9. Rache und Sternenfeuer: Arleen

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Gelbe glühende Augen starrten sie aus der Dunkelheit an.

Arleen blinzelte. Ihre Augenlider waren schwer, und träge und es kostete sie viel Willenskraft, ihre Augen offen zu lassen.
Es war nun der dritte Tag nach dem Kampf und Joss meinte sie kämen gut voran, und bräuchten höchstens noch einen Tag.
Doch dieses schnelles Vorankommen forderte auch seinen Tribut. Sie ritten nun auch großteils nachts und machten kaum Halt, bis auf drei Stunden Schlaf, eng zusammen gedrängt um Körperwärme zu behalten.
Es schneite mal wieder und war spätnachts , Arleen saß auf Estell, oder eher lag auf Estell, die Mantelkapuze über den Kopf gezogen und beobachtete den Weg vor sich. Sie durch ritten einen Pass, rechts von ihnen hohe Felswände, links ein steiler Abhang.
Es war Vollmond, doch eine graue Wolkendecke verdeckte den Himmel, sodass der Mond nur gruselige Schatten auf den Boden warf und einen nur erahnen ließ wo es weiter ging.
Trotzdem bemerkte Arleen blitzschnell die kalten, gelben Augen, die vor ihnen über den Abhang lugten und konnte gar nicht schnell genug reagieren.
Ihr Kopf wirbelte und ratterte und ihre schweren Augenlider wurden wach.
Arleen konnte gar nichts tun, als das Monster, dessen schwarz verfilztes Fell perfekt mit der Dunkelheit verschwamm, auf den Weg vor ihr stürzte und seine grausigen Bärenzähne aus fuhr und brüllte, brüllte immer wieder so laut wie Donner.
Tatuin scheute und sein graues Fell blitzte silbern auf im Schattenmuster des Mondes.
Joss schrie hell auf und landete ungewollt im Schnee. Unter ihren roten Haaren bildete sich ein dünnes Blutrinnsal, dass aus ihrem Hinterkopf sickerte.
Arleen schrie immer wieder schrie sie Josslyns wunderschönen Namen laut in die Winternacht hinein.
Dann scheute Estell, sie riss an den dünnen Lederzügeln und schürfte Arleens Wunde Finger auf, buckelte und schließlich landete auch Arleen im Schnee sie konnte nichts tun, als Estells Hufe über ihr ausschlugen und auf sie hinunter sausen, doch sie trafen nicht Arleen sondern das Monster.
Ein grausiges Fellbündel wurde durch die Wucht von Estell nach hinten geschleudert und blieb winselnt liegen, bevor es sich erneut erhob und noch wütender zu Arleen herumwirbelte.
Diese hatte gerade noch Zeit, die verletzte Joss zu packen und hinter Estell zu legen, bevor sie ebenfalls wütend sich dem Monster zu wandte.

Und dann packte sie das Schwert von Julian, das sie behalten hatte und stand breitbeinig da, ihre klaren blauen Augen spiegelte Wut und Entschlossenheit da.
Sie wusste was sie tun musste.

Joss flüsterte „Tu es nicht Arleen. Renn! "

Doch Arleen nahm es nicht mehr wahr. Ihre Aufmerksamkeit war auf das Biest vor ihr gerichtet und der Sturm in ihr, der helle wirbelnde Sturm aus Kraft und Licht und Klarheit ließ sie fast explodieren.
Sie ließ die Schwertspitze auf den Boden gleiten und lief los. Mit langsamen Schritten näherte sie sich der Bestie, das Schwert, kreischte auf dem nackten Fels, der mit einer Schnee schicht überzogen war.
Ihre Augen leuchteten blau auf.

Arleen hatte keine Angst. Im Gegenteil sie schien es kaum zu erwarten, ihre Hände kribbelten und ihr ganzer Körper juckte und schrie nach dem Blut dieser Bestie, nach Rache, nach Vergeltung.

Sie war Kraft. Sie würde Julian und Joss beschützen, wo sie vor drei Tagen versagt hatte und sie war Licht und Leben und hatte die Befugnis Leben zu nehmen.
Die Bestie öffnete ihren Mund, schrie und brüllte stellte sich auf die Hinterbeine und ließ sich nach vorne fallen, giftige Schwarze Fäden rauchten aus seinen Nasenlöchern und wie ein Pfeil griff er an, rannte auf sie zu und...

Arleen packte das Schwert mit beiden Händen und schloss die Augen.
Dann ließ sie den ganzen Sturm, der sich in ihrem Innern schon ihr ganzes Leben angestaut hatte hinaus.
Sie atmete aus
, blieb stehen, packte das Schwert fester und ging in in Angriffsstellung, sie umkreiste das Biest mit leichten Schritten und schwang das Schwert leicht hin und her.
Dann sprang die Bestie.
Als das Biest direkt über ihr war, wusste Arleen, sie war Leben und Kraft und irgendwie, irgendwas brachte die Bestie dazu abbzubremsen.
Ein mächtiger Schlag ließ ihr inneres erbeben , aber sie war ganz, sie war gesund!
Nicht mehr lange wenn du nicht handelst!
Sprach eine innere Stimme sie an.
Arleen stand auf, sie musste weiter kämpfen. Da rief Joss plötzlich ihren Namen und Arleen drehte sich um.
Joss lag blutverschmiert am Boden der Felswand, einen kleinen metallenen Schlüssel in der Hand,und in dem Moment sah Arleen den Spalt in der Wand. Es war eine Geheimtür!
Ein Versteck, eine Rettung.
Arleen wirbelte wieder herum, das Biest heulte in die Nacht hinein, brüllte und ließ sie erzittern. Dann sprang es sie wieder an.
Arleen, tänzelte ein paar Schritte zur Seite und versuchte erneut, diese Kraft, dieses Leben hervor zu rufen.
Das Biest, sprang erneut und Arleen wich aus.
Sie kniff die Augen zusammen und beobachtete das Biest. Doch irgendetwas stimmte nicht. Es grinste hämisch und zeigte seine gelben Reißzähne, die aus seinem Bärenmaul herausstarrten.
Zum ersten Mal verspürte Arleen Angst.
Und dann, dann hörte sie sie, die anderen Bestien, auf dem Weg zu ihr.
Arleen erschauderte. Das Brüllen vorhin, das war ein Ruf gewesen. Ein Ruf zum Beginn des Festmahls.
Sie drehte sich um und bemerkte Joss, die versuchte mit zittrigen Beinen, Tatuin, Estell und Kohl zu zähmen, die scheu den Kopf nach oben rissen, und nervös auf und ab stampften.
„Bring sie in die Höhle! "
Rief Arleen bevor sie sich der Kreatur widmete. Doch diese wartete geduldig auf seine Kameraden. Arleen schürzte die Lippen.
Sie musste Joss Rückendeckung geben. Urplötzlich stieß sie einen kampf schrei aus und rannte auf die Bestie zu. Wie ein Schatten bewegte sie sich, nur ihre Augen und das Schwert glänzten blau in der dunkelsten Nacht.
„GEH!! "
Schrie sie. „Bring Julian in Sicherheit ich komme zurecht.!"
Dann hackte sie auf das schwarze undurchdringliche Fell ein, das aus tausend Schichten zu bestehen schien, durch das man nicht mit dem besten Schwert an die Haut des Monsters kam.
Das schwarze Biest wirbelte herum, stieg auf die stämmigen Hinterbeine, während Arleen rückwärts in den eiskalten Schnee fiel, der Abhang direkt hinter ihr.
Es brüllte wieder und sein schreckliches Gegröle hallte im Tal wider und wider.
Arleen rutschte zitternd ein Stück nach hinten. Das Biest schüttelte sein zotteliges Fell und umkreist Arleen drohend.
Dann trafen seine Kameraden ein. Wolfsähnliche Biester kletterten die Felswand hinab, allesamt mit gelben leuchtenden Augen in der finsteren Nacht.
Arleen zitterte. Die Kreatur schlug zu und zerfetzte ihren Zopf. Einzelne nachtschwarze Strähnen landeten im Schnee. Die Kreaturen begannen sie zu umkreisen. Arleen wimmerte leicht. Es war aus, sie war zu schwach. Sie schaffte es nicht.
Versagt.
Sie krümmte sich zusammen, das Schwert immer noch in der Hand, bereit dem Ende entgegen zu treten.

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt