15 - ich muss mal an die frische Luft

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Ich betrachte das bordeauxrote Kleid, welches bereits mit passenden Accessoires auf meinem Bett liegt

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Ich betrachte das bordeauxrote Kleid, welches bereits mit passenden Accessoires auf meinem Bett liegt. Es gefällt mir sehr gut in dieser tollen Farbe.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mir nicht mehr allzu viel Zeit lassen sollte. Ich schlüpfe vorsichtig in das Kleid hinein. Es sieht sehr wertvoll aus, deshalb will ich es auf keinen Fall zerknittern oder gar beschädigen. Das Kleid sitzt perfekt und betont meine schmale Taille. Ich fühle mich ausnahmsweise wirklich hübsch und kann gar nicht anders, als in den Spiegel zu strahlen. Meine braunen Haare fallen mir in leichten Wellen über die Schultern. Mit dem neuen Haarband vom Markt, welches erstaunlich gut zum Kleid passt, binde ich zwei Strähnen nach hinten. Heute werde ich all meine Sorgen vergessen und einfach nur glücklich sein! Jedenfalls nehme ich mir das fest vor.

Unten stehen bereits einige Fremde. Nach und nach realisiere ich, was Katharina unter einem kleinen Zusammentreffen mit Freunden versteht.

Ich persönlich habe solche Abende mit Robin, Netflix und viel Junkfood verbracht und ich hoffe, diese Zeiten kommen wieder. Es ist offensichtlich, dass es heute Abend um mehr geht als nur darum, mit Freunden zu plaudern und guten Wein zu kosten. Dies sind die bedeutenden Abende für große Geschäfte und neue Kontakte. Trotzdem will ich die Hoffnung, dass dies ein grandioser Abend wird noch nicht aus meinem Kopf verbannen. Allein wenn ich daran denke, dass Max da sein wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit atemberaubend aussehen wird, kribbelt es verdächtig in meinem Bauch. Wir sollten füreinander nicht mehr als ein Zeitvertreib sein. Das weiß er genauso gut wie ich. Aber ich ahne schon jetzt, dass er für mich nie so eine geringe Bedeutung haben kann und wenn das für ihn so wäre, würde er mich damit zutiefst verletzen.

„Da bist du ja Sophie", reißt mich Katharina aus meinen Gedanken.

Sie nimmt mich an der Hand und schleppt mich nacheinander zu einer Reihe von Menschen, die ich ja unbedingt kennenlernen muss. Auf solchen Veranstaltungen wird der Krieg beziehungsweise eher die Wehrpflicht äußert deutlich. Der Großteil der Gäste besteht aus Frauen. Findet man doch hin und wieder einen der männlichen Sorte, ist dieser entweder über 45 oder unter 20, denn die Generation dazwischen ist zum dreijährigen Dienst an der Front rekrutiert. Einige Ausnahmen bilden Menschen deren Beruf systemrelevant ist, wie Ärzte oder sonstige. Diese Menschen werden ja auch dringend innerhalb des Landes gebraucht. Auch Willi wurde aufgrund seiner britischen Staatsangehörigkeit nicht eingezogen, wie er mir mal auf meine Verwunderung hin erklärt hat. Max ist offiziell Schweizer Herkunft, die sich ja sowieso aus allem heraushält, wieso auch er einer der wenigen Männer hier ist. Zuerst lerne ich Herrn Fliebel und seine gertenschlanke Frau Gerlinde kennen. Er vertreibt und entwickelt Telefone weiter. Was durchaus ganz interessant sein könnte, wenn man nicht mit Festnetztelefonen und Handys aufgewachsen ist.

Er ist etwas älter, so Mitte bis Ende dreißig. Seine Frau schätze ich auf Anfang dreißig. Der Mann, dessen Vorname nicht erwähnt wurde, sieht sehr intelligent aus. Er trägt eine Brille und na ja, irgendwie wirkt er einfach schlau. Jedoch wurde er im vorigen Jahr im Krieg verwundet, weswegen er nun ein Holzbein hat. Selbst sein aufrichtiges Lächeln kann die Schrecken des Krieges nicht aus seinen Augen vertreiben.

Hundred years back ||✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt