Prolog

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Leise Geräusche hörte ich vom Flur, allerdings versuchte ich diese zu ignorieren, denn ich wollte nicht aus meinem Halbschlaf erwachen. Angestrengt ließ ich meine Augen noch zu, doch nun konnte ich eine aufgebrachte Stimme wahrnehmen, weswegen ich Sekunde zu Sekunde immer unruhiger wurde.

Plötzlich krachte etwas auf den Boden und ich riss erschrocken die Augen auf. Sofort richtete ich mich im Bett auf und blieb mucksmäuschenstill, um weiter zu lauschen, jedoch herrschte eine große Stille, sodass man sogar mein beschleunigtes Atmen hören konnte.

Nach einigen Sekunden konnte ich ein Geflüster hören, welches gleich wieder verstummte. Langsam und mit einer kleinen Angst in mir stand ich von meinem Bett auf. Vorsichtig suchte ich in der Dunkelheit nach meiner Zimmertür und fand schließlich die kalte Türklinke.

Die Tür machte ich leise auf und konnte nichts sehen, da es stockdunkel war. Es war nichts mehr zuhören, doch als ich ein Knarren hörte, zuckte ich zusammen und ging einen Schritt zurück. Mit meiner Hand tastete ich mich an der Wand ab, um den Lichtschalter zu finden.

Als ich ihn endlich fühlen konnte, gingen auch schon die Lichter des Flurs an und damit konnte ich auch einen Fremden in meinem Haus erblicken, der mitten im Flur stand und sich nun hektisch in meine Richtung umdrehte.

Für ein paar Sekunden blieben meine Augen einfach an dem Unbekannten hängen, wobei ich ihn gründlich analysierte. Der Fremde trug eine schwarze Maske im Gesicht und hatte auch schwarze Klamotten an, wodurch ich zuerst Schwierigkeiten hatte um zu unterscheiden, ob es ein Mädchen oder ein Junge war, doch als ich mir den Körperbau genauer anschaute, war es definitiv ein Junge.

Als mir endlich bewusst wurde in was für einer Situation ich gerade steckte und dieser Typ vor mir ganz bestimmt kein Gast war, wollte ich zum Schreien beginnen und weg rennen, jedoch bemerkte der Dieb, was ich vorhatte und kam eilig auf mich zu. Ich konnte überhaupt nicht darauf reagieren, da er so plötzlich vor mir stand und mich unsanft gegen die Wand drückte, dabei hielt er mir den Mund zu.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an und mein Körper begann leicht zu zittern. Ich legte meine Hand an seine, die mir den Mund zu hielt und wollte, dass er mich los ließ, jedoch tat er dies nicht und starrte mich genauso an. In seinen Augen herrschte nicht die Angst wie bei mir, sondern ein Hauch von Verzweiflung, doch es konnte auch sein das ich mich täuschte.

Als er noch immer nicht vorhatte mich los zu lassen, verlor ich mich in seinen Augen, denn sie waren so anders. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche schönen blauen Augen gesehen. Ich wusste, dass es gerade komplett falsch war an was ich dachte, jedoch hielten sie mich wie gefangen und ich konnte mich nicht daraus befreien.

Auf einmal ließ er mich los und nahm Abstand von mir, dabei ging er ein paar Schritte zurück. Ich bewegte mich nicht von der Stelle und beobachtete jeder seiner Bewegungen. Als er sich schließlich umdrehte und zur Haustür lief, die einfach offen stand, blieb er für einen Moment stehen und drehte sich wieder zu mir um. Ein letztes Mal sah ich in dieses unglaubliche Blau, doch dann verschwand er einfach und ließ seine Augen in meinem Gedächtnis versiegeln.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt