24 - War schön sie kennenzulernen, Miss de Lacy

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Ich drücke die Aufzugswelle und denke dabei mit aller Kraft an das Jahr 2016

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Ich drücke die Aufzugswelle und denke dabei mit aller Kraft an das Jahr 2016. Vor mir sehe ich meine Familie. Überglücklich falle ich ihnen in die Arme, nachdem ich wieder genau an derselben Stelle wie damals in der Bibliothek ankomme. Nur zehn Tage später. Die Zeit läuft einfach weiter als wäre nichts passiert. Es fühlt sich an als wäre ich nie weg gewesen. Mein Leben geht weiter.

So ist dieser Moment in meiner Vorstellung. Magisch und wunderbar. Emotional. Aber in Wirklichkeit stehe ich hier in Max' Wohnung, sehe ihm in die Augen und drücke die Aufzugswelle, wobei ich fest an das Jahr 2016 denke. Kein magischer Moment. Nichts. Das Einzige, was ich sehe, ist die Spur von Fassungslosigkeit in Max' Augen. Wie kann das sein? Vielleicht habe ich nicht fest genug an das richtige Datum gedacht. Ich versuche es noch einmal. Denke an 2016, drücke den kleinen goldenen Knopf der Uhr. Und es geschieht wieder absolut nichts.

„Nein. Wie- wie kann das sein? Warum bin ich noch hier? Warum bin ich nicht zu Hause. Im Jahr 2016? Warum hat es nicht funktioniert? Das letzte Rätsel hat doch besagt, wenn ich das letzte Teil habe, kann ich nach Hause...

Und wenn ihr das letzte Teil habt, seid bereit."

Zwei starke Arme auf meinen Schultern unterbrechen meinen panischen Redefluss.

„Sophie, ruhig. Es muss eine Lösung geben. Wir werden eine finden, da bin ich mir sicher" Max drückt mich beruhigend an seine Brust. Streichelt mir sanft über den Rücken. Ich weiß, er versucht mich zu beruhigen, aber ich habe die Panik in seinen Augen gesehen. Seine Hände zittern ein wenig. Er glaubt selbst nicht vollständig an seine Worte. Auch er ist nicht sicher, ob wir noch einen anderen, funktionierenden Weg finden. Ich kann mich nicht beruhigen. In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos und ich zittere am ganzen Leib. Mit meinen Armen kralle ich mich an Max fest. Die Taschenuhr drücke ich vermutlich schmerzhaft in seinen Rücken, während ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge vergrabe und den Tränen freien Lauf lasse. Das Knarzen der Dielen lässt mich aufsehen. Bevor ich mich richtig von Max gelöst habe, spüre ich, wie mir die Taschenuhr ruckartig aus der Hand gerissen wird. Blitzschnell schellt mein Blick nach oben und auch Max dreht sich abrupt um, wobei er mit dem Bein am Sofatisch hängen bleibt und mich fast mit umwirft. Hastig fange ich den Sturz ab und stürze auf die Gestalt im schwarzen Mantel zu. Kurz bevor ich sie erreiche, reißt Max mich zurück und schiebt sich vor mich.

„Na sowas, Junge. Ich muss zugeben, du hast gute Arbeit geleistet."

Die Person lehnt am Bücherregal neben der Wohnungstür und richtet einen ziemlich scharf aussehenden Dolch auf uns. Nun nimmt er die Kapuze seines Mantels ab. Zum Vorschein kommt ein älterer Mann mit faltiger Haut und graumeliertem Haar. Der Bartschatten in Kombination mit dem Zug um seine grauen Augen lässt ihn gefährlich erscheinen. Spielerisch wickelt er die Kette der Taschenuhr um seine Finger. Die Taschenuhr meiner Familie. Was fällt ihm ein?! Wieder will ich am liebsten auf ihn zu stürzen, doch ich bin zu geschockt, um auch nur einen einzigen Schritt zu machen. Und die Klinge hält mich ebenfalls davon ab.

Hundred years back ||✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt