24. Einsam :Felicia

10 1 0
                                    

Die Zeit war vergangen und Felicia lebte abgeschottet von allem. Sie hatte keine Ahnung, was das Volk der Mjariner von ihrem Verhalten dachte. Aber sie hatte eine Entscheidung getroffen. Nun konnte sie nicht mehr zurück.
Es war Frühling geworden und man konnte sagen, dass das eigenständige Leben hart war, aber Felicia in einem gewissen Sinn gut getan hatte. Sie hatte viel trainiert, hatte ihre Gewohnheiten nicht abschütteln können und weiter gemacht.
Und ohne jemand, mit dem sie ständig verglichen wurde, wurde sie besser.
Joey hatte sie manchmal besucht, und in dieser Zeit war er sehr ernst gewesen, hatte ihr viel beigebracht.
Und Felicia schämte sich, wenn er da gewesen war, denn sie fühlte sich feige, dass sie weggelaufen war.
Manchmal dachte sie, sie werde Falko nie wieder unter die Augen treten können, denn sie hatte ihn unter beschämensten Umständen verlassen.

Manchmal wenn Joey da war und ihr erbärmliches Dasein als Waldschrat sehen konnte, fragte sie ihn nach Utz und Joey erzählte, dass Utz längst wieder gesund war und täglich nach ihr suchte, immer weitere Strecken zurück legte, um sie zu finden und um ihr sagen können, dass er ihr verzeihte.
Wenn Joey dann gegangen war, weinte Felicia die ganze Nacht durch. Aber sie konnte nicht zurück. Sie musste ihre Eltern finden, Rechnungen begleichen, sie wollte die Welt anschauen, und ihre eigene Meinung bilden.
Doch am meisten schmerzte es Felicia, wenn Joey über Robert sprach. Wie Robert sie vermisste.
Und jedes Mal, wenn Joey dieses Thema ansprach, sagte Felicia, dass sie ihn zum Oberhaupt machen sollten. Robert.

Und Joey schwieg jedes Mal.
Über Falko sagte er nichts, und Felicia fragte auch nie.
Nun war bald Frühling und Felicia fragte sich, wann Joey sie das nächste Mal besuchen würde, denn sie wollte gehen, wollte über das Erzgebirge nach Meldorn.
Doch zuvor wollte sie sich ganz verabschieden.
Als klar wurde, dass Joey nicht mehr kommen würde, bevor der Frühling richtig anfing, begann Felicia zu packen.

Es tat weh, den Erynwald verlassen zu müssen, ohne sich verabschieden zu können, doch Felicia wusste sie musste gehen.
Sie hatte im Winter einen hohlen Mammutstamm entdeckt und schlief dort drin, für mehr war nicht Platz.
Es war der Tag, für den sie ihre Abreise plante.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch eine Öffnung und blendeten sie.
Es war warm in dem Baum und sie stand auf. Ihre Klamotten waren halbzerissen, aber das machte ihr nichts mehr aus. Selbst das Schlafen in einem Baum war normal geworden. Auch wenn sie sich sehnlichst ein weiches Bett wünschte. Doch Komfort erlebte sie nur noch in ihren Träumen.
Felicia zupfte sich ein Blatt aus den Haaren und stand auf.
Sie hatte all ihre Habseligkeiten schon am Abend zuvor in ein Tuch gewickelt, mit darunter eine Flasche, die Joey ihr gegeben hatte, gefüllt mit Wasser, sowie zwei Messer und einen kleinen Jagdbogen, auch von Joey.
Den Rest hatte sie selber von der Natur gemacht, wie der Umhang aus Fell, von den Kleintieren, die sie gejagt hatte.
Felicia hielt noch einen Moment inne, bevor sie den Sack auf ihrem Rücken schulterte und den Umhang über warf.
Zuvor nahm sie ein Stück Kohle und kritzelte Joey eine Abschiedsnachricht in den hohlen Baum.
Dann lief sie los, erst auf dem Waldboden, bald begann sie sich in den Ästen fortzubewegen, und ohne sich dessen bewusst zu sein, war sie wohl besser im Klettern geworden, als ein ausgebildeter Mjariner.

Doch kurz nachdem sie los gelaufen war, hörte sie ein Krächzen.
Sie blieb stehen, ging in die Hocke und zog die Kapuze über den Kopf um unauffällig zu bleiben.
So war sie in den letzten Monaten schon vielen Mjarinern aus dem Weg gegangen.
Und tatsächlich, es funktionierte wieder.
Auf dem Boden lief eine Gruppe von Mjarinern.

Erst als Felicia genauer hinschaute, erkannte sie die Personen.
Utz und Captain waren dabei. Simon, Finn, Jeffery und Falko und Joey.
Joey lief voraus, direkt unter ihrem Baum hielt er an und bückte sich.
Felicia konnte jedes Wort verstehen, was sie sagten.
„Sie ist hier irgendwo. "sagte Joey und sah sich um. Dann blickte er nach oben, starrte sie direkt an und bemerkte sie nicht. Er schaute weiter.

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt