfalls aus dem Bett. „Was für ein Video Izzy?" Fragte ich fassungslos. „Du kannst dir denken was für ein Video, Alec...ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Die verlangen 5000€ von mir und die Summe kann ich unmöglich aufbringen. Sie meinten ich hätte das Kleingedruckte nicht gelesen, als ich den Vertrag unterschrieben habe und da soll wohl drinstehen, dass ich für Ausfälle aufkommen muss...egal ob durch Geld oder eben andere Leistungen." Ich nahm sie in den Arm. Meine kleine Schwester würde mit Sicherheit nicht in irgendeinem billigen Porno mitspielen. Das würde ich nicht zulassen. „Ich regle das...ich...ich werde das irgendwie klären. Bis dahin hältst du bitte die Füße still und machst nichts von dem, was dir gesagt wurde!" Ich spürte wie sie an meiner Schulter nickte. Ich hatte zwar selbst noch keine Ahnung wie ich die Sache klären sollte, aber ich musste es für sie klären. „Izzy, ich brauche bitte eine Kopie von deinem Vertrag, ja?"

Den ganzen Vormittag verbrachte ich damit den Vertrag auseinander zu nehmen, aber ich verstand diese ganze Anwaltssprache nicht. Immer wieder musste ich Paragraphen im Internet nachschlagen oder Definitionen zu bestimmten Wörtern raussuchen, um überhaupt zu verstehen, was ich da gerade vor mir hatte. Irgendetwas war faul an diesem Vertrag und wir brauchten wohl oder übel einen Anwalt. Dieser würde allerdings auch nicht gerade billig werden. Also war meine nächste Aufgabe an diesem Tag, dass ich nach Anwälten im Internet suchte. Immer wieder wurde ich auf eine Seite verwiesen, weil der Typ wohl wirklich gut auf seinem Gebiet sein sollte. Magnus Bane. Bei ihm stand keine Pauschale, wie er pro Stunde berechnete, wie bei den anderen, sondern ‚nach Vereinbarung'. Der würde einem bestimmt gleich das doppelte berechnen, aber versuchen konnte ich es ja trotzdem. Auch wenn heute Wochenende war, so hatte ich bei diesem Magnus Bane Glück, denn er hatte sogar eine Handynummer für Wochenend-Anrufe. Sofort wählte ich die Nummer und wartet ein paar Sekunden. „Magnus Bane am Apparat, wie kann ich Ihnen denn behilflich sein?" „Em...eh, hallo Mr. Bane, Alec Lightwood ist mein Name. Ich hätte ein sehr dringendes Anliegen und wollte fragen, ob ich vielleicht demnächst persönlich mit Ihnen darüber reden könnte." „Natürlich Mr. Lightwood. Wenn Sie heute noch nichts vorhaben, dann können Sie gerne heute schon gegen 15 Uhr bei mir vorbeikommen. Allerdings nicht in meinem Büro, sondern bei mir Zuhause, da meine Kanzlei am Wochenende natürlich zu hat. Rufen Sie gerade von Ihrem Handy aus an?" „J-ja, Mr. Bane." „Gut, dann schicke ich Ihnen gleich meinen Standort und Sie können dann vorbeikommen. Bringen Sie alle notwendigen Unterlagen bitte mit, die für diesen Fall von Bedeutung sind, dann kann ich gleich einen Blick drauf werfen." „Ok, ich danke Ihnen. Bis später, Mr. Bane." Ich legte auf und sah mein Handy in der Hand verwundert an. Das ganze schien mir etwas zu schnell und perfekt. Welcher Anwalt nahm sich denn bitte an einem Wochenende Zeit für seine Klienten und schicke sie auch noch zu sich nach Hause? In dem Moment ploppte eine Nachricht auf und wie besprochen hatte ich den Standort seiner Wohnung vor mir. 10 Minuten mit dem Auto, das war wirklich in Ordnung.

Auf einmal hörte ich Jace, laut aus dem Wohnzimmer reden und kam aus meinem Zimmer. „Das gibt es doch nicht Izzy, wie konnte das nur passieren? Ich werde mir jeden Einzelnen von denen schnappen und denen das Gesicht eintreten." „Das wirst du schön bleiben lassen, Jace! Damit verschlimmerst du nur die ganze Sache unnötig. Ich kümmere mich darum, das habe ich gesagt und daran halte ich mich auch. In zwei Stunden habe ich einen Termin und davor würde ich gerne in Ruhe etwas essen. „Wie kannst du denn jetzt essen? Unsere Schwester wird dazu animiert Pornos zu drehen und ihr wird..." als ich Max aus dem Augenwinkel sah, knallte ich meine Hand auf Jaces Mund. „Zu was wird Izzy animiert? Ist das ein Spiel?" „Nein nein, Max. Du hast da was falsch verstanden. Es geht nicht um Izzy. Das war so eine Redewendung." Ich guckte Jace böse an und ließ ihn wieder los. „Schrei hier nicht solche Sachen rum." Flüsterte ich, dass nur er es hören konnte. „Schon gut...ich gehe zu Clary. Halt mich auf dem Laufenden und wenn deine Methode nicht funktioniert, dann wenden wir meine an und dann ist es mir vollkommen egal, ob du dabei bist oder nicht." „Soweit wird es hoffentlich nicht kommen." Jace verließ die Küche und ich fragte Izzy und Max, ob sie Lust hätten mit mir zu essen. Da die beiden freudig zustimmten, kochten wir dann schnell Spagetti Bolognese, da ich keine Zeit für etwas aufwendiges hatte und unterhielten uns über Max' Schule und was er für neue Comics entdeckt hatte.

Nach dem Essen schlüpfte ich noch schnell unter die Dusche und zog mir einen Anzug über. Ich wollte nicht den Anschein erwecken, dass ich vermutlich nicht das nötige Geld hatte, um diesen Anwalt zu bezahlen. Vielleicht gab es ja auch eine Möglichkeit mit ihm eine Art Ratenzahlung zu vereinbaren. Irgendwie würde ich das schon hinbekommen.

Als ich mein Auto vor seiner Wohnung geparkt hatte, musste ich erstmal über die Wohngegend staunen. Keine 10 Minuten mit dem Auto von unserer Wohnung entfernt und doch eine vollkommen andere Gegend. Man konnte sofort erkennen, dass hier Leute lebten, die bestimmt das 3-fache von meinem Gehalt verdienten.

Vor der Haustür wurde ich plötzlich ganz nervös, aber nach kurzem Zögern klingelte ich und es wurde auch kurz darauf aufgemacht. Fragte er nie wer das sein könnte? Natürlich erwartete er mich, aber ich hätte auch jemand anderes sein können, den er jetzt einfach in seine Wohnung gelassen hat.


Play with Fire (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt