5. Hinterhalt: Arleen

30 8 0
                                    

Heute war ihr Geburtstag.
Tja normalerweise hätte sie heute gefeiert (zwar alleine, aber sie hätte gefeiert), aber heute hatte sie ein ganz ganz mieses Gefühl bei der ganzen Sache. Ihr 16 Geburtstag.
Tja der Tag an der sie verflucht hätte werden sollen, arbeiten und der ganze Mist. Aber sie war geflohen und Arleen bereute nichts.

Ja, sie war geflohen, weil sie noch ein Leben, ein ganzes Leben vor sich hatte und sie hatte sicher nicht vor 10 Jahre in der Blüte ihres Lebens in Kalifen zu vergammeln.
Außerdem hatte sie irgendwie schon immer das Gefühl gehabt, der Welt etwas zu Schulden und eine Aufgabe zu haben, eine wichtige Bürde, die sie allein tragen musste, um der Welt zu dienen.
Ja das klang jetzt wahrscheinlich dumm, aber so war es. Ihr Herz zog sie in die Ferne.

Arleen lag in ein paar Decken gekuschelt und betrachtete die Sterne, die langsam verblassten um der Morgenröte den Platz zu überlassen.
Bald war es so weit. Bald, vielleicht hatten sie noch zwei Tage Vorsprung dann würden die Soldaten Kalifens kommen, um sie heim zu bringen.

Verrat.
So nannte man das, aber Arleen fühlte sich keineswegs wie eine Verräterin.
Eher fühlte sie sich verraten, von der Welt und dem Schicksal in Kalifen zu landen, dort im Waisenhaus ohne Erinnerungen oder Eltern auf zuwachsen und dann mit zu bekommen, dass man für den Aufenthalt dort zahlen musste und zwar mit Arbeit.
Als wollte sie dort freiwillig sein!

Julian neben ihr regte sich und blickte sie leicht verschlafen an. „Happy Birthday." Dann war er wieder eingeschlafen.
Danke. Dachte Arlen und setzte sich auf. Es war Zeit weiter zu gehen. Sie griff nach den Satteltaschen der Pferde, die neben ihr lagen und zog sich ein paar Ersatzklamotten von Julian an, bevor sie aufstand und die Pferde einfing, die bereits in Der Nähe standen. Dann holte sie Brot und bereits gebratenes,( von gestern Abend) , Fleisch heraus, und verstaute den Rest des Gepäcks direkt auf Kohl und Estell.Sie aß bereits und dann, erst dann, weckte sie Julian ganz auf, der hastig sein Frühstück verschlang.

Anschließend ritten sie weiter. Das war inzwischen Routine geworden, in den paar Tagen, die sie schon unterwegs waren, trotzdem fürchtete sie die Soldaten, da diese die Gegend besser kannten und sicher schneller voran kamen.
Allerdings war die Landschaft ziemlich...Eintönig. Schnee so weit das Auge reichte, mit Gestrüpp und Felsen dazwischen.
Tja und so ging es weiter, drei Tage lang, ritten sie weiter in Richtung Häfen.
Am dritten Tag passierte etwas.
Und sie wusste auch was passierte, darauf hatte sie schon gewartet. Und jetzt, als die Pferde die Ohren aufstellten, ihre Artgenossen witterten und leichtes Hufgetrappel und Männerstimmen in der Ferne zu hören waren, da war Arleen plötzlich froh, die Sache hinter sich zu bringen.

Julian stellte sich im Sattel auf und blickte nach hinten. Das Gelände war felsig und erstreckte sich flach über einen Bergkamm. Eisiger Wind pfiff ihnen um die Ohren, aber die Sicht war klar. „Sitz ab." befahl ihr Julian grob und Arleen wagte nicht zu widersprechen. Er musterte sie kurz. „Kannst du gut schießen?" Arleen schüttelte den Kopf. Traurig, aber wahr.
Julian zog sein Schwert und reichte es ihr, dann drängte er sie hinter einen Felsen und befahl ihr leise, jeden, der an diesem Felsen vorbei kam, mit einem kurzen Streich zu töten, und nie lang aus der Deckung zu gehen.

Dann ging er mit beiden Pferden etwas weiter hinten in Deckung.

Arleens Handflächen schwitzen wie verrückt. Ihre Finger zitterten und beinahe hätte sie den abgenutzten Griff des Schwertes fallen gelassen. Ruhig.
Es ging nicht, sie konnte sich nicht beruhigen.
Gaanz Ruhig!!
Kalte Winde Strichen ihr über die Wange und beruhigten sie.
Klar denken, sie musste jetzt einfach einen kühlen Kopf bewahren und gut nachdenken.
Also... Wenn die Soldaten vorbei geritten kamen musste Arleen sie erwischen, bevor sie sie bemerkten. Vor allem musste sie den Mann töten und nicht das Pferd.
Galle stieg in ihr hoch, als ihr klar wurde, was sie gerade gedacht hatte.
Töten.
Sie würde diese Männer töten müssen, vielleicht hatten sie Familie, sie waren vielleicht noch jung und hatten ihr ganzes Leben vor sich!
Arleen musste würgen.
Warum? Dann ist es halt so.

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt