32 - Was habe ich noch zu verlieren...

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Nichts im Leben bekommt man geschenkt

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Nichts im Leben bekommt man geschenkt. So wurde ich erzogen. Mein Leben lang wurde mir immer wieder beigebracht, dass man dafür arbeiten, etwas leisten, muss, um Erfolg zu ernten und sein Ziel zu erreichen. Auch wurde mir immer wieder eingeschärft, dass sich der Aufwand und die ganze Energie, die man in die Sache reingesteckt hat, am Ende lohnt. Und so wurde das dann auch zu einer Art Lebensmotto für mich.

Doch zum ersten Mal zweifle ich an eben diesem Motto. Ist es das wirklich wert? Ist mir eine gemeinsame Zukunft mit Max so viel wert, dass ich dieses Opfer von ihm verlangen kann? Und selbst wenn, habe wir durch dieses Opfer, durch den Verlust des Kostbarsten was ein Mensch besitzt, überhaupt eine gemeinsame Zukunft?

Nein, das kann ich nicht von ihm verlangen. Es muss einen anderen Weg geben, einen unter dem er nicht leidet.

Hektisch, beinahe panisch blättere ich durch das kleine Buch in meinen Händen, aber das war der einzige Punkt unter der Rubrik Ausnahmen. Es zählt nur diese eine Möglichkeit auf. Aus purer Verzweiflung und Frustration pfeffere ich es auf den Schreibtisch.

Besser vermisst er mich und ich gehe alleine zurück in meine Zeit als dass ich auch nur von ihm erwarten könnte, dass er diesen Preis zahlt.

Mein innerer Ordnungszwang bringt mich dazu, das Zeitreisehandbuch nun doch aufzuheben, um es sorgfältig an seinen Platz im Regal zu stellen. Dabei fällt mein Blick auf die dicken Papierbögen neben ihm. Teuer aussehendes Briefpapier mit unserem Familiennamen als Wasserzeichen. Da fällt mir wieder der Brief an Frieda ein, aber ich bin gerade einfach nicht dazu in der Verfassung einen solch wichtigen Brief zu schreiben. Ich weiß ich bin eine miserable Freundin, aber besser sie hört gar nichts von mir und geht davon aus, ich wäre abgereist als einen halbherzigen Brief, der ihr nicht ansatzweise gerecht wird.

Also muss ein neuer Plan her.

Ich werde Max besuchen, am besten sofort. Wir müssen über den Tod seines Vaters Reden, darüber, dass James nie ein Mörder war - wobei diese Tatsache es vielleicht einfacher für Max gemacht hätte, oder auch nicht. Da Willi und Katharina immer noch im Krankenhaus sind, muss ich mich von niemandem verabschieden, wobei ich sicherheitshalber doch Albert Bescheid gebe. Vor der Tür werde ich angenehm von der Natur empfangen. In der Nacht hat es geregnet und dieser Geruch liegt erfrischend in der Luft. Die Vögel zwitschern und die Sonne wirft ein paar Strahlen auf mich. Mit meiner Hand schirme ich mein Gesicht ab und für ein paar Sekunden stehe ich einfach nur da und genieße die Stille.

Auf dem Boden vernehme ich den Schatten der Haustür, welche sich in meinem Rücken befindet.

Langsam drehe ich mich um meine eigene Achse und schaue augenblicklich in Alberts Augen.

„Sophie, morgen wird Wilhelm entlassen. Ich habe es gerade erfahren und wollte sie nur rasch informieren, bevor sie das Haus verlassen."

Das sind tolle Neuigkeiten.

Hundred years back ||✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt