Kapitel 20

199 27 52
                                    

Logan

In weichen Wellen fielen ihr die dunklen, braunen Haare bis zum mittleren Rücken, einzelne Strähnen tanzen sanft im Wind. Der Bikini war mehr als knapp, nur schwer hielt der pinke Stoff die üppige Oberweite oben. Eigentlich war die Bezeichnung Bikini schon zu viel, dafür war es dann doch zu wenig Stoff. Das Mädchen hatte die Kurven, die man sich als Mann wünschte, ich selbst hatte mit einem Mal das dringende Bedürfnis, einmal mit der flachen Hand draufzuklatschen. An sich war sie eine zarte Person, doch ich konnte mir gut vorstellen, dass sie auch durchaus ihre Meinung durchsetzten konnte. Temperament hatte das Mädchen sicher.

Kreischend stand sie mit ihrer Freundin am Wasser, sanft umspülte das kalte Nass ihre Füße. Das andere Mädchen war blasser als ihre Freundin und trug einen schwarzen Bikini. Ihre Haare glänzten schwarz wie die Nacht und waren so glatt wie stilles Wasser. Auch ihre Figur war etwas knochiger als die ihrer Freundin. Des Weiteren schien sie auch um Einiges ruhiger und schüchterner, was ich eigentlich auch normalerweise bevorzugte.

»Logan, du starrst«, nuschelte Gael neben mir, den Mund vollgestopft mit Kartoffelsalat. Sein Fahrrad mit dem platten Reifen hatte er ein paar Meter von uns entfernt in den Sand gepfeffert.

Erschrocken fuhr ich zu ihm herum. »Was?«

»Dir fallen fast die Augen aus dem Kopf«, mischte sich Jean grinsend ein.

Lucinda begann zu kichern. »Ich sag doch, Logan braucht eine Freundin. Er ist völlig untervögelt.«

Blut stieg mir in die Wangen. »Was? Nein, das stimmt gar nicht.» Hastig schob ich mir eine Ladung Kartoffelsalat in den Mund.

»Doch.«

»Nein!«

»Das glaubst du doch selbst nicht.« Gael begann jetzt auch zu grinsen.

Auch Jean lachte. »Ist doch nichts bei. Wie können ja am Wochenende feiern gehen, dann kannst du dir was für eine Nacht suchen.«

Meine Wangen färbten sich noch dunkler, doch glücklicherweise war mein Mund zu voll, um etwas zu sagen.

»War ja klar, dass der Vorschlag von dir kam«, stichelte Gael frech.

»Von mir wäre er so oder so nicht gekommen, ich bevorzuge ein warmes Bett und Schokolade«, meldete Lucinda sich lächelnd und belud ihre Plastikgabel.

»Ja, leider«, jammerte Jean theatralisch. »Dabei sahst du immer so süß aus, wenn du dich zum Feiern rausgeputzt hast, die Kerle haben dir sabbernd nachgeschaut.«

Sie verschluckte sich vor Lachen. »Das glaubst du doch selbst nicht«, keuchte die Kleine kichernd. »Zumal ich ja nicht so oft mit feiern war. Und außerdem, bist du nicht schwul?«

Jean grinste. »Klar bin ich schwul, ich denke, du kannst am besten verstehen, was ich an Männern finde, aber das heißt noch lange nicht, dass ich blind bin.«

Ich reichte Lucinda meine Wasserflasche, weil sie noch immer nach Luft rang. »Hier trink was, nicht dass du mir hier noch erstickst.«

Dankend nahm das Mädchen die Flasche, ihre Atmung beruhigte sich nach ein paar Schlucken wieder.

»Wir können Freitag gern feiern gehen«, griff ich das Thema wieder auf. »Aber damit hat sich das geklärt. Wir reden jetzt über etwas Anderes, oder ich muss meiner Mom leider sagen, dass sie nie wieder Kartoffelsalat für uns machen soll.«

»Oh no!« Lucindas Augen wurden groß.

Doch auch Jean war entsetzt. »Nein, bitte nicht!«

»Das wird nicht ziehen, Linnea liebt es, für uns was zu machen«, bemerkte Gael ruhig und stopfte die nächsten Ladung Kartoffelsalat in den Mund.

Seelenschreiberin (Doppelband)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt