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[Jisung]

Auf dem Rückweg nach Seoul schrieb ich mit Chenle hin und her, welcher wahrscheinlich genervt von mir war. So anhänglich wie ich sein konnte, würde mich das nicht wundern.

Dazu schrieb ich Bambam an, wann ich Seoul erreichen würde, damit er da sein würde. Danach verschwand mein Handy in meiner Tasche und ich schloss die Augen, um zu schlafen.

Erst kurz vor Seoul wurde ich wieder wach und rieb mir verschlafen die Augen. Bereits jetzt vermisste ich es in den Armen von Chenle zu schlafen. In seinen Armen war alles so erholsam und keineswegs bedrückend.

Ich nahm meine Sachen und lief zur Tür, damit ich schnell aus dem Zug raus konnte. Während ich geschlafen hatte waren Sportler eingestiegen und das machte die Luft definitiv nicht angenehmer.

Als die Tür aufging sprang ich aus dem Zug raus und machte mich auf die Suche nach Bambam. Die Masse von Menschen verringerte sich und trotzdem sah ich ihn nirgends, was mir schlechte Laune bereitete. War er überhaupt gekommen?

Ich hasste es auf mich alleine gestellt zu sein und fing relativ schnell an zu weinen. Verzweifelt nahm ich mein Handy. Er hatte geantwortet, aber wo war er?

Erschöpft von dem bedrückendem Gefühl setzte ich mich auf eine Bank, nachdem ich meine Tasche neben mich gelegt hatte. Meine Beine zog ich an meinen Oberkörper und legte meinen Kopf auf die Knie.

Langsam liefen die Tränen meine Wangen entlang. Ich verstand meine Gefühle, wie auch mein Verhalten nicht. Wie konnte man so ernst und erwachsen, aber auch so verletzt und kindlich sein?

Ich nahm die schnellen Schritte eines Menschen wahr, gab mir allerdings nicht du Mühe meinen Kopf zu heben. Alles fühlte sich schwer an. 

Im nächsten Moment spürte ich relativ dünne arme um mich herum. Ohne groß darauf zu achten, wer es war kuschelte ich mich an die Brust von der Person und hielt meine Augen geschlossen.

"Du hast geweint", sagte eine männliche Stimme, die ich Bambam zuordnete.

"Mh."

"Das ist meine Schuld, tut mir leid", murmelte er und drückte mich vorsichtig an sich.

Ich schüttelte nur meinen Kopf und schlang meine Arme um ihn herum. Er war zwar nicht Chenle und konnte mir auch nicht das Gefühl der Sicherheit geben, was Chenle mir gab, aber ich konnte mir wenigstens einreden, dass er ein guter Ersatz sei.

"Sollen wir los?", fragte er leise und strich über meinen Kopf.

Ich strich umständlich mit den Ärmeln meines Pullis, den ich Chenle geklaut hatte, über mein verheultes Gesicht und nickte. Meine Hände fanden ihren Weg zur Tasche und meine schweren Beine ihren Weg, hinter Bambam hinterher, zum Auto.

Meine Tasche warf ich auf die Rückbank und setzte mich neben den älteren. Ich schrieb Chenle, dass Bambam jetzt bei mir war und ich mich zuhause direkt schlafen legen würde.

Es wurde wieder Zeit, dass ich meinem Leben dabei zusah, wie es an mir vorbei flog und ich nichts sinnvolles machte. Oder irgendwas, was mich glücklich machte. 

Müde kuschelte ich mich in den Pulli, der noch nach Chenle roch und lächelte leicht.

Wie konnte es sein, dass ich bei Chenle so glücklich war und nicht daran dachte mir irgendwas anzutun, aber sobald ich zuhause war, keinen Sinn mehr in meinem Leben sah?

☙poor but richᶜʰᵉᶰˢᵘᶰᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt