25. Waagenkeller :Arleen

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Das Schreien wurde immer leiser bis es schließlich verstummte.

Arleen hielt erschrocken inne. Die Schreie waren ihr durch Mark und Bein gegangen, eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Arm.

„Was. War. Das. "fragte sie leise, die anderen schienen genauso schockiert.
„Julian." fragte Arleen besorgt. „Irgendetwas passiert gerade. Beeil dich! Finde den Eingang."
Julian lauschte bloß. Seine Augen waren geschlossen, er hörte bloß dem immer währendem Schwappen der Wellen zu.
„Was tust du! "fragte Arleen aufgebracht und lief am Strand ein paar Schritte hin und her.
„Wir müssen den Waagenkeller finden. Jetzt sofort."
„Sei kurz drei Sekunden leise, ja? "bat Julian sie und seufzte auf.
„Okay." sagte Arleen gutmütig und stellte sich breitbeinig hin.
„Einundzwanzig, Zweiundzwanzig, Dreiundzwanzig... Jetzt, wir müssen gehen! "
Julian machte genervt die Augen auf und blickte sie intensiv an.
„Schwesterherz bitte. "lächelte er ironisch.
„Bruderherz Mein Lieber, sieh es doch ein!" schmeichelte Arleen gespielt, umklammerte seinen Nacken mit ihren Händen und lehnte sich zurück.
„Wir müssen den Eingang finden! "„Ja Arlena." murmelte Julian, und schien plötzlich weg zu sein.

Arleen ließ ihn los, drehte ihm den Rücken zu und lief mit langen Schritten zu Joss zurück.

„Joss? " Joss blinzelte amüsiert.
„Ich stimme dir zu, Arlena wir müssen den Eingang finden. Aber warum fangen wir nicht mit suchen an?"
Sie lächelte schelmisch.
„Ach übrigens du spielst deine Rolle als hochnäsig hervorragend."

Arleen warf den Kopf in den Nacken und stemmte die Hände in die Seite.
„Ich weiß. "lächelte sie und zwinkerte Joss zu.

Ein paar Stunden später, waren sie mit der Suche immer noch nicht vorangekommen, der Strand war völlig verlassen, man hörte nicht einmal Musik aus der Stadt, von dem Sonnenfest, und die grauenvollen Schreie, die aus dem Erdboden zu kamen schienen, hörten sie auch nicht wieder.
Sie hatten sich aufgeteilt, Arleen war an dem Teil des Ufers entlang gegangen und Julian und Joss, keine Ahnung wo die hin verschwunden waren.
Nun waren sie alle wieder zusammen gekommen und alle waren genauso niedergeschlagen aus, wie sie.
Es war hoffnungslos. Arleen hockte sich auf den Boden und stocherte mit ihren Fingern im Kies herum, der von einer feinen Schicht Schnee überzogen war.

Da kam ihr ein Gedanke.
Das Mädchen, das Julian anrempelte, sie hatte gesehen, wie es etwas in der Hand versteckt hielt und ihn dann antatschte. Vielleicht und nur vielleicht, weil sie so verzweifelt war nahm sie die Möglichkeit in Betracht, dass es vielleicht... Irgendetwas zu bedeuten hatte.

Sie stand auf, ging zu Julian hin und tatsächlich, in seinen Gürtel gesteckt, war ein vergilbter, zerknitterte Zettel.
„Das gibt's nicht. "hauchte sie.
„Was?" fragte Julian demotiviert und verschränkte seine Arme, der Blick immer noch auf das Meer gerichtet.
Arleen ging ein wenig näher und zog ihm vorsichtig den Zettel aus dem Gürtel.
Er zuckte zusammen und Arleen legte ihm die Hand auf die Schulter.
Sie wusste nicht was er dulden würde und was nicht, doch es war ihr egal.
Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und hielt den Zettel hoch.
„Schau dir das an. "flüsterte sie und Julians Muskeln spannten sich fast unmerklich an.
„Was ist das." fragte er und seine Augen funkelten geheimnissvoll.

„Lies ihn. "fragte sie und blickte gespannt auf den Zettel in ihrer Hand.
Julians zitternde Hand näherte sich ihrer und ihr Herz blieb beinahe stehen, als seine warme Hand ihre streifte und den Zettel packte.

Immer noch zitternd faltete er ihn auseinander und die schon untergehende Sonne durchleuchtete ihn, sodass er fast durchsichtig wurde.
Schwarze Tinte, hob sich von dem Licht ab wie Nacht von Tag.
Mit enger, geschwungenen Schrift, nicht diese schöne, liebliche, sondern dunkle enge mit vielen Krakeln, was es gruselig wirken ließ, waren drei Zeilen eng beschrieben.
Ganz unten waren drei Worte mit roter Farbe zu erkennen, alles war sehr krakelig. Erst nach ein paar Sekunden, bemerkte sie, dass es Blut war.
Die drei Zeilen konnte sie nicht lesen, die drei Worte mit Blut aber sehr wohl.
Ich lebe... Noch.

Trägerin des Lichts - Der KönigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt