1 - Also ich hatte damals in Mathe immer eine eins

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Ich glaube, so fühlt sich ein Nervenzusammenbruch an

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Ich glaube, so fühlt sich ein Nervenzusammenbruch an. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie reagiert man darauf, wenn die eigenen Eltern und Großeltern, der beste Freund und die einzige Schwester, nicht mehr da sind? Ohne jegliche Vorahnung sitze ich plötzlich hier fest und weiß nicht, wie ich es jemals zurückschaffen soll. Ich wollte schon immer mal etwas total Aufregendes erleben, aber jetzt ändere ich meine Meinung. Mein Leben war so gewöhnlich, nicht langweilig, aber eben normal. Genau das wünsche ich mir jetzt zurück.

Aber nun fange ich am besten mal von vorne an...

Freitag, 18.03.2016

Das schrille Klingeln meines Weckers riss mich aus dem Schlaf. Schmerzlich stellte ich fest, dass ich wohl beim Lesen eingeschlafen war, denn ich spürte meinen Lieblingsroman schwer auf meiner Brust lasten. Mühsam zwang ich mich aus dem Bett und legte den dritten Band von „Chroniken der Unterwelt" auf meinem Nachttisch ab. Ein vom Sonnenlicht gequälter Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon zehn nach sechs war. Mist! Dann hieß es wohl: Wettlauf gegen die Zeit. Das dunkelblaue Kleid an meinem Schrank erinnerte mich an die bevorstehende eindrucksvolle Hochzeit meiner nahezu perfekten Schwester. Ohne es verhindern zu können, sank meine Laune ein Stück weit. Ich schnappte mir meine Klamotten und machte mich auf den Weg ins Bad. Nach einer schnellen Dusche band ich mir einen einfachen Zopf. Make-up trug ich nur sehr selten und dann sparsam. Wenn man täglich aufgetorkelt rumläuft, wer würde es denn dann bemerken, wenn man sich dann wirklich mal Mühe mit seinem Aussehen macht?

  Das Klirren des Geschirrs verriet mir, dass meine Mutter das Frühstück vorbereitet hatte.

„Guten Morgen mein Schatz. Hast du gut geschlafen?", fragte mein Vater, während er den Kopf von der Zeitung hob. Seine hellbraunen Locken, deren Farbe meinem eigenen Haar so ähnlichsah, waren vom Schlaf noch ganz verstrubbelt.

Ich murmelte eine rasche Zustimmung und gab ihm zur Begrüßung einen schnellen Kuss auf die Wange. Ohne ein „Guten Morgen" oder ähnliches begann meine reizende Mutter bereits über mein Outfit zu meckern. Nur fürs Protokoll: Ich trug eine Ripped Jeans, einen beigefarbenen Pulli und Vans. Meine Mutter hingegen war top aufgestylt mit schwarzen Pumps unter einem Businesskostüm. Ihre dunkelblonden Haare waren zu einem ordentlichen Knoten hochgesteckt.                                          „Ich mache mich jetzt auf den Weg zu deiner Schwester, Sophie. Die letzte Anprobe des Kleides steht bevor, danach prüfe ich noch, ob die Location vorbereitet ist, denn wir wollen ja, dass an Katharinas großem Tag alles perfekt ist", lenkte sie das Gespräch zum gefühlt tausendsten Mal für diese Woche auf meine ach so tolle Schwester. Als hätten wir das Gleiche gedacht, verdrehten mein Vater und ich gleichzeitig die Augen. Versteht das nicht falsch, ich liebe meine Schwester, aber in Sachen Perfektion kommt sie nach unserer Mutter. In dem Thema sind beide etwas...eigen.

Kurz später erlöste meine Mutter uns von unserem Leid, indem sie den Autoschlüssel nahm und mit einem kurzen „Bis später" nach draußen verschwand. Nun konnte ich mich entspannt meinem Frühstück zuwenden. Als hätte sie nur darauf gewartet, dass die Luft rein ist, kam Lassie in die Küche gewackelt. Ihre Pfoten sanft auf meinem Schoß waren Aufforderung genug dem Collie durch das lange rot-weiße Fell zu streichen.

Hundred years back ||✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt