Kapitel 9

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Wir mussten beide grinsen und ich stieß mich von der Wand ab, um von ihm weg zu kommen. Er machte etwas mit mir. So kannte ich mich normalerweise gar nicht. Aber was wusste ich schon? Ich hatte keinerlei Erfahrungen mit Männern, woher sollte ich also wissen, wie ich sonst war? „Ich geh meine Sachen holen." Er nickte nur und verschwand wieder im Badezimmer. Langsam musste ich versuchen wieder klarer im Kopf zu werden, meine Gedanken waren besessen von Vorstellungen aller Art und dabei hatte er mich nur einmal mit seiner Hand angefasst. Was würde wohl mit mir passieren, wenn er mit mir schlafen würde?

Eine halbe Stunde später standen wir nun vor der Eingangstür zu meiner Wohnung. „Hast du dir alles gemerkt Alexander oder willst du dann lieber mir das Reden überlassen?" Im Auto sind wir kurz durchgegangen was wir sagen würden, wenn uns die anderen fragen, wie wir uns kennengelernt haben, wie lange wir schon zusammen sind und das alles, damit es eine einheitliche Geschichte ist und nicht jeder etwas anderes erzählt, weil wir ja kein echtes Paar waren. „Ich habe mir zwar alles gemerkt, aber es wäre vermutlich nicht verkehrt, wenn du das Reden übernimmst." Sagte ich und wurde langsam nervös. Trotz dessen, dass ich einen Schlüssel hatte, klingelte ich, weil wir ja eingeladen waren und ich keinen Überraschungsmoment wollte. Jace machte die Tür auf. „Hey Alec, hey Magnus? Richtig?" „Ja, richtig und du bist bestimmt Jace?" „Genau, kommt rein. Die anderen sind auch schon da." Als wir das Wohnzimmer betraten waren alle Augenpaare auf uns gerichtet. Wahrscheinlich sah man mir direkt an, wie ich mich verkrampfte, denn Magnus legte eine Hand auf meinen Rücken und wollte mir damit wohl zeigen, dass ich mich entspannen soll. „Heeeeey, großer Bruder." Izzy fiel mir um den Hals und ich drückte sie ebenfalls an mich. „Schön, dass ihr da seid. Hey, Magnus. Ich danke dir so sehr für deine Hilfe. Du hast mir wirklich den Arsch gerettet." Sagte sie fröhlich und umarmte auch ihn. „Ich helfe gerne Jungfrauen in Nöten." Erwiderte dieser grinsend. „Na dann bist du bei Alec ja..." weiter kam sie nicht, denn ich schlug ihr mit der Hand auf den Oberarm, was sie verstummen ließ. „Aua, was war das denn?" „Entschuldige, ich dachte da saß was auf dir drauf." „Oh Gott, ist es weg?" „Ja, ich denke schon. Ich sehe es nicht mehr. Aaaalso, was wollen wir denn spielen?" Versuchte ich abzulenken. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass Magnus wusste, dass ich noch Jungfrau war. Vielleicht würde er mich dann anders behandeln und das wollte ich nicht. Endlich konnte ich Erfahrungen sammeln und ich hatte einfach die Befürchtung, dass er die Sache dann gleich beendet würde. Magnus musterte mich komisch aus dem Augenwinkel und ich nahm schnell seine Hand und führte ihn zu den anderen. „Hey Leute, also das ist Magnus. Magnus, das sind Simon und Clary." Sie begrüßten sich alle kurz und dann diskutierten wir erstmal 10 Minuten, was denn alles auf unsere große Partypizza sollte und was auf keinen Fall. „Sagt mal, wo ist Max eigentlich? Ich dachte er ist dann heute auch dabei?" „Oh, das habe ich total vergessen dir zu erzählen. Mum ist wieder da und hat Max heute Nachmittag abgeholt. Er ist jetzt also wieder drüben." „Was? Mum ist wieder da? Wie...wie hat sie auf euch gewirkt?" „Total entspannt. Ich glaube ihr tat diese Selbstfindungsphase nach der Trennung von Dad wirklich ziemlich gut. Du kannst sie ja morgen mal besuchen oder sie euch beide. Sie hat schon nach dir gefragt." „Habt ihr was gesagt?" „Erstmal nicht, weil wir nicht wussten, ob du willst, dass sie es weiß." Sagte Izzy. „Das will ich zwar, aber sage es ihr dann lieber selbst, also habt ihr alles richtig gemacht." „Was genau sagen? Dass du einen Freund hast ?" Setzte Magnus nun auch mit ein. „Nein, dass ich schwul bin UND einen Freund habe. Ich habe mich erst vor ein paar Wochen geoutet und bisher wissen es nur alle Leute, die hier gerade am Tisch versammelt sind. Ich weiß nicht wie meine Eltern das aufnehmen würde, deswegen habe ich damit so lange gewartet." Sagte ich zögernd. „Du hättest unsere Eltern erleben sollen, wie sie waren, als sie noch zusammen waren. Alec musste quasi immer der Musterjunge sein. Das Vorzeigekind. Das ist zwar immer besser geworden, als es immer mehr gekriselt hat, aber wie sie das auffassen werden, wissen wir leider alle nicht. Wir stehen aber alle hinter dir, Alec." Sagte Izzy liebevoll und drückte meine Hand. „Danke, Iz." „Wie war das bei dir Magnus? Wie haben deine Eltern es aufgenommen?" Fragte Clary nun. „Ich...also meiner Mum konnte ich es nicht mehr sagen. Sie ist gestorben, als ich noch ein kleiner Junge war. Da war ich 10 Jahre alt und mein Vater...naja, er hat mich schon immer gehasst, da machte es die Sache also auch nicht mehr schlimmer." Alle am Tisch verstummten, nur ich blickte Magnus weiter an, wie er krampfhaft lächelte. Ich konnte aber sehen, dass es kein echtes Lächeln war. Er war verletzt und das Foto von seiner Mutter lag bei ihm im Schlafzimmer, weil sie nicht mehr am Leben war. Ich strich Magnus sanft über den Rücken und küsste ihn auf die Wange. Perplex musste er blinzeln, aber fand schnell seine Rolle wieder. „Dafür habe ich ja jetzt einen liebevollen Freund, wie ihr seht." „Ihr seid wirklich süß zusammen! Wie habt ihr euch denn gefunden?" Rief Simon plötzlich. Magnus griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger ineinander. Diese kleine Geste ließ mein Herz schneller schlagen und ich wusste nicht einmal wieso. Vielleicht, weil die anderen uns alle anstarrten? „Alecs Firma hatte einen Vorfall mit einem Kunden und da wurde ich als Anwalt beauftragt mich um den Fall zu kümmern. Als ich in seine Firma kam und ich ihn das erste Mal sah, war ich ganz hin und weg. Ich meine, wer kann es mir verdenken? Niemand sieht so unverschämt perfekt aus und ist dann auch noch schwul, dachte ich mir. Dennoch versuche ich ihn während meines Aufenthaltes dort immer wieder in Gespräche zu verwickeln und irgendwann ist er auch immer lockerer geworden und wir hatten ein wirklich schönes und langes Gespräch. Ich erwähnte ganz nebenbei, dass ich auf Männer stehe und wartete seine Reaktion ab, jedoch bekam ich nicht wirklich eine. Meine Hoffnung sank also gleich auf 0, aber das brachte mich dennoch nicht davon ab, ihn zu fragen, ob er nicht mal mit mir was trinken gehen wollen würde. Zu meiner Überraschung stimmte er auch gleich zu und so trafen wir uns 2 Tage später in einer Bar und mit jedem Glas wurde die Stimmung auch lockerer. Irgendwann hielt ich es dann einfach nicht mehr aus und fragte Alexander dann direkt, ob ich Chancen bei ihm hatte oder nicht. Er war total überrumpelt und ist rot geworden und das war mir als Zeichen dann eindeutig genug. Ich hab also seinen Kopf zwischen meine Hände genommen und meine Lippen einfach auf seine gelegt und nach kurzem Zögern stimmte er dann auch mit ein und damit war alles klar. Seit dem Tag sind jetzt fast 5 Monate vergangen und natürlich ist es vielleicht noch zu früh um zusammen wohnen zu wollen, aber..." Er drehte sein Gesicht in dem Moment zu mir und sah mir direkt in die Augen. „...aber ich liebe ihn und würde am liebsten jeden Tag mit ihm verbringen." Mein Herz machte einen Sprung und meine Atmung setzte kurz aus. Oh Gott, beruhige dich Alec. Das ist doch alles nur Theater. Aber warum musste er denn dann direkt mich dabei anschauen und das so überzeugend sagen, dass sogar ich es ihm fast geglaubt hätte? Ein kleiner Teil in mir hat sich das sogar irgendwie gewünscht. „Das ist echt mega niedlich!" Quietschte Izzy und riß mich damit wieder aus den Gedanken. „Gut, dass du bei Alec so hartnäckig geblieben ist. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn man ihm nicht klipp und klar sagt, was Sache ist, dass er nie irgendwelche Signale verstehen würde." „Das stimmt doch gar nicht, Iz." Schmollte ich. In dem Moment klingelte es an der Tür. Unsere Pizza war diesmal echt schnell hier.

Nachdem wir gegessen und dabei noch ein bisschen geredet hatten, suchten wir uns ein Spiel aus, um den Spielabend beginnen zu lassen. Da die Mehrheit für Tabu war, fingen wir auch damit an. Ich spielte mit Magnus und Izzy und die anderen bildeten das Gegnerteam. „Alexander? Könntest du mir vielleicht kurz die Toilette zeigen?" „Natürlich, Mags. Wartet kurz Leute, sonst spielt Izzy gleich alleine gegen 3, das wäre nicht so fair." Sagte ich lachend. Ich führte Magnus die Treppe hoch und blieb vor der Tür zum Badezimmer stehen.

„Danke...ich...ich wollte dich außerdem kurz sprechen." „Ok? Was ist denn los? Wenn dir was nicht gefällt dann können wir auch nach Hause gehen." Ich lief ein bisschen rot an, als ich merke, dass ich Magnus' Wohnung als Zuhause bezeichnet hatte und hoffte, dass es ihm nicht auffiel. „Oh, ich würde furchtbar gerne nach Hause um Dinge mit dir anzustellen, von denen dir schwindelig werden würde, aber das ist es nicht. Ich finde die Leute alle toll und nett und die Stimmung ist auch gut. Ich wollte nur sichergehen, dass zwischen uns alles gut ist oder ob ich vorhin etwas zu dick aufgetragen habe?" 

Play with Fire (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt