32. Analis :Felicia

11 3 0
                                    

Die Festung. Direkt vor Ihnen, dunkel und mächtig, am Fuße des Gebirges.
Einst war sie wohl mal schön gewesen.
Felicia konnte es sich beinahe vorstellen.
Die Steine mussten von einem hellen grau gewesen sein und wenn dann die Sonne drauf schien, leuchteten sie wie pures Silber.
Nur schien in Meldorn die Sonne nicht mehr.
Seit sie in diesem Land waren, war von Freude keine Spur.
Alles war bloß grau und verblasst.
Das Grün der Bäume nahm man nur noch, wie aus einem Traum wahr.
Es schien in weite Ferne gerückt zu sein.

Bloß das dunkle Rot der Fahnen auf der Festung bildeten einen starken Kontrast, zu der eintönigen Graslandschaft, mit verkümmerten Bäumen dazwischen.
Hier war das Übel bereits angekommen.
Man sah es deutlich vor sich.
Felicia beugte sich während dem Laufen vor, ihr wurde übel und Angst beschlich sie.
Was hatte Phrondos bloß vor.
Da ein unerwarteter Stein und sie fiel.
Der Karren fuhr weiter.

Und dann war da noch Mika. Und er konnte Träume lesen. Und sie träumte von der Lichtträgerin.
Und deshalb war sie in Gefahr.

„Steh auf, Mädchen."rief er von vorne.
Nur weil sie miteinander geredet hatten, war er nicht netter geworden.
Leider.
Felicia grunzte zur Antwort und kämpfte sich wieder auf.
Die Fesseln an ihren Handgelenken waren genauso fest wie zuvor und scheuerten wie verrückt.

Falko schaute sie besorgt an.
„Alles gut? "
Ihm ging es schon viel besser,zumindest im Gegensatz zu gestern Abend, aber seine Augen, sie waren so eingefallen und müde, Felicia machte sich Sorgen.
„Mir geht es gut, und dir?"
„Mach dir um mich keine Gedanken."
Sagte Falko und versuchte beruhigend zu lächeln. Er schaffte es nicht.

Und dann, dann waren sie an den großen Toren angekommen.
Einige Piraten ritten voraus und währenddessen machten sie Halt.
Mika stieg ab und kam zu ihnen nach hinten.
Wenn sie allein waren, konnte sie nun auch vertraulicher mit ihm reden.
„Mika."flüsterte sie und ihre Stimme zitterte ein wenig.
Mika hob eine Augenbraue und setzte sich auf einen Stein.
„Wie alt bist du." fragte er und faltete die Hände, und lehnte sich nach vorne.
„Ernst? "fragte Felicia verblüfft.
„Ernst." sagte Mika und lächelte
„Ich mache keinen Spaß, habe wirklich keine Ahnung. Und ich bin schlecht im Raten. Sag es mir."
Felicia lehnte sich zurück und zum ersten Mal in Meldorn entfuhr ihr so etwas, wie ein Lachlaut.
„16."sagte sie schließlich und warf die Haare in den Nacken.
„Und du?" fragte sie„Ich weiß überhaupt nichts über dich. "
Mikas Lächeln schwand.
„Das ist normal. Ich bin schließlich Pirat. Und ich werde Phrondos vernichten."
Felicia schüttelte bloß den Kopf, beließ es dabei und betrachtete stattdessen die Burg Analis.
„Du hast es geschafft. Ich habe keine Angst mehr. "
Mika lächelte immer noch nicht.
„Weißt du, wenn ich früher Angst hatte, sollte ich zu Daddy gehen. Aber Daddy war nicht immer da. Ich hatte nie kapiert, dass meine Mutter jemand anderes meinte. Und jetzt ist es zu spät um sie zu fragen."
Felicia legte den Kopf schief.
„Warum hast du dir das nehmen lassen? Du musst keiner von denen sein."
„Glaub mir ich bin keiner von denen. Mein Schiff wurde mir gestohlen, meine Familie mir weg genommen. Ich schmiede seit 15 Jahren Rachepläne und dann seit ihr hier aufgetaucht. Und ich weiß nun dank dir, dass mein Bruder hier mit einer Menge Ärger auftauchen wird."
„Warum?Dein Bruder, du hast mir nichts von ihm erzählt. "
Mika stand auf. „Er kann nur Ärger bedeuten. "
Dann ging er wieder nach vorne auf den Kutschbock, denn die Reiter waren zurück gekommen.
Und sie schienen hinein gelassen zu werden, denn die Flügel der Tore öffneten sich mit einem gewaltigen dumpfen Rumpeln und Quietschen.
Und es ging hinein hinter die dicken Mauern, sie hielten an und warteten leise und hinter ihnen schloss sich das riesige Tor wieder.
Mit einem einzigen Rums fiel es zu und Felicia hatte nur das Gefühl, dass sie einen riesen großen Fehler beging.
Um in den Innenhof zu gelangen, musste man nochmals durch ein Tor, welches den Eingang, in einen Halbkreis bildet. Die andere Seite des Halbkreises, wurde in den Berg hinein gebaut, der Bergfried bildete die Mitte, auch von ihm ragte nur ein Halbkreis hervor.
Diese Burg, war etwas anderes, was Felicia je gesehen hatte.
Sie war einst sicher schön gewesen, aber im Schatten des dunklen Himmels, wirkte sie bloß düster.
Im Vorhof befanden sich die Stallungen.
Menschen in schmutzigen Klamotten liefen herum und arbeiteten, sie waren aber keine Piraten. Sie waren nicht vernarbt, muskulös, groß, breitschultrig, tätowiert, sie trugen keine Rüstungen und Umhänge aus Fell, sie waren nicht mit riesigen Äxten und Schwertern bewaffnet.
Nein, sie waren überhaupt nicht bewaffnet. Es waren einfache Leute, die in Lumpen herum liefen und von Peitschen gezwungen worden zu arbeiten.
Aber sie verzogen keine Gesichter, ihre Blicke waren steif nach vorne gerichtet und sie redeten kein Wort, schrien nicht einmal auf, wenn eine Peitsche sie traf.
Es herrschte Totenstille im Hof, bloß die schweren Eisen besetzten Absätze, der Piraten, die über das Steinpflaster hallten, waren zu hören. Und ab und zu ein Knall, und ein Lachen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 23, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt