6. Kern: Felicia

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Es war wahrlich wunderschön.

Felicia konnte nur staunen während sie den letzten Sonnenstrahlen weiter mit den Augen verfolgte, bis er hinter den dunkelgrünen Baumwipfeln verschwand.
Da bewegte sich plötzlich ein Schatten und ein Geist trat hinter dem Baumstamm hervor.
Felicia wirbelte herum und ihr Herz tat einen Sprung, als sie erkannte, dass es bloß ein Mann mit Kapuze war.
Beinahe hätte sie sich geschämt, dass ihre Beine immer noch vor Überraschung zitterten, als der Mann die Kapuze abzog und ein freundliches, bärtiges Gesicht zum Vorschein kam, das fröhlich grinste. „Alles ist gut Felicia ich stehe hier nur Wache."
Warum tat er so als würde er sie kennen und warum kannte auch er ihren Namen??
„Wer bist du?" fragte Felicia misstrauisch. Der schmächtige Mann, der die selbe Statur wie Joey besaß, lächelte sie bloß an, und sagte etwas in einer fremden Sprache (wahrscheinlich die Mjariner Sprache)
, die einem leichten Singsang im Kopf auslöste, mit vielen komplizierten und schnell ausgesprochenen Wörtern, die Felicia nicht verstand, zu Joey.
Wahrscheinlich war das der Sinn der Sache. Sie sollte nicht mitbekommen was Sache war. „Wer bist du?" versuchte sie es noch einmal.
„Khar li malth 'rit" sagte der Mann bloß noch zu Joey, bevor der über die Brücke verschwand und sie mit dem Fremden allein ließ.

Danke auch, eigentlich wollte ich nur meinen Bruder finden.
Dachte Felicia noch, bevor der Mann voraus ging, und ihr mit einem Handzeichen deutete, ihm zu folgen.
Immer doch. Dachte sie.
Es ist Alltag Fremden durch den Wald zu folgen, die sie dann in einem Dorf in den Bäumen zurück ließen.
Dann gab sie sich einen Ruck und folgte dem Fremden über die Brücke.
Sie wackelte, doch Felicia zweifelte nicht an ihrer Stabilität, wenn Mjariner sie errichtet hatten, die ein ganzes Dorf in den Bäumen bewohnten. Dann waren sie über den tiefen Abgrund hinüber und erreichten eine weitere Holzplattform, auf der ebenfalls jemand Wache stand. Und anschließend ging es eine Leiter hoch und viele, viele Stufen später war Felicia erneut erschöpft. Wahrscheinlich waren sie den ganzen Baum hoch, bis zur obersten Etage.
Tatsächlich ein langer Holzsteg führte von ihrem Baumstamm, zu zwei anderen, um die eine große Halle errichtet war. Und Halle war nicht übertrieben, es war ein Meisterwerk. Außerdem führten Treppen noch weiter Hoch auf eine Plattform über der Halle, von wo man den ganzen Wald erblicken konnte, denn dies war der höchste Punkt.
Eine geschnitzte Holzstatue eines eleganten, mächtigen Vogels, der seine federnen Schwingen weit ausgebreitet hatte, war über den Eingangstoren der Halle angebracht worden und seine langen Schwanzfedern berührten eine große Glocke direkt oberhalb der Tore.
Felicia war wie verzaubert, während sie über den Holzsteg schritt und Äste über ihr, zu einem Tunnel heran geschnitten worden waren, der nun den Steg bis zu den Toren säumte.
Rosen und andere Blumen wuchsen zwischen den Ästen, die den Tunnel bildeten und insgesamt fühlte sich Felicia wie in einem... Traum.

Wie in einem Märchen.

Sie waren am Ende des Steges angekommen und zwei Wachen, die eine einheitliche Rüstung trugen, anderst wie Joey und ihr momentaner Führer, bewachten die Tore. Sie hielten einen Speer in der Hand und standen still da, während ihr Führer mit einem Nicken an ihnen vorbei lief und mit beiden Händen die mächtigen Torflügel aufstieß und herein lief,Felicia direkt hinter ihm.

Die Halle war innendrin viel gemütlicher, als es von außen den Anschein hatte, was auch von den Querbalken herrührte, die die Halle säumten.Die zwei Baumstämme bildeten zwei Säulen, die einen fein geschnitzten Holzthron in ihre Mitte nahmen und an den Seiten waren Fenster eingelassen, die von dunkelroten Vorhängen gesäumt wurden.
Insgesamt war alles sehr gemütlich gestaltet und doch war Felicia überrascht von dem Ausmaß und der Herrlichkeit dieses Raums, sie mochte ihn sofort.
Kurz vor dem Thron blieben sie stehen und ihr Führer rief plötzlich ganz laut etwas in seiner eigenen Sprache, was sie zusammen zucken ließ.
Ein paar Sekunden später kam ein Mann in den Raum herein geheilt, hochgewachsen und breitgebaut, anders wie Joey und ihr bärtiger Führer. Er trug einen Umhang und eine lässige Kleidung, bis auf die silberne Krone, die sein goldenes Haar schmückte. Auf der Krone war der selbe Vogel dargestellt, wie über den Eingangstoren.
Seine Gesichtszüge waren weich, und voller Güte und doch schwang ein Funken Härte und Sorge in seinen Augen mit.
Die fantastische Stimmung sank, aber augenblicklich, als der hochgewachsene Mann sie begrüßte, und zwar mit ihrem ganzen Namen:„Sei gegrüßt Felicia Ava Rennomick, wir haben dich erwartet."
Kannte hier eigentlich jeder ihren ganzen Namen???
Diese Frage wollte sie ihm gerade stellen, als er ihr zuvor kam und ihren Führer schelmisch begrüßte. „Falko" sagte er und umarmte ihn kurz.
Falko, interessant so hieß er also.
Da schickte der hochgewachsene Mann Falko hinaus und Felicia wurde schon wieder zum nächsten abgeschoben, doch wie es schien, war dieser Mann hier so etwas wie ein König und da würde sie schon Antworten finden.
Der König geleitete sie zu einem an der Seite stehendem Tisch und setzte sich ihr gegenüber, dann begann er zu reden:„Tja, du hast wohl viele Fragen, Felicia, aber zuerst lass mich reden. Also, mein Name ist Randuin.
Dein Bruder ist in Sicherheit wir haben ihn bereits hier in Kern versorgt und Falko geleitet dich gleich zu ihm. Allerdings hast du dich bestimmt schon gefragt, wie es nun weiter gehen soll und nun ja, das was du wissen musst ist, dass deine Eltern einst im Dienst der Mjariner standen und euch zur Sicherheit, bei den Dorfmenschen gelassen haben, bevor... "
Bevor sie starben.
„Wir versprachen ihnen auf euch acht zu geben und so habe ich, ein paar meiner Außendienst Leute gebeten, euch zu beobachten. Wie Falko und Joey zum Beispiel, obwohl Joey eigentlich noch nicht dazu gehört. Er beginnt bald erst seine Ausbildung zum vollwertige Mjariner, wir nennen sie auch Springer. "

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt